Setz dich und speis mit mir. Legt sich in antiker Stellung auf das Ruhebett.
JUDITH (JOAB.)
Ich hab' Appetit,
Meinthalb'n ich ess' mit.
HOLOFERNES auf Mirza deutend. Die könnt' aber derweil in die Küche gehn.
JUDITH (JOAB.)
Oh, laßt sie hier, sie kann mir nützen,
Ich hab' die Gewohnheit, mich öfters auf sie zu stützen.
Sie lehnt sich in malerischer Stellung auf Mirza.
HOLOFERNES. Wohlan – prenez place! Setzt sich.
JUDITH (JOAB) die Tafel musternd.
Aber, sehr frugal speist der große Holofernes,
Nur ein Huhn mit Salat, und ein Schnitzl ein kälbernes.
HOLOFERNES.
Ich bin mehr Trinker. Nun dein Anliegen?
JUDITH (JOAB) hat sich aufs Taburett gesetzt.
Sehn Sie, mein Volk grabt sich selber sein Grab,
Sie g'wöhnen sich das Sündigen nicht ab;
Der Himmel leid't das nicht,
Jetzt hab'n wir's die G'schicht'.
HOLOFERNES nach und nach benebelt werdend. Was heißt das, »Sündigen«?
JUDITH (JOAB.)
Um so was müssen Sie mich nicht fragen,
Selbst wenn ich's wußt', tät' ich's nicht sagen.
HOLOFERNES.
Trink, und sprich weiter.
JUDITH (JOAB.)
Ich bitt', ich bin das nicht g'wöhnt,
Ich hab' ohnedem z'viel Temperament.
Trinkt und verzieht das Gesicht.
Hm, euren Wein dacht' ich süßer und würziger,
Das is sein Leb'n kein Guld'n, das is ein Achtundvierziger.
HOLOFERNES. Judith, gib mir das erste Bussi!
JUDITH (JOAB.)
Jetzt schon? wie ungestüm!
Aber, Holofernes, Sie sind schlimm!
Ich muß sagen, daß der Schritt mich fast reut,
Mich werden s' weiter nicht ausrichten unsere Leut'!
HOLOFERNES. Wer kann dich ausrichten? Morg'n um die Zeit gibt's gar kein Juden mehr.
JUDITH (JOAB.)
Was sagst du!? Sieh, ich rück' mit meiner Bitte näher,
Schone, ach schon' meine guten Hebräer!
Denk, Stolzer, mein Volk bild't sich viel zu viel ein,
Wenn es glaubt, deines Zornes würdig zu sein.
HOLOFERNES. Guter Gedanken! hätt' ich ihn gehabt, eh bien; – aber er is von dir, und ich – steh' nicht an auf deine Gedanken; folglich – folglich wird dein Volk verbrennt – rein alles verbrennt.
JUDITH (JOAB) heftig vom Stuhl auffahrend.
Also keine Rettung für meine Nation?!
Meinen Ruf bracht' ich zum Opfer, und hab' nix davon?!
HOLOFERNES für sich. Sie wird köbig. Steht etwas wankend auf und ruft. Kämmerling!
ACHIOR vortretend. Befehlen –?
HOLOFERNES. Wo steckst du, wenn ich sag': »Kämmerling«? Leise. Du der trau' ich nicht.
ACHIOR leise. Ich trau' gar keiner.
HOLOFERNES leise. Du weißt, was mir einmal getraumt hat – du weißt –
ACHIOR leise. Ich weiß auch welche Vorkehrung Dieselben treffen ließen.
HOLOFERNES leise. Ganz recht – muß heute vorgekehrt werden – die Vorkehrung – verstanden?
ACHIOR leise. Sehr wohl! Geht ins Schlafzelt ab.
HOLOFERNES zu Judith, sich ihr nähernd. Bussi! bei meinem Zorn, ein Bussi!
JUDITH (JOAB.)
Zorn und Bussi, wie reimen sich diese Worte?
Mit grimmiger Aufwallung.
Geben S' lieber Obacht, daß ich Ihnen nicht morde.
Ja ja so spricht sie die Judith,
Denn sie kennt sich vor Wut nit –
HOLOFERNES lachend. Hoho! Hohoho! Ich soll mich fürchten? Da müßt' ich ein sauberer Holofernes sein. – Schad' – ich hab' jetzt meinen Schwindel –
Achior tritt aus dem Schlafzelte, und läßt den Vorhang desselben offen; man sieht das reichverzierte Innere, und das Bett des Holofernes. Achior geht links in der Szene ab.
JUDITH (JOAB) zu Holofernes.
Schwindel? die Unsern nenne 's einen Affen,
Und wer ihn fühlt der legt sich schlafen.
HOLOFERNES. Das tu' ich auch – Nimmt sein Schwert ab, und legt es auf den Tisch. Mit stolzem Hohn zu Judith. Hier liegt mein Schwert – du kannst hier Schildwach' stehn – Indem er in das Schlafzelt wankt. damit dir die Zeit vergeht. – Sich niederlegend. Wenn ich ruf': »G'wehr aus!« so gibst du mir – das Bussi.
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