Sie werden für Ihr Leben lang gebrandmarkt sein.«

»Aber so fühle ich mich nicht wohl«, murmelte der Mann immer verwirrter. »Ich will nicht, daß es so weitergeht.«

»Sie erstaunen mich wirklich«, sagte ich mit kühler Stimme. »Muß ich nicht fast glauben, daß Sie ein asozialer Typus sind? Sie können mir glauben, daß wir im Laboratorium an diese Geschichte denken werden. Und das kann für Sie unangenehm werden.«

Das wirkte. Zu seiner Verwirrung gesellte sich Angst. Hilflos wandte er seine starren Blicke von seiner Frau zu mir und wieder zurück. Nach einer kleinen Pause fuhr ich fort:

»Aber ich bin überzeugt, daß Sie es nicht so schlimm meinten. Sie wollten sicher sein, daß auch Ihre Frau ihr Mißtrauen allen Ernstes aufgegeben hat, und das hat sie. Das haben Sie jetzt wohl gemerkt. Es gibt also keinen Grund mehr zur Scheidung? Habe ich recht?«

»J-ja«, gab er, durch meine Freundlichkeit beruhigt, zu, selbst wenn er meinem Gedankengang nicht recht hatte folgen können. »Natürlich, dann gibt es keine Ursache mehr – zur Scheidung.« Das Gesicht der Frau dagegen, die sofort begriffen hatte, daß die Gefahr jetzt behoben und alles beim alten war, strahlte in großer Erleichterung auf. Ihre Dankbarkeit war meine einzige Belohnung für meine aufgeopferte Freizeit. Gewiß störte mich Togo Baharas verdrießliche Miene, aber die würde sich mit der Zeit wohl wieder aufhellen. Um ihn aufzumuntern, rief ich ihnen nach:

»Nachher müssen Sie wiederkommen und mir Bericht erstatten, ob Ihr Mann wirklich meint, was er gesagt hat, oder ob er tatsächlich ein asozialer Typus ist!«

Bahara wußte, daß ich sein Chef war. Kadidja Kapporis Ehe war gerettet.

7

In jener Woche waren unsere Experimente ungewöhnlich günstig ausgefallen. Nicht weniger als drei der Zehn-Mann-Gruppe fehlten unter den Anzeigen, und glücklicherweise hatte die Polizei schnell und prompt die Verhaftungen vorgenommen. Wir hatten also drei außenstehende und nichtsahnende Personen zu unserer Verfügung.

Der Polizeichef Karrek fand sich persönlich zur Untersuchung ein. Groß und mager, ließ er sich auf einen Stuhl nieder, streckte seine langen Beine von sich, faltete die Hände über der schmalen Brust und wartete mit einem geheimnisvollen Feuer in den zusammengekniffenen Augen. Er war eine merkwürdige Persönlichkeit. Er schien dazu geboren, es noch weit zu bringen. Seine Haltung konnte ebenso schlaff oder noch schlaffer als die Rissens sein, und doch wirkte er nie unmilitärisch. Während Rissen nur von seinen eigenen Impulsen geleitet wurde und er selbst mehr zu treiben als zu steuern schien, wirkte Karreks zusammengesunkene Haltung wie ein Ansatz zum Sprung, und in dem verschlossenen Gesicht, aus dem Glanz seiner halb geschlossenen Augen konnte man lesen, daß es der Sprung eines wilden Tieres sein würde, das sein Ziel nicht verfehlt. Ich hatte nicht nur Respekt vor seiner Stärke, ich setzte auch meine Hoffnungen in seine Macht. Es sollte sich bald zeigen, daß ich auf die richtige Karte gesetzt hatte.

Die drei Verhafteten wurden nacheinander zur Untersuchung hereingeführt. Zwei von ihnen gehörten zu einer Sorte, mit der wir bisher nichts zu tun gehabt hatten, gewöhnliche Verbrechertypen. Die Summen, welche ihnen der Spion versprochen hatte, waren einfach eine unwiderstehliche Lockung für sie gewesen. Eine von ihnen, eine Frau, erheiterte sowohl uns wie den Polizeichef mit ihren intimen, vertraulichen Mitteilungen über den Charakter und die Gewohnheiten ihres Mannes. Eine intelligente und witzige Frau, aber kein wünschenswerter Mitsoldat mit ihrem so ausgeprägten Individualegoismus.

Der dritte hingegen gab uns zu denken.

Warum er seine Frau nicht angezeigt hatte, lag – allem Anschein nach auch für ihn selbst – in Dunkel gehüllt. Einerseits zeigte er keine so ekstatische Dankbarkeit für das Vertrauen seiner Frau wie die kleine bleiche Frau, die wir als erste untersucht hatten, anderseits hatte er auch kein Interesse für die versprochenen Summen. Selbst wenn er nicht alle Möglichkeiten, daß seine Frau eine Spionin sein könnte, direkt verneinte, war er augenscheinlich nicht überzeugt davon, daß sich wirklich alles so verhielt, wie sie es erzählt hatte.