Gegen drei Uhr nachmittags legte die Pinasse am Ufer an und brachte uns alle diese Dinge, über die wir uns sehr freuten; wir gaben das Großboot wie versprochen zurück. Was die Männer betraf, die mit der Pinasse gekommen waren, so hatte der Kapitän Leute ausgesucht, von denen er wußte, daß sie nicht zu uns übergehen würden; sie hatten auch strengen Befehl, bei Todesstrafe keinen von uns wieder mit an Bord zu bringen, und beide Seiten hielten sich so gewissenhaft an die Verabredung, daß weder wir sie aufforderten zu bleiben, noch sie uns mitzukommen.
Wir waren jetzt ein recht ansehnlicher Trupp, im ganzen siebenundzwanzig Mann, sehr gut bewaffnet und mit allem außer Proviant ausgerüstet; wir hatten zwei Zimmerleute bei uns, einen Geschützmeister und, was soviel wert war wie alle übrigen zusammen, einen Wundarzt oder Doktor, das heißt, er war in Goa der Gehilfe eines Wundarztes gewesen und wurde bei uns als Überzähliger geführt. Die Zimmerleute hatten ihr gesamtes Werkzeug mitgebracht, der Doktor alle seine Instrumente und Arzneien, und wir hatten wirklich eine große Menge Gepäck bei uns, jedenfalls insgesamt, denn einige von uns hatten kaum mehr als die Kleidung, die sie auf dem Leib trugen, darunter auch ich; ich hatte jedoch etwas, was keiner von ihnen besaß, nämlich die zweiundzwanzig Goldmoidors, die ich in Brasilien gestohlen hatte, und zwei Pesos zu acht Realen. Die beiden Pesos und einen Moidor zeigte ich, und keiner vermutete jemals, daß ich außerdem noch irgendwelches Geld besaß, denn sie wußten ja, daß ich nur ein armer Junge war, aus Barmherzigkeit aufgelesen, wie der Leser weiß, und als Sklave benutzt von meinem grausamen Herrn, dem Steuermann.
Der Leser mag sich wohl leicht vorstellen, daß uns vieren, die wir als erste dort geblieben waren, die Ankunft der übrigen Freude bereitete, ja daß sie uns freudig überraschte, wenn wir auch anfangs Furcht empfunden und gedacht hatten, sie kämen uns holen, um uns zu hängen; sie taten jedoch das ihrige, uns davon zu überzeugen, daß sie in der gleichen Lage waren wie wir, nur mit dem Unterschied, daß sie sich freiwillig, wir jedoch gezwungenermaßen darin befanden.
Das erste, was sie uns nach einem kurzen Bericht darüber, wie sie das Schiff verlassen hatten, mitteilten, war, daß sich unser Kamerad an Bord befand; wie er aber dorthin gelangt war, vermochten wir uns nicht vorzustellen, denn er war heimlich ausgerissen, und wir hätten nicht gedacht, daß er gut genug schwimmen konnte, um sich bis zu dem so weit draußen liegenden Schiff zu wagen, ja wir hatten nicht einmal gewußt, daß er überhaupt schwimmen konnte, und in keiner Weise vermutet, was wirklich geschehen war, sondern wir waren der Meinung gewesen, er habe sich im Wald verlaufen und sei von wilden Tieren zerrissen worden oder den Eingeborenen in die Hände gefallen und von ihnen ermordet worden. Diese Annahme hatte vielerlei Befürchtungen in uns geweckt, es könne früher oder später auch unser Schicksal sein, den Eingeborenen in die Hände zu fallen. Als wir nun aber hörten, daß er an Bord war und dort mit Müh und Not wieder Aufna hme und Verzeihung gefunden hatte, waren wir ruhiger als zuvor.
Da wir jetzt, wie gesagt, eine beträchtliche Anzahl Leute und deshalb in der Lage waren, uns zu verteidigen, versprachen wir einander als erstes in die Hand, uns aus keinem Anlaß trennen zu wollen, sondern miteinander zu leben und zu sterben, kein Wild zu töten, ohne es mit den übrigen zu teilen, uns in allem durch die Mehrheit leiten zu lassen und nicht auf unserem Willen zu beharren, wenn die Mehrheit dagegen war; wir wollten einen von uns zum Kapitän ernennen, der unser Befehlshaber und Anführer sein sollte, solange es uns gefiel. Während er im Amt war, wollten wir ihm bei Todesstrafe rückhaltlos gehorchen, und alle sollten an die Reihe kommen; der Kapitän dürfe aber in keiner Angelegenheit ohne den Rat der übrigen handeln, sondern nach dem Willen der Mehrheit.
Nachdem wir diese Regeln festgelegt hatten, beschlossen wir, das Nötige zu tun, um uns Nahrung zu beschaffen und Verhandlungen mit den Einwohnern oder Eingeborenen der Insel aufzunehmen, damit sie uns versorgten. Was Lebensmittel betraf, so waren jene uns zuerst sehr nützlich, aber wir wurden ihrer schon bald müde, denn es waren unwissende, habsüchtige, rohe Menschen, schlimmer noch als die Eingeborenen aller anderen Länder, die wir gesehen hatten, und wir stellten nach kurzer Zeit fest, daß wir uns den Hauptteil unserer Nahrung mit unseren Gewehren beschaffen konnten, indem wir Rehe, anderes Wild sowie Vögel jeder Art schossen, die dort reichlich vorhanden sind.
Wir bemerkten, daß uns die Eingeborenen nicht störten und sich nicht viel um uns kümmerten; sie fragten auch nicht und wußten wohl nicht, ob wir bei ihnen blieben oder nicht, und noch viel weniger, daß unser Schiff endgültig abgefahren war und uns dagelassen hatte, wie es tatsächlich der Fall war, denn am nächsten Morgen, nachdem wir das Großboot zurückgeschickt hatten, stach das Schiff südostwärts in See und war nach vier Stunden außer Sicht.
Am folgenden Tag begaben sich zwei von uns auf einem Weg und zwei auf einem anderen ins Landesinnere, um sich umzusehen, in was für einer Gegend wir uns befanden, und wir stellten bald fest, daß das Land sehr reizvoll und fruchtbar war
– angenehm, darin zu leben, aber, wie gesagt, von einer Schar von Geschöpfen bewohnt, die kaum menschlich waren und sich in keiner Weise umgänglich machen ließen.
Wir stellten auch fest, daß es in der Gegend viel Vieh und Nahrungsmittel gab, wußten aber nicht, ob wir wagen konnten, sie uns zu nehmen, wo wir sie fanden, und obgleich wir Vorräte brauchten, wollten wir uns doch nicht ein ganzes Volk von Teufeln auf einmal auf den Hals ziehen, und deshalb erklärten sich einige unserer Leute bereit, mit ein paar von den Einheimischen, wenn möglich, zu sprechen, um herauszubekommen, wie wir uns ihnen gegenüber verhalten mußten. Elf von unseren Männern unternahmen diesen Gang, gut bewaffnet und zur Verteidigung gerüstet. Sie brachten die Nachricht zurück, sie hätten einige der Eingeborenen gesehen, die ihnen gegenüber sehr höflich zu sein schienen, aber sehr scheu und ängstlich wurden, als sie ihre Gewehre erblickten, denn offensichtlich wußten sie, was diese waren und wozu sie dienten.
Die Männer machten ihnen Zeichen, daß sie etwas zu essen wollten, und da gingen sie fort und holten ein paar Kräuter und Wurzeln sowie ein bißchen Milch; anscheinend beabsichtigten sie aber nicht, sie zu verschenken, sondern sie zu verkaufen, und erkundigten sich durch Zeichen, was unsere Leute geben wollten.
Das versetzte diese in Verlegenheit, denn sie hatten nichts zum Tauschen; einer von ihnen zog jedoch ein Messer heraus und zeigte es ihnen; es gefiel ihnen so gut, daß sie bereit waren, um seinetwillen aufeinander loszugehen. Als der Seemann das sah, wollte er sein Messer vorteilhaft losschlagen und ließ sie eine gute Weile darum feilschen, während ihm einige Wurzeln, andere Milch boten; endlich bot ihm einer eine Ziege an, und er nahm sie. Dann zeigte ihnen ein zweiter unserer Leute ein Messer, sie hatten aber nichts, was gut genug dafür gewesen wäre, und so machte einer ein Zeichen, sie wollten gehen und etwas holen; nun warteten unsere Männer drei Stunden lang auf ihre Rückkehr. Als sie kamen, brachten sie eine kleine, gedrungene, dicke Kuh, die fettes, gutes Fleisch hatte, und gaben sie ihm für sein Messer.
Der Markt hier war gut, unser Pech war jedoch, daß wir keine Ware besaßen, denn unsere Messer brauchten wir ebenso notwendig wie sie, und hätten wir keinen Mangel an Nahrungsmitteln gelitten und sie uns nicht dringend beschaffen müssen, dann hätten sich die Männer nicht von ihren Messern getrennt. Kurze Zeit darauf stellten wir jedoch fest, daß die Wälder voll waren von lebenden Geschöpfen, die wir zu unserer Ernährung erlegen konnten, ohne Anstoß bei den Einwohnern zu erregen; so gingen unsere Leute täglich auf die Jagd und kehrten niemals ohne die eine oder die andere Beute zurück, denn was die Eingeborenen betraf, so hatten wir keine Tauschwaren, und unser gesamter Geldvorrat hätte uns nicht lange am Leben erhalten. Wir beriefen aber eine allgemeine Versammlung ein, um zu sehen, wieviel Geld wir hatten, und um alles zusammenzulegen, damit es so weit reichte wie nur möglich, und als ich an die Reihe kam, zog ich einen Moidor sowie die beiden schon erwähnten Pesos hervor.
Den Moidor wagte ich zu zeigen, damit sie mich nicht verachteten, weil ich zuwenig zu dem Vorrat beigesteuert hatte, und sich nicht herausnahmen, mich zu durchsuchen; sie waren sehr gefällig zu mir, in der Annahme, ich sei ihnen gegenüber so redlich gewesen, ihnen nichts zu verbergen.
Unser Geld nützte uns jedoch wenig, denn die Leute kannten weder seinen Wert und Zweck, noch verstanden sie das Gold im Verhältnis zum Silber einzuschätzen, so daß unsere Barschaft, die nicht groß war, nachdem wir alles zusammengelegt hatten, uns nur wenig Vorteil brachte, das heißt, um uns Nahrungsmittel zu kaufen.
Als nächstes überlegten wir, wie wir von diesem verfluchten Ort fortkommen und wohin wir uns wenden könnten. Als ich an der Reihe war, meine Meinung zu äußern, erklärte ich den anderen, ich wolle alles völlig ihnen überlassen und ich sähe es lieber, wenn sie mich in den Wald gehen lassen wollten, um Nahrung für sie zu suchen, anstatt sich mit mir zu beraten, denn ich sei mit allem einverstanden, was sie zu tun beschlossen; hierzu waren sie aber nicht bereit, da sie nicht erlauben wollten, daß jemand von uns allein in den Wald ginge, weil wir, obwohl wir noch keine Löwen oder Tiger in den Wäldern gesehen hatten, doch mit Sicherheit annahmen, daß es viele auf der Insel gab, neben anderen, ebenso gefährlichen oder vielleicht noch gefährlicheren Tieren, wie wir später durch eigene Erfahrung auch feststellten.
Wir erlebten auf der Jagd nach Nahrung viele Abenteuer in den Wäldern und trafen auf wilde, schreckliche Tiere, deren Namen wir nicht kannten; da sie aber ebenso wie wir Beute suchten und von keinerlei Nutzen für uns waren, störten wir sie so wenig wie möglich.
Die Beratungen, die wir jetzt, wie schon erwähnt, darüber abhielten, wie wir von diesem Ort entkommen konnten, endeten nur mit dem Ergebnis, daß wir, weil sich zwei Zimmerleute unter uns befanden und sie Werkzeug fast jederlei Art bei sich hatten, versuchen wollten, uns ein Boot zu bauen, mit dem wir über das Meer von hier fort und dann vielleicht zurück nach Goa gelangen oder an irgendeinem anderen geeigneten Ort landen könnten, um unsere Flucht zu bewerkstelligen. Die Beratungen auf dieser Versammlung waren zwar nicht übermäßig bedeutungsvoll, da sie aber ansche inend bemerkenswertere Abenteuer anbahnten, die sich viele Jahre später unter meiner Führung hier in der Gegend ereigneten, denke ich, daß es ganz unterhaltsam sein mag, wenn ich über diese Miniaturausgabe meiner künftigen Unternehmungen berichte.
Gegen den Bau eines Boots hatte ich nichts einzuwenden, und sie machten sich sogleich an die Arbeit; dabei aber ergaben sich große Schwierigkeiten, wie der Mangel an Sägen, um unsere Planken zu schneiden; des weiteren an Nägeln, Bolzen und Dornen zum Befestigen der Bretter, an Hanf, Pech und Teer zum Kalfatern und Schmieren der Ritzen und dergleichen mehr. Schließlich schlug einer aus der Gesellschaft vor, sie sollten anstelle einer Barke, Schaluppe oder wie immer sie es nennen wollten, mit der sie so viele Schwierigkeiten hatten, eine große Piroge oder ein Kanu bauen, was ganz leicht auszuführen sei.
Jemand wandte ein, wir könnten niemals ein Kanu bauen, das groß genug sei, um damit über den weiten Ozean zu fahren, den wir überqueren mußten, um die Küste von Malabar zu erreichen; es würde nicht nur ungeeignet sein, dem Meer standzuhalten, sondern auch, die Last aufzunehmen, denn wir waren ja siebenundzwanzig Mann, führten eine Menge Gepäck bei uns und mußten darüber hinaus zu unserem Unterhalt noch viel mehr mitnehmen.
Ich hatte niemals zuvor Anstalten gemacht, bei ihren allgemeinen Beratungen meine Meinung zu äußern, da ich aber sah, daß sie sich nicht entscheiden konnten, welche Art Fahrzeug sie bauen und wie sie es bauen sollten, was für unsere Zwecke am geeignetsten sei und was nicht, sagte ich ihnen, ich dächte, sie befänden sich bei ihren Überlegungen auf einem toten Punkt. Freilich könnten wir niemals wagen, die Überfahrt nach Goa an der Küste von Malabar mit einem Kanu zu unterne hmen, in dem wir zwar alle Platz finden und das dem Meer ganz gut standhalten, das aber keinesfalls unsere Vorräte aufnehmen könnte, besonders nicht genügend Trinkwasser für die Fahrt; wenn wir uns auf ein solches Abenteuer einließen, bedeutete das nichts anderes, als daß wir in den sicheren Tod gingen; trotzdem aber sei ich dafür, ein Kanu zu bauen.
Sie erwiderten, sie hätten alles, was ich zuvor gesagt habe, recht gut verstanden; was ich aber damit meinte, ihnen erst zu erklären, wie gefährlich und unmöglich es sei, die Flucht in einem Kanu zu wagen, und ihnen dann doch zu raten, ein Kanu zu bauen, könnten sie nicht begreifen.
Darauf antwortete ich, meiner Meinung nach sei es für uns nicht das Zweckmäßigste, zu versuchen, in einem Kanu zu entkommen, sondern, da ja außer unserem Schiff noch andere Fahrzeuge auf See waren und nur wenige Völker, die an der Meeresküste lebten, so primitiv waren, daß sie nicht mit irgendwelchen Booten das Meer befuhren, sei es das Zweckmäßigste für uns, vor der Küste der Insel, die sehr lang war, zu kreuzen und das erstbeste unserem in seiner Seetüchtigkeit überlegene Fahrzeug, das wir kapern konnten, zu nehmen, und mit diesem ein anderes, bis wir vielleicht schließlich ein gutes Schiff erbeuteten, das uns überallhin trüge, wohin wir fahren wollten.
„Ein ausge zeichneter Rat“, sagte einer. „Ein bewundernswerter Rat“, erklärte ein anderer. „Ja, ja“, äußerte sich der dritte (es war der Geschützmeister), „der englische Hund hat uns einen ausgezeichneten Ratschlag gegeben, aber der ist durchaus geeignet, uns alle an den Galgen zu bringen. Der Gauner hat uns einen teuflischen Rat gegeben, zu rauben, bis wir von einem kleinen Boot zu einem großen Schiff kommen, und so werden wir zu richtigen Piraten, die schließlich am Galgen enden.“
„Du kannst uns Piraten nennen, wenn du willst“, erwiderte ein anderer, „und wenn wir in die falschen Hände fallen, werden wir vielleicht als Seeräuber behandelt, aber das ist mir gleich, ich will lieber ein Seeräuber oder sonst etwas sein, ja sogar als Seeräuber gehängt werden, ehe ich hier verhungere. Darum halte ich den Rat für sehr gut.“ Und so riefen alle: „Laßt uns ein Kanu bauen.“ Der von den anderen überstimmte Geschützmeister fügte sich; als wir aber die Versammlung auflösten, trat er zu mir, nahm mich bei der Hand und blickte sehr ernst in meine Handfläche und auch in mein Gesicht. „Mein Junge“, sagte er, „du bist geboren, um eine Menge Unheil anzurichten; du hast sehr jung als Pirat begonnen, aber hüte dich vor dem Galgen, junger Mann – hüte dich, sage ich, denn du wirst ein berühmter Räuber werden.“
Ich lachte ihn aus und erwiderte, ich wisse nicht, was vie lleicht später aus mir würde, wie unsere Lage aber jetzt sei, so machte ich mir keinerlei Gewissen daraus, um unsere Freiheit zu erlangen, das erstbeste Schiff zu kapern, das des Wegs käme; ich wünschte nur, wir könnten eins erblicken und es erbeuten.
Während wir noch sprachen, berichtete uns einer unserer Leute, der an der Tür unserer Hütte stand, der Zimmermann, der sich anscheinend in einiger Entfernung auf einem Hügel befand, habe gerufen: „Ein Segel! Ein Segel!“ Wir liefen sogleich alle hinaus, aber obwohl sehr klares Wetter herrschte, vermochten wir nichts zu sehen; der Zimmermann brüllte uns jedoch immer weiter zu: „Ein Segel! Ein Segel!“ Wir rannten den Hügel hinauf und sahe n dort nun deutlich ein Schiff, aber es befand sich in sehr großer Entfernung, zu weit fort, als daß wir ihm ein Signal hätten geben können. Trotzdem zündeten wir mit allem Holz, das wir zusammenraffen konnten, auf dem Hügel ein Feuer an und erzeugten soviel Rauch wie nur möglich. Der Wind hatte sich gelegt, und es war fast windstill; durch ein Fernglas, das der Geschützmeister in der Tasche trug, glaubten wir jedoch zu erkennen, daß die Segel des Schiffs sich blähten und es mit rauhem Wind auf ablaufendem Kurs nach Ostnordost steuerte, ohne auf unser Signal zu achten, und auf das Kap der Guten Hoffnung zuhielt, und so brachte es uns keinen Trost.
Wir machten uns daher sogleich an die Arbeit, um unsere Absicht auszuführen und ein Kanu zu bauen; nachdem wir einen sehr großen Baum ausgesucht hatten, der unserem Wunsch entsprach, begaben wir uns ans Werk, und da wir drei gute Äxte mit uns hatten, gelang es uns, ihn zu fällen; es dauerte jedoch vier Tage, obgleich wir sehr hart arbeiteten. Ich erinnere mich nicht, aus was für Holz wir das Boot fertigten, noch an seine genauen Ausmaße, ich weiß aber noch, daß es sehr groß war, und als wir es vom Stapel ließen und es aufrecht und ruhig schwimmen sahen, waren wir davon so ermutigt, wie wir es zu einem anderen Zeitpunkt gewesen wären, wenn wir ein gutes Kriegsschiff zu unserer Verfügung gehabt hätten.
Das Boot war so groß, daß es uns alle ganz ohne jede Schwierigkeiten trug und auch zwei bis drei Tonnen Gepäck aufgenommen hätte, und so begannen wir zu beraten, ob wir nicht übers Meer direkt nach Goa fahren sollten; viele andere Überlegungen brachten uns aber – besonders, als wir uns näher damit befaßten – von diesem Gedanken ab. Zum Beispiel hatten wir keine Nahrungsmittel und keine Fässer für Trinkwasser, keinen Kompaß, um danach zu steuern, keine Deckung gegen die Brecher des offenen Meers, die uns gewiß zum Scheitern brächten, keinen Schutz vor der Sonnenhitze und dergleichen mehr, so daß sie alle bereitwillig meinem Plan zustimmten, dort, wo wir uns befanden, umherzukreuzen und abzuwarten, was sich uns böte.
Wir fuhren also, um unsere Laune zu befriedigen, eines Tages alle zusammen mit dem Boot aufs Meer hinaus, und wir hatten bald genug davon, denn als wir sämtlich an Bord und etwa eine halbe Meile weit draußen waren, ging die See ziemlich hoch, obgleich wenig oder kein Wind wehte, und das Boot schaukelte dermaßen auf dem Wasser, daß wir glaubten, es werde sich schließlich mit dem Kiel nach oben drehen, und so legten wir alle Hand an, um es näher an die Küste zu bringen. Als wir es dann auf einem anderen Kurs hatten, schwamm es ruhiger, und durch einige harte Arbeit bekamen wir es wieder in die Nähe des Landes.
Wir befanden uns jetzt in großer Verlegenheit. Die Eingeborenen waren uns gegenüber recht höflich und kamen oft, um sich mit uns zu unterhalten; einmal brachten sie einen Mann mit, dem sie – als einem König unter ihnen – großen Respekt erwiesen, und sie richteten einen hohen Pfahl zwischen sich und uns auf, mit einer langen Haarquaste daran, die nicht oben auf der Spitze, sondern ein wenig über der Pfahlmitte hing und mit kleinen Ketten, Muscheln, Messingstückchen und dergle ichen verziert war.
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