Mutter hat vier Flammen.»
«Aber natürlich geht es mit zweien.»
«Nun pass doch mal auf, Junge!»
«Wir wollen doch ganz einfach essen, da reichen zwei Flammen vollkommen.»
«Wollen wir auch. Aber ’ne Suppe willst du doch haben: erster Topf. Und dann Fleisch: zweiter Topf. Und Gemüse: dritter Topf. Und Kartoffeln: vierter Topf. Wenn ich dann zwei Töpfe auf den beiden Flammen warm habe, sind unterdes die beiden ändern kalt geworden. Bitte!»
«Ja», sagt er gedankenvoll. «Ich weiß doch auch nicht …»
Und plötzlich, ganz erschrocken: «Aber dann brauchst du ja vier Kochtöpfe!»
«Brauch ich auch», sagt sie stolz. «Damit komm ich noch nicht einmal aus. Einen Schmortopf muss ich auch haben.»
«O Gott, und ich hab nur einen gekauf!»
Lämmchen ist unerbittlich: «Dann müssen wir eben noch vier dazu kaufen.»
«Aber das geht doch nicht vom Gehalt, das geht doch schon wieder vom Ersparten!»
«Das hilf aber nichts. Junge, sei schon vernünfig. Was sein muss, muss doch sein, wir brauchen doch die Töpfe.»
«Das habe ich mir ganz anders gedacht», sagt er traurig. «Ich denke, wir kommen vorwärts und sparen, und nun fangen wir gleich mit Geldausgeben an.»
«Aber wenn es sein muss!»
«Der Schmortopf ist ganz überflüssig», sagt er erregt. «Ich eß nie Geschmortes. Nie! Nie! Wegen so ein bisschen Schmorbraten einen ganzen Topf kaufen! Nie!»
«Und Rouladen?» fragt Lämmchen. «Und Braten?»
«Also, die Wasserleitung ist auch nicht in der Küche», sagt er verzweifelt. «Wegen Wasser musst du immer in die Küche von Frau Scharrenhöfer gehen.»
«O Gott!» sagt sie wieder einmal. –
Von weitem sieht eine Ehe außerordentlich einfach aus: zwei heiraten, bekommen Kinder. Das lebt zusammen, ist möglichst nett zueinander und sucht vorwärts zu kommen. Kameradschaf, Liebe, Freundlichkeit, Essen, Trinken, Schlafen, das Geschäf, der Haushalt, sonntags ein Ausflug, abends mal Kino! Fertig.
Aber in der Nähe löst sich die ganze Geschichte in tausend Einzelprobleme auf. Die Ehe, die tritt gewissermaßen in den Hintergrund, die versteht sich von selbst, ist die Voraussetzung, aber beispielsweise: wie wird das nun mit dem Schmortopf? Und soll er gleich heute Abend noch Frau Scharrenhöfer sagen, dass sie die Uhr aus dem Zimmer nimmt? Das ist es.
Dunkel fühlen es die beiden. Aber das sind noch keine dringenden Probleme, jeder Schmortopf wird über der Feststellung vergessen, dass sie jetzt allein im Abteil sind. Der Grämliche ist irgendwo ausgestiegen. Sie haben es gar nicht gemerkt. Schmortopf und Stutzuhr bleiben hinten, sie nehmen sich in die Arme, der Zug rattert. Ab und an holen sie einmal Atem, und dann küssen sie sich wieder, bis der langsamer fahrende Zug verrät: Ducherow.
«O Gott, schon!» sagen beide.
Pinneberg wird mystisch,
und Lämmchen bekommt Rätsel zu raten
«Ich habe ein Auto bestellt», sagt Pinneberg hastig, «der Weg zu uns raus wäre doch zuviel geworden für dich.»
«Aber wieso denn? Wo wir sparen wollen! In Platz sind wir doch erst vorigen Sonntag zwei Stunden gelaufen!»
«Aber deine Sachen …»
«Die hätte uns auch ein Dienstmann bringen können. Oder jemand aus deinem Geschäf. Ihr habt doch Arbeiter …»
«Nein, nein, das mag ich nicht, das sieht dann so aus …»
«Na schön», sagt Lämmchen ergeben, «wie du meinst.»
«Und noch eins», sagt er eilig, während schon die Bremsen angezogen werden. «Wir wollen nicht so verheiratet tun. Wir wollen so tun, wie wenn wir uns nur ganz flüchtig kennen.»
«Aber warum denn?» fragt Lämmchen erstaunt.
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