«Wir sind doch ganz richtig verheiratet!»

  «Weißt du», erklärt er verlegen, «es ist wegen der Leute. Wir haben doch keine Karten verschickt, überhaupt nichts angezeigt. Und wenn sie uns nun so sehen, sie könnten doch beleidigt sein, nicht wahr?»

  «Das versteh ich nicht», sagt Lämmchen verblüf. «Das musst du mir noch mal erklären. Wieso können die Leute beleidigt sein, wenn wir verheiratet sind?»

  «Ja, ich erzähl dir das alles noch. Aber jetzt nicht. Jetzt müssen wir … Nimmst du deinen Stadtkoffer? Also bitte, tu so ein bisschen fremd.»

  Lämmchen sagt nichts mehr, sondern sieht ihren Jungen nur zweifelhaf von der Seite an. Der entwickelt eine vollendete Höflichkeit, hilf seiner Dame aus dem Wagen, sagt verlegen lächelnd: «Also dies ist der Hauptbahnhof Ducherow. Wir haben nämlich auch noch die Kleinbahn nach Maxfelde. Bitte, hier.» Und er geht voran, die Treppe vom Bahnsteig hinunter, wirklich ein bisschen zu rasch für einen so besorgten Ehemann, der sogar ein Auto bestellt hat, damit seiner Frau das Gehen nicht zuviel wird, immer zwei, drei Schritt vorweg. Und dann durch einen Seitenausgang. Da hält das Auto, ein geschlossener Wagen.

  Der Chauffeur sagt: «Guten Tag, Herr Pinneberg. Guten Tag, Fräulein.»

  Pinneberg murmelt hastig: «Einen Augenblick, bitte. Vielleicht schon einsteigen? – Ich besorge unterdes das Gepäck.» Und ist fort.

  Lämmchen steht da und sieht den Bahnhofsplatz an, mit seinen kleinen zweistöckigen Häusern. Gerade gegenüber ist das Bahnhofshotel.

  «Liegt hier auch das Geschäf von Kleinholz?» fragt sie den Chauffeur.

  «Wo Herr Pinneberg arbeitet? Nee, Fräulein, da fahren wir nachher vorbei. Grade am Marktplatz, neben dem Rathaus.»

  «Hören Sie», sagt Lämmchen. «Können wir das Verdeck nicht aufmachen vom Wagen? Es ist doch heute ein so schöner Tag.»

  «Tut mir leid, Fräulein», sagt der Chauffeur. «Herr Pinneberg hat ausdrücklich geschlossen bestellt. Sonst hab ich das Verdeck doch auch nicht oben, diese Tage.»

  «Na schön», sagt Lämmchen. «Wenn es Herr Pinneberg so bestellt hat.» Und steigt ein.

  Sie sieht ihn kommen, hinter dem Gepäckträger, der Koffer, Bettsack und Kiste auf einer Karre heranschiebt. Und weil sie ihren Mann seit fünf Minuten mit ganz anderen Augen ansieht, fällt ihr auf, dass er die rechte Hand in der Hosentasche hat. Das ist sonst seine Art nicht, so was macht er sonst gar nicht. Aber jetzt hat er jedenfalls die rechte Hand in der Hosentasche.

  Dann fahren sie los.

  «So», sagt er und lacht ein wenig verlegen. «Nun bekommst du ganz Ducherow im Fluge zu sehen. Ganz Ducherow ist eigentlich eine lange Straße.»

  «Ja», sagt sie, «du wolltest mir auch noch erklären, warum die Leute beleidigt sein könnten.»

  «Nachher», sagt er. «Es redet sich wirklich schlecht jetzt. Das Pflaster ist miserabel bei uns.»

  «Also nachher», sagt sie und schweigt auch. Aber wieder fällt ihr etwas auf; er hat den Kopf ganz in die Ecke gedrückt, wenn jemand ins Auto sieht, kann er ihn sicher nicht erkennen. «Da ist dein Geschäf», sagt sie. «Emil Kleinholz.