Das Fett brutzelt, sie fragt: «Was sind Sie denn? Können Sie denn überhaupt heiraten?»

  Ich bin Buchhalter. In einem Getreidegeschäf.»

  «Also Angestellter?»

  «Ja.»

  «Arbeiter wäre mir lieber. – Was verdienen Sie denn?»

  «Hundertachtzig Mark.»

  «Mit Abzügen?»

  «Nein, die gehen noch ab.»

  «Das ist gut», sagt die Frau, «das ist nicht so viel. Mein Mädchen soll einfach bleiben.» Und plötzlich wieder ganz böse: «Denken Sie nicht, dass sie was mitbekommt. Wir sind Proletarier. Bei uns gibt es das nicht. Nur das bisschen Wäsche, was sie sich selbst gekauf hat.»

  «Das ist alles nicht nötig», sagt Pinneberg.

  Plötzlich ist die Frau wieder böse: «Sie haben doch auch nichts. Sie sehen doch auch nicht nach Sparen aus. Wenn man mit solchem Anzug rumläuf, bleibt nichts übrig.»

  Pinneberg braucht nicht zu gestehen, dass sie ziemlich das Richtige getroffen hat, denn Lämmchen kommt mit den Kohlen. Sie ist bester Stimmung: «Hat sie dich gefressen, armer Junge?» fragt sie. «Mutter ist ein richtiger Teekessel, der kocht immer gleich über.»

  «Sei nicht so frech, Utz», schilt die Alte. «Sonst kriegst du doch noch deinen Backs. – Geht in die Schlafstube und schleckt euch ab. Ich will mit Vater zuerst allein reden.»

  «Na also», sagt Lämmchen. «Hast du meinen Bräutigam auch schon gefragt, ob er Kartoffelpuffer mag? Heute ist unser Verlobungstag.»

  «Weg mit euch!» sagt Frau Mörschel. «Und dass ihr mir nicht die Tür abschließt, ich sehe ein paar mal nach, dass ihr keine Dummheiten macht.»

  Sie sitzen sich an dem kleinen Tisch auf den weißen Stühlen gegenüber.

  «Mutter ist ’ne einfache Arbeiterin», sagt Lämmchen. «Die ist so derb, sie denkt sich nichts dabei.»

  «Oh, sie denkt sich schon was dabei», sagt Pinneberg und grinst. «Deine Mutter weiß Bescheid, verstehst du, was uns der Doktor heute gesagt hat.»

  «Natürlich weiß sie das. Mutter weiß immer alles. Ich glaub, du hast ihr gut gefallen.»

  «Na, hör mal, so sah es aber nicht aus.»

  «Mutter ist so. Mutter muss immer schimpfen. Ich hör’s schon gar nicht mehr.»

  Einen Augenblick ist Stille, beide sitzen sich brav gegenüber, die Hände liegen auf dem Tischchen.

  «Ringe müssen wir uns auch kaufen», sagt Pinneberg gedankenvoll.

  «O Gott ja», sagt Lämmchen rasch. «Sag schnell, welche magst du lieber, glänzend oder matt?»

  «Matt!» sagt er.

  «Ich auch! Ich auch!» ruf sie. «Ich glaube, wir haben in al

lem den gleichen Geschmack, das ist fein. – Was werden die kosten?»

  «Ich weiß auch nicht. Dreißig Mark?»

  «So viel?»

  «Wenn wir goldene nehmen?»

  «Natürlich nehmen wir goldene. Lass sehen, wir wollen Maß nehmen.»

  Er rückt zu ihr. Sie nehmen einen Faden von einer Garnrolle. Es ist schwierig. Einmal schneidet das Garn ein, und einmal sitzt es zu lose.

  «Hände besehen bringt Streit», sagt Lämmchen.

  «Aber ich besehe sie ja gar nicht», sagt er.