Irgendeinen Fernsehstar, der in eine Sackgasse geraten und in einem Kabelsender wieder aufgetaucht war.

Auch Wiederholungen brachten Geld.

Sie zog an der Zigarette und schnippte die Asche aus dem Fenster. Offenbar hatte der Mann sie bemerkt, denn er sah in ihre Richtung und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. Wegen der Dunkelheit konnte sie zwar die Farbe seiner Augen nicht erkennen, stellte aber fest, dass sie funkelten. Noch ehe sie ihm zuwinken konnte, drehte er sich um, überquerte den Parkplatz und eilte auf das Cock-a-doodle-do zu.

Ganz bestimmt kein Arzt, dachte sie. Und die Anwälte, die sie bis jetzt kennen gelernt hatte, sahen auch anders aus. Vielleicht war er auch kein richtiger Schauspieler. Doch sie fand ihn scharf. Absolut scharf.

Wieder schaute sie auf die Uhr, obwohl es sie eigentlich nicht mehr interessierte. Sie griff nach ihrem iPhone, stöpselte die Ohrhörer ein und klickte sich durchs Menü. Am späten Nachmittag hatte sie den Titelsong der neuen CD von den End Brothers mit dem Titel U All In? heruntergeladen. Als sie ihn gefunden hatte, drückte sie auf Play, hörte die Stimme von 187 und steckte das Gerät in die Tasche. Danach wedelte sie sich den Rauch aus dem Gesicht und stieg aus, um die Zigarette draußen zu Ende zu rauchen. Vielleicht würde sie sich ja noch eine genehmigen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass das Auto anschließend nach Qualm stinken könnte.

U all in, pretty woman
U all in, little darling.
That's right baby, u all in,
'Cause u cheated on your daddy,
And now u done.

Sie lauschte, als XYZ, der Bruder von 187, zu singen begann, und dachte daran, wie die Band es ganz nach oben in die Hip-Hop-Hitparade geschafft hatte. Nach einem letzten Zug an der Zigarette, drückte sie den Stummel am Müllcontainer aus, warf ihn hinein, nahm einen Kaugummi aus der Tasche und versenkte das Einwickelpapier ebenfalls im Container.

In diesem Moment bemerkte sie ihn.

Den Mann, der nicht der Weihnachtsmann war. Vermutlich auch kein Arzt oder Anwalt, ja, nicht einmal ein Schauspieler der von den Tantiemen seiner Wiederholungen lebte. Den scharfen Typen mit dem kurzen blonden Haar, der »Jingle Bells« singend aus seinem dämlichen roten Geländewagen gestiegen war.

Er versteckte sich im Schatten, und zwar ganz in der Nähe. Offenbar hatte er sich zwischen den Reihen geparkter Autos zurückgeschlichen, während sie ihm den Rücken zukehrte. Nun konnte sie seine Augenfarbe erkennen: leuchtend blau, eiskalt und böse. Noch schlimmer war, dass er etwas in der Hand hatte, das er nun auf sie richtete. Zuerst hielt sie es für eine Wasserpistole. Doch als er abdrückte, schossen zwei Haken durch die Luft direkt auf sie zu. Sie stellte fest, dass sie sich in ihren Pullover bohrten. Die Haken erinnerten an Angelhaken und waren mit Drähten versehen, die ihren Körper mit der Waffe verbanden. Angst ergriff sie. Verdattert und voller Panik, blieb sie wie angewurzelt stehen, blickte mit klopfendem Herzen über den Parkplatz und hielt vor dem Cock-a-doodle-do Ausschau nach Hilfe.

Aber sie waren allein. Ganz allein. Alle waren mit ihrem Nachtisch beschäftigt.

Der Mann fing zu lachen an. Plötzlich durchfuhr sie ein scharfer Schmerz. Ein Schlag. Der Stromstoß.