Endlich war es richtige Schwindsucht geworden, wie sechs Ärzte übereinstimmend erklärt hatten ... Gut! Da kommt sie nach Lourdes, Gott weiß, unter welchen Schmerzen und Leiden! In Toulouse stand es so schlimm mit ihr, daß man glaubte, sie würde sterben. Die Schwestern trugen sie auf ihren Armen. Am Quell wollten die Helferinnen sie nicht baden. Sie war wie tot ... Nun, man zog sie schließlich doch aus, man tauchte die ganz Bewußtlose und über und über mit Schweiß Bedeckte unter, zog sie ganz totenbleich wieder heraus und legte sie auf den Erdboden nieder, da man glaubte, es sei mit ihr zu Ende. Da röteten sich plötzlich ihre Wangen, ihre Augen öffneten sich und sie holte tief und kräftig Atem. Sie war geheilt, sie konnte sich allein wieder anziehen und aß tüchtig, nachdem sie vorher in die Grotte gegangen war, um der Heiligen Jungfrau zu danken ... Nun, das war doch gewiß eine Schwindsüchtige, und sie ist dennoch geheilt worden!«

Dann wollte Bruder Isidor sprechen; aber er konnte nicht und begnügte sich daher, unter großer Anstrengung zu seiner Schwester zu sagen:

»Martha, erzähle doch die Geschichte von der Schwester Dorothea, die uns der Kurat von Saint-Sauveur mitgeteilt hat.«

»Schwester Dorothea«, begann die Bäuerin unbeholfen, »stand eines Morgens mit einem geschwollenen Beine auf. Von diesem Augenblicke an konnte sie das Bein nicht mehr gebrauchen. Es wurde kalt und schwer wie ein Stein. Dabei hatte sie große Schmerzen im Rücken. Die Ärzte verstanden nichts davon. Sie hatte ein halbes Dutzend um Rat gefragt, die sie mit Nadeln tief ins Fleisch stachen und ihr mit einer Menge Arzneimitteln die Haut verbrannten. Das war alles, was sie konnten ... Schwester Dorothea hatte bald eingesehen, daß allein die Heilige Jungfrau das richtige Heilmittel finden würde. So reiste sie denn nach Lourdes und ließ sich in den Weiher setzen. Zuerst glaubte sie, darin sterben zu müssen, denn es war so kalt. Dann aber wurde das Wasser weicher, so daß es ihr fast lauwarm vorkam und köstlich wie Milch. Noch niemals hatte sie etwas so Wohltuendes verspürt. Ihre Adern öffneten sich, und das Wasser drang hinein. Das Leben kehrte in ihren Körper zurück von dem Augenblicke an, da sich die Heilige Jungfrau in die Sache gemischt hatte ... Ihr fehlte von da an nicht das geringste mehr, sie ging spazieren, aß zum Abend eine ganze Taube und schlief die ganze Nacht hindurch wie eine Selige. Ruhm und Ehre der Heiligen Jungfrau! Ewige Dankbarkeit der allmächtigen Mutter und ihrem göttlichen Sohne!«

Elise Rouquet hätte auch gar zu gern ein Wunder, das sie kannte, angebracht. Aber sie sprach wegen ihres entstellten Mundes so schlecht, daß sie bis jetzt noch nicht an die Reihe hatte kommen können. Als aber eine Pause entstand, benützte sie diese, nachdem sie das Tuch, das ihre entsetzliche Wunde verbarg, etwas zur Seite geschoben hatte.

»Bei dem, was man mir erzählt hat, ist nicht von einer schweren Krankheit die Rede, aber die Geschichte ist sehr komisch ... Es handelt sich um eine Frau, Cölestine Dubois mit Namen, die sich beim Einseifen von Wäsche eine Nadel in die Hand gestochen hatte. Sieben Jahre lang blieb sie darin stecken, da kein Arzt imstande gewesen war, sie wieder herauszuziehen. Ihre Hand hatte sich ganz zusammengezogen, und sie konnte sie gar nicht mehr aufmachen. Sie kommt in Lourdes an, sie taucht die Hand in den Weiher.