Dieser aktive und passive Handelsgeist ist bloß für die isolierten Briten weniger schädlich, aber immer auch ihre Schande; und ihre Armeen haben es unter Washington erfahren. To buy and to sell is the soul of their wisdom: Indes ist doch die Freiheit noch nicht in das Palladium ihrer Flotte gedrungen.
Der Franzose ohne Unterschied schlägt für ein Vaterland, das ihm nun lieb geworden ist, das ihm und seiner Familie eine gleiche Aussicht auf alle Vorteile vorhält und diese Vorteile wirklich gewährt. Nur der Mann wird gewürdigt nach dem, was er gilt, bei uns wird die Schätzung genommen nach dem, was das Kirchenbuch spricht, der Geldsack des Vaters wiegt oder das Hofmarschallamt vorschreibt. Für wen soll der deutsche Grenadier sich auf die Batterie und in die Bajonette stürzen? Er bleibt sicher, was er ist und trägt seinen Tornister so fort und erntet kaum ein freundliches Wort von seinem mürrischen Gewalthaber. Er soll dem Tode unverwandt ins Auge sehen, und zu Hause pflügt sein alter, schwacher Vater fronend die Felder des gnädigen Junkers, der nichts tut und nichts zahlt und mit Mißhandlungen vergilt. Der Alte fährt schwitzend die Ernte des Hofes ein und muß oft sie seinige draußen verfaulen lassen, und dafür hat er die jämmerliche Ehre, der einzige Lastträger des Staats zu sein, eine Ehre, die klüglich nicht anerkannt wird! Soll der Soldat deshalb mutig fechten, um eben dieses Glück einst selbst zu genießen? Er soll brav sein, und seine Schwester oder Geliebte muß auf dem Edelhofe zu Zwange dienen, jährlich für acht Gülden, oft ohne Aussicht ein Jahr um das andere ihr Leben lang; und seine alte, kranke Muhme, die kaum trockenes Brot hat, muß ihren zugewogenen Haufen Flachs spinnen für den Hof, damit ihr nicht die Hilfe geschehe; und sein kleiner Bruder muß Botschaft laufen in Frost und Hitze für einen Groschen den Tag. Der kleine Landmann fährt und zieht und gibt; auf den großen Höfen rührt sich kein Huf und dreht sich kein Rad. Das nennt man denn Staat und gute Ordnung und Gerechtigkeit, und fragt noch, woher das öffentliche Unglück kommt! Wo keine Gemeinheit ist, ist kein Gemeinsinn. Gemeinheit des Rechts, Isonomie, ist ein göttlicher Gedanke, vielleicht der schönste, den wir haben; nur Sklavensinn und Despotensucht können Verachtung darauf werfen. Alle wollen nur genießen, und niemand will tun. Jeder bürdet dem andern auf; keine allgemeine Übereinstimmung zum Guten, kein tätiges Mitwirken zum Gemeinwohl! Die Feinde sind nur stark durch unsere physische und moralische Schwäche, die unsere Schuld ist. Überall ist unter dem Volke grobe, schmutzige Selbstsucht. Unter unsern Fürsten herrscht Mißtrauen; einer freut sich über das Unglück des andern, wird ohnmächtiger dur Trennung, greift unüberlegt nach jedem kleinlichen Vorteile des Moments und bringt endlich sich und die Nation an den Rand des Verderbens. Ein einziger ist jetzt Diktator von Europa, der vor fünfzehn Jahren nur eben Zutritt in das Vorzimmer der dummstolzen Minister hatte. So geht es, wenn Männer die Sache betreiben; und so geht es, wenn Knaben stehen, wo Männer stehen sollten. Wir sind, wenn wir so fortfahren, in Gefahr, weggewischt zu werden wie die Sarmaten; und bald wird man in unsern Gerichten fremde Befehle in einer fremden Sprache bringen. Ob die Menschheit dabei gewinnt oder verliert, wer vermag das aus dem Buche des Schicksals zu sagen?
Bonaparte ist ein großer Mann im gewöhnlichen Sinne. Das Schicksal hat ihn an seinen Posten gestellt. Erst haben die Verhältnisse ihn gemacht; nun macht er die Verhältnisse. Aber weder Alexander noch Cäsar noch Friedrich hatten die Mittel, die ihm der Zufall in die Hände gab. Er verstand es, die aufgeregten Riesenkräfte einer großen, schönen, wackeren, liebenswürdigen Nation zusammenzufassen und sie nach seiner Neigung zu richten. Zum Glück für beide gehen beider Wege so ziemlich zusammen. So ziemlich, sage ich, denn von der reinen Harmonie bin ich noch nicht überzeugt. Ohne sein Verdienst und seine Größe zu schmälern, muß man der Nation die ihrige lassen. Seine Sache war, bloß das Gute der Revolution zu sammeln und es zu seinen Zwecken zu leiten. Was die Nation dabei gewinnt oder verliert, kann erst ein künftiges Jahrhundert entscheiden. Der Krieg hat Krieger gemacht, die Nationalsache hat sie zu Helden gebildet; alles hat sich in der Krise vereinigen müssen, die allgemeine Kraft zu erhöhen. Ob die neue Dynastie wie die alte sein wird, kann nur die Zeit lehren; sie fängt an wie jene und hat das Ansehen, sich zu machen wie jene. Dann war das heroische Reinigungsmittel umsonst. Wo die Bajonette der Söldlinge herrschen, ist von Vernunft und Freiheit, Gerechtigkeit und Volksglück nicht mehr die Rede.
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