Ach Gott, na! – Schrecklich, schrecklich! – Da?! – Heere doch?!
Draußen wieder für einen Augenblick das Schreien. Es kommt jemand durch den Flur, wie mit Holzpantoffeln, auf die Tür zu geklappert.
PAULINE. Das wird Rese sin!
RESE in der offnen Tür. Groß, vierschrötig, gesund. Die Kleidärmel in die Höhe gestreift, eine Küchenschürze vor. Stellt ihre Holzpantoffeln draußen neben die Tür, kommt in Strümpfen herein. Ruft zurück in den Flur. Kramern?! Ihr habt doch wohl noch e Weilchen Zeit?! – Ja?! – Na, denn tut mer nur den Gefall'n un bleibt noch e bißchen bei 'r! Drückt die Tür hinter sich zu und tritt ins Zimmer. Franz schläft wohl noch?
PAULINE. Ja.
RESE. Guten Tag, Weidenhammern!
FRAU WEIDENHAMMER. Guten Tag!
RESE läßt sich, erschöpft, schwerfällig auf einen Stuhl sinken; seufzt auf. Der schläft un schläft, der Mann! – In een'm weg! – Das weeß der liebe Gott, was widder mit dem los is! – Ach Gott nee! – Nee ... Ich kann – doch werklich – kaum noch – jappsen! – Nee, Pauline! Ich kann dir werklich sagen: Du hast schon deine liebe Not bei dir zu Hause: awwer ich?! – Hach! – Du machst dir keen' Begriff! – Na, ihr habt's je wohl widder geheert?
PAULINE. Ja.
RESE. Mir zittern un beb'n doch, wahrhaft'g'n Gott, noch alle Glieder! – Ich muß mich e Weilchen ausruhn! – 's is nur gut, daß de Kramern oben bei sich e Weilchen abkomm' kann; die wird immer noch am besten mit 'r fert'g. – I, wenn doch der liebe Gott die alte Frau nur endlich mal zu sich nehmen wollte! – Geistesgesteert?! Nee, 's is zu, zu schrecklich! Horcht auf das Wetter draußen. Nu horcht nur! – Na, heite kriegen de Ziegeldecker noch Arbeit! – Un wo nur der Emil widder bleibt, der Bengel! – Bei so e Sturme! – Wie leichte kann 'm e Ziegel uf 'n Kopp fallen! – Äh, wahrhaft'g'n Gott! Mer könnt es werklich manchmal satt kriegen! – Könnt 'r denn morgen 'n Wagen schicken, Weidenhammern?
FRAU WEIDENHAMMER. Morgen frieh um sechse kömmt der Knecht.
RESE. Na Gott sei Dank! 's wird Zeit, daß mer de Kartoffeln rein kriegen. Steht auf und geht zu Pauline hin. Wie geht 's denn mit 'r Arbeit, Pauline?
PAULINE. Was hat se denn widder geschwatzt?
RESE die Näherei gegen das Licht haltend. Wah? – Gucke mal, Pauline? Mißte hier am Ende ... Warte mal? – Ja? – Gucke? – Der Ärmelausschnitt is doch am Ende e bißchen zu enge? Nich?
PAULINE ungeduldig. I warum nich gar! – Laß nur! Gib her! Ich wer' schon machen! – Der – Franz mit sein' Spatzenarmen! Wo denkst 'enn hin? – 's schlackert so alles um 'n rum.
RESE eingeschüchtert. Na ja! De wirst je wissen! – Du lieber Gott, 's is wahr: der Mann schwind't een'm jetzt reene nur so aus 'n Kleidern raus!
PAULINE mit bösem Spott. I stirbte, denn stirbte; denn bist 'n los un heiratst e andern!
RESE. I Gott ja! Wie de nur so reden kannst, Pauline!
PAULINE. Na ja? – Na, gib dich nur zufrieden! Der is zäh wie enne Katze! Der iwwerlebt uns noch alle, so gesund wie mer sin!
Lacht.
RESE ist an das Fenster getreten.
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