Prüfend glitten seine Blicke über die Einrichtung. Wo konnte hier etwas versteckt sein? Im Waschtisch? Mit ein paar Griffen überzeugte er sich, daß da nichts war. In den Schubläden, unter der Koje? Er zog auf. Da waren nur Wäschestücke. Wo, zum Kuckuck, wo nur? Versteckt mußte hier etwas sein, davon war er überzeugt. In der Koje? Rudi hob die Steppdecke auf. Da! Der Junge erblickte eine Reihe von Säckchen aus weißer Leinwand unter der Decke. Er betastete sie. So glatt fühlte sich das von außen an, als ob in den Leinenbeuteln noch Gummisäckchen steckten, und diese mußten irgendein Pulver oder sonst einen nachgiebigen Stoff enthalten.

Jetzt hörte er Schritte auf dem Gang. Schnell zog er die Decke wieder über die Koje und machte sich am Waschtisch zu schaffen. Schon flog die Tür auf. Rasati trat herein und herrschte ihn grob an: »Was machen Sie hier?«

»Ich bringe Ihre Kabine in Ordnung, Herr Rasati.«

»Dazu ist jetzt keine Zeit. Scheren Sie sich auf Deck und bedienen Sie gefälligst die Fahrgäste!«

Rudi verschwand, zufrieden, so glimpflich davonzukommen. Rasati blieb zurück und schob den Riegel vor. Mißtrauisch blickte er sich um. Lange haftete sein Blick an der Bettdecke. War die nicht verschoben? War sie vorher nicht mit den Kanten unter die Matratze geschlagen, während sie jetzt frei hing? Endlich hob er sie auf und stellte mit einem Gefühl der Erleichterung fest, daß die Beutel vollzählig vorhanden waren. Sorgfältig verbarg er sie unter seiner Wäsche in der Lade und warf sich dann in einen Stuhl. Kein Zweifel, eine fremde Hand hatte sich an der Decke zu schaffen gemacht. Wer anders als der Steward Wagner konnte das gewesen sein? Hatte er sie aufgehoben und das, was darunter steckte, gesehen? Gleichviel, ob ja oder nein; der Mensch hatte sich verdächtig gemacht. Wütend ballte Rasati die Faust. Wer konnte wissen, wieviel Rudi in seinem Schlupfwinkel von dem französisch geführten Gespräch aufgeschnappt hatte? Tat, als ob er kein Französisch verstünde! Verdächtig! Und jetzt? Was hatte der gerade jetzt in der Kabine zu suchen? Mehr als verdächtig! Ein Spion war das, der hinter ihm herschnüffelte.

Rasati sprang auf und preßte die Zähne knirschend zusammen. In rasender Wut verzerrten sich seine Züge. Wie ein Raubtier, das sich zum Sprung anschickt, stand er in der engen Kabine. Verwünschungen ohne Maß und Zahl kamen über seine Lippen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Minutenlang dauerte dieser Ausbruch wildester Wut. Dann sank Rasati wie erschöpft auf den Stuhl zurück. Das Spiel seiner Züge veränderte sich; eine harte, zu allem fähige Entschlossenheit sprach aus ihnen. Scharf starrten seine Augen in die Ferne.

Dumpf und heiser heulte die Schiffssirene auf.