Er schüttelte die Wolldecke aus und faltete sie zu einem Kissen zusammen.
»Ziemlich warm«, sagte er schläfrig, »aber du deckst dich doch besser mit deinem Mantel zu.«
Sie setzte sich auf das Bett und sah ihn an. Möglicherweise hatte er einmal gut ausgesehen. Aber das stopplige Gesicht, das verletzte Auge, die geschwollene Röte auf der einen Backe … Oktober schüttelte den Kopf.
»Was ist denn los mit deinem Gesicht?« fragte sie.
Ihre Frage schien ihn zu wundern.
»Im allgemeinen oder im besonderen?« fragte er und berührte die geschwollene Backe. »Das hier? Giftsumach. Wäre was für die Inquisition gewesen. - Jetzt sollst du schlafen.«
Sie warf ihre Schuhe ab, legte sich hin und zog ihren Mantel über sich. Die Matratze war teilweise weich, aber sie bestand aus kleinen Stahlringen. Ihr Kleid war dünn - am Morgen würde sie tätowiert sein! Er hatte sich in eine Ecke des Raumes gesetzt und die Kerze ausgeblasen. Nach einer Weile hörte sie ihn tief atmen. Einmal schnarchte er.
Durch das unverhängte Fenster konnte sie in regelmäßigen Abständen den Himmel rot und blau aufleuchten sehen. Bei jedem Donnerschlag erzitterte das Haus - und dann prasselte ein Regen nieder. Er trommelte gegen das Dach, schlug gegen das zerbrochene Fenster … Tropf … tropf … tropf …! Irgendwo war das Dach undicht. Das Tropfen des Wassers klang ganz in ihrer Nähe. Zwischen dem Donnergrollen hörte sie Robin atmen … Sie fing gerade an zu dösen, als er im Schlaf sprach.
»Blöder Idiot«, murmelte er. »Blöder Idiot!«
Sie konnte nicht feststellen, ob er von sich selber sprach oder zu jemandem, der in sein Leben, das ihr verhüllt war, gehörte - oder ob er von ihr sprach!
Sie fiel in einen traumlosen Schlaf - und erwachte langsam mit dem Bewußtsein, daß jemand ihre Hand hielt. Eine stopplige Wange war ganz dicht bei der ihren. Sie wollte gerade schreien, aber eine feste Hand schloß ihr den Mund.
5
Die Hochzeitsgesellschaft war auf vier Personen zusammengeschmolzen. Pfarrer Stevens war gleich nach den Gästen - erwünschten wie unerwünschten - gegangen. Seine Verantwortung war schwer gewesen, dies fühlte er und sagte es auch. Vielleicht würde er am Morgen schon im Mittelpunkt einer Kontroverse stehen mit Legionen, die seine Partei ergriffen, und Armeen, die gegen ihn waren. Durfte er nicht erwarten, in jeder Zeitung Bilder von sich zu sehen mit gewichtigen Schlagzeilen?
Jedenfalls wollte er für den nächsten Morgen, falls die Reporter zu ihm kämen, zwölf Fotografien von sich für ihre Berichte bereithalten. Er liebte diese Aufnahmen, die aus den frühen Tagen seiner Amtswürde stammten. Am besten gefiel ihm eine Profilaufnahme, denn er hatte ein auffallend schönes Profil. Er dachte wohl über Oktober nach, als er nach Hause eilte, aber Phantasie war nicht seine Stärke. Sie hatte eine Dummheit begangen - wahrscheinlich war sie schon längst von ihrem Strolchgemahl weggelaufen. Er war wirklich der Meinung, daß er noch vor dem nächsten Morgen erfahren würde, sie sei in den Birkenhof zurückgekehrt. Als er sich ins Bett legte, nahm er an, sie sei wohl schon zu Hause.
Andrew Elmer saß starr neben dem Tisch, der als Altar gedient hatte. Mrs. Elmer weinte, mehr vor Wut als Trauer, während sie sich in ihrem Schaukelstuhl wiegte. Mr.
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