And other giant stars
which we don’t see stand far around him.
O, he is All. Are we really waiting
in hope he’ll see us? What could he require?
Even if we threw ourselves in front of him,
he’d remain deep and sluggish as a beast.
For what tears us roughly to his feet
has circled in him for a million years.
He, who forgets what we experience
and experiences what turns us away.
L’Ange du méridien
Chartres
Im Sturm, der um die starke Kathedrale
wie ein Verneiner stürzt der denkt und denkt,
fühlt man sich zärtlicher mit einem Male
von deinem Lächeln zu dir hingelenkt:
lächelnder Engel, fühlende Figur,
mit einem Mund, gemacht aus hundert Munden:
gewahrst du gar nicht, wie dir unsre Stunden
abgleiten von der vollen Sonnenuhr,
auf der des Tages ganze Zahl zugleich,
gleich wirklich, steht in tiefem Gleichgewichte,
als wären alle Stunden reif und reich.
Was weißt du, Steinerner, von unserm Sein?
und hältst du mit noch seligerm Gesichte
vielleicht die Tafel in die Nacht hinein?
L’Ange du Méridien
Chartres
In the storm that swirls around the strong cathedral
like some refuser’s endless thought
one suddenly feels more tenderly
drawn to you by your smile:
Smiling angel, feeling figure,
your mouth fashioned from a hundred mouths:
are you not at all aware of how
our hours slide off your full sundial,
on which the day’s entire sum at once,
completely real, stands in deep equilibrium,
as if all hours were ripe and rich?
What do you know, stone creature, of our life?
and is your face perhaps more blissful still
when you hold your tablet out into the night?
Die Kathedrale
In jenen kleinen Städten, wo herum
die alten Häuser wie ein Jahrmarkt hocken,
der sie bemerkt hat plötzlich und, erschrocken,
die Buden zumacht und, ganz zu und stumm,
die Schreier still, die Trommeln angehalten,
zu ihr hinaufhorcht aufgeregten Ohrs—:
dieweil sie ruhig immer in dem alten
Faltenmantel ihrer Contreforts
dasteht und von den Häusern gar nicht weiß:
in jenen kleinen Städten kannst du sehn,
wie sehr entwachsen ihrem Umgangskreis
die Kathedralen waren. Ihr Erstehn
ging über alles fort, so wie den Blick
des eignen Lebens viel zu große Nähe
fortwährend übersteigt, und als geschähe
nichts anderes; als wäre Das Geschick,
was sich in ihnen aufhäuft ohne Maßen,
versteinert und zum Dauernden bestimmt,
nicht Das, was unten in den dunkeln Straßen
vom Zufall irgendwelche Namen nimmt
und darin geht, wie Kinder Grün und Rot
und was der Krämer hat als Schürze tragen.
Da war Geburt in diesen Unterlagen,
und Kraft und Andrang war in diesem Ragen
und Liebe überall wie Wein und Brot,
und die Portale voller Liebesklagen.
Das Leben zögerte im Stundenschlagen,
und in den Türmen, welche voll Entsagen
auf einmal nicht mehr stiegen, war der Tod.
The Cathedral
In those small towns, where the old houses
squat all around like an annual fair
that’s suddenly noticed it, and, startled,
locks up its stalls, grows stock-still and speechless,
its barkers hushed, its drums halted,
and strains up toward it with nervous ears—;
while it stands there imperturbable
in its old pleated cloak of contreforts,
paying no attention to the houses:
in those small towns you can see how far
the cathedrals outgrew the circle
they were raised in. Their arising
left everything behind, just as our own
life’s too pressing nearness is constantly
surpassing our view, and as if nothing
else were happening; as if Destiny were
what piles up in them beyond all measure,
turned into stone and certain to endure,
not what goes by in the dark streets below
in whatever name chance gives it, the way
children wear green and red and whatever
dress the shopkeeper may have in stock.
There was birth in these foundations,
and strength and fervor in this towering,
and love was everywhere like wine and bread,
and the portals filled with love’s laments.
Life hesitated in the tolling hours,
and in the steeples, which full of renunciation
all at once ceased rising, there was death.
Das Portal
I
Da blieben sie, als wäre jene Flut
zurückgetreten, deren großes Branden
an diesen Steinen wusch, bis sie entstanden;
sie nahm im Fallen manches Attribut
aus ihren Händen, welche viel zu gut
und gebend sind, um etwas festzuhalten.
Sie blieben, von den Formen in Basalten
durch einen Nimbus, einen Bischofshut,
bisweilen durch ein Lächeln unterschieden,
für das ein Antlitz seiner Stunden Frieden
bewahrt hat als ein stilles Zifferblatt;
jetzt fortgerückt ins Leere ihres Tores,
waren sie einst die Muschel eines Ohres
und fingen jedes Stöhnen dieser Stadt.
II
Sehr viele Weite ist gemeint damit:
so wie mit den Kulissen einer Szene
die Welt gemeint ist; und so wie durch jene
der Held im Mantel seiner Handlung tritt:—
so tritt das Dunkel dieses Tores handelnd
auf seiner Tiefe tragisches Theater,
so grenzenlos und wallend wie Gott-Vater
und so wie Er sich wunderlich verwandelnd
in einen Sohn, der aufgeteilt ist hier
auf viele kleine beinah stumme Rollen,
genommen aus des Elends Zubehör.
Denn nur noch so entsteht (das wissen wir)
aus Blinden, Fortgeworfenen und Tollen
der Heiland wie ein einziger Akteur.
III
So ragen sie, die Herzen angehalten
(sie stehn auf Ewigkeit und gingen nie);
nur selten tritt aus dem Gefäll der Falten
eine Gebärde, aufrecht, steil wie sie,
und bleibt nach einem halben Schritte stehn
wo die Jahrhunderte sie überholen.
Sie sind im Gleichgewicht auf den Konsolen,
in denen eine Welt, die sie nicht sehn,
die Welt der Wirrnis, die sie nicht zertraten,
Figur und Tier, wie um sie zu gefährden,
sich krümmt und schüttelt und sie dennoch hält:
weil die Gestalten dort wie Akrobaten
sich nur so zuckend und so wild gebärden,
damit der Stab auf ihrer Stirn nicht fällt.
The Portal
I
They remained here, as if that flood
had finally subsided, whose great breakers
washed against these stones till they came forth:
it took in its ebb many an attribute
from their hands, which are much too good
and giving to hold on to something tightly.
They remained, distinguished from the forms
in basalt by a nimbus, a bishop’s cap,
now and then by a smile, for which a face
has saved up all its hours of peacefulness
as if it were a tranquil dial;
now drawn back rapt into their doorway’s void,
they were once the conch of an ear
and caught this city’s every groan.
II
It signifies expanse upon expanse,
just as the backdrop of a drama’s scene
stands for the world; and just as through that scene
the hero strides, dressed in his action’s cloak:—
so the darkness of this portal strides acting
onto the tragic theater of its depths,
as boundless and undulating as God-the-Father
and just as He transforming wondrously
into a Son, who is divided here
into a myriad of minor, nearly silent roles,
all drawn from misery’s repertoire.
For it’s only (we know so well) from among
the blind, the outcast, and the mad
that the Savior comes forth like a peerless actor.
III
Thus they tower, their hearts suspended,
(they stand for eternity and never walked);
occasionally from the fall of the folds
a gesture strides forth, upright, steep as they,
and after half a step comes to a halt
while the centuries pass it by.
They’re arrayed in equipoise on consoles
where a world which they don’t see,
the world of turmoil which they didn’t stamp out,
with figure and beast, as if to endanger them,
twists and writhes and yet holds them up:
for like acrobats, the forms contained there
only behave with such wild convulsions
to keep the staff on their brow from falling.
Die Fensterrose
Da drin: das träge Treten ihrer Tatzen
macht eine Stille, die dich fast verwirrt;
und wie dann plötzlich eine von den Katzen
den Blick an ihr, der hin und wieder irrt,
gewaltsam in ihr großes Auge nimmt,—
den Blick, der, wie von eines Wirbels Kreis
ergriffen, eine kleine Weile schwimmt
und dann versinkt und nichts mehr von sich weiß,
wenn dieses Auge, welches scheinbar ruht,
sich auftut und zusammenschlägt mit Tosen
und ihn hineinreißt bis ins rote Blut—:
So griffen einstmals aus dem Dunkelsein
der Kathedralen große Fensterrosen
ein Herz und rissen es in Gott hinein.
The Rose Window
In there: the lazy pacing of their paws
creates a stillness that’s almost dizzying;
and the way then suddenly one of the cats
takes the gaze that keeps straying from it
overpoweringly into its own great eye,—
and that gaze, as if seized by a whirlpool’s
circle, stays afloat for a little while
and then sinks and knows itself no longer,
when this eye, which only seems to rest
opens and slams shut with a roar
and tears it all the way inside the blood—:
in the same way long ago the cathedrals’
great rose windows would seize a heart
from the darkness and tear it into God.
Das Kapitäl
Wie sich aus eines Traumes Ausgeburten
aufsteigend aus verwirrendem Gequäl
der nächste Tag erhebt: so gehn die Gurten
der Wölbung aus dem wirren Kapitäl
und lassen drin, gedrängt und rätselhaft
verschlungen, flügelschlagende Geschöpfe:
ihr Zögern und das Plötzliche der Köpfe
und jene starken Blätter, deren Saft
wie Jähzorn steigt, sich schließlich überschlagend
in einer schnellen Geste, die sich ballt
und sich heraushält—: alles aufwärtsjagend,
was immer wieder mit dem Dunkel kalt
herunterfällt, wie Regen Sorge tragend
für dieses alten Wachstums Unterhalt.
The Capital
As from those dream-spawned monsters
that climb out of torment and confusion
the next day rises: so the vaulting’s
ribs depart from the tangled capital
and leave behind there crowded and mysteriously
interwoven, fluttering creatures:
their hesitance and the suddenness of their heads
and those powerful leaves, whose sap
mounts like a fit of temper, finally spilling
over in a quick gesture that clenches
and thrusts out—: chasing everything upward
that always with darkness falls coldly
back again, like rain providing
sustenance for this ancient growth.
Gott im Mittelalter
Und sie hatten Ihn in sich erspart
und sie wollten, daß er sei und richte,
und sie hängten schließlich wie Gewichte
(zu verhindern seine Himmelfahrt)
an ihn ihrer großen Kathedralen
Last und Masse. Und er sollte nur
über seine grenzenlosen Zahlen
zeigend kreisen und wie eine Uhr
Zeichen geben ihrem Tun und Tagwerk.
Aber plötzlich kam er ganz in Gang,
und die Leute der entsetzten Stadt
ließen ihn, vor seiner Stimme bang,
weitergehn mit ausgehängtem Schlagwerk
und entflohn vor seinem Zifferblatt.
God in the Middle Ages
And they’d saved Him up inside themselves,
and they wanted him to be and judge,
and at last they hung on him like weights
(to prevent his journey heavenward)
their great cathedrals’ bulk and burden.
And all he was supposed to do
was wheel across his boundless numbers
pointing, and like a clock give signs
to guide their everyday transactions.
But suddenly he got going all the way,
and the people of the horrified city
let him (since his voice made them tremble)
run on with his striking-works disengaged,
and fled when his dial looked down on them.
Morgue
Da liegen sie bereit, als ob es gälte,
nachträglich eine Handlung zu erfinden,
die mit einander und mit dieser Kälte
sie zu versöhnen weiß und zu verbinden;
denn das ist alles noch wie ohne Schluß.
Wasfür ein Name hätte in den Taschen
sich finden sollen? An dem Überdruß
um ihren Mund hat man herumgewaschen:
er ging nicht ab; er wurde nur ganz rein.
Die Bärte stehen, noch ein wenig härter,
doch ordentlicher im Geschmack der Wärter,
nur um die Gaffenden nicht anzuwidern.
Die Augen haben hinter ihren Lidern
sich umgewandt und schauen jetzt hinein.
Morgue
They lie here ready, as though belatedly
some action would have to be made up
with the force to reconcile and bind them
both with one another and this cold;
for everything still lacks conclusion.
What sort of name might have been found
inside their pockets? The boredom
around their mouths has been scrubbed:
it didn’t come off; it just became immaculate.
Their beards stand, only a little firmer,
but tidier, in the opinion of the attendant,
so that the gawkers shouldn’t be disgusted.
The eyes have turned around behind their lids
and are gazing now toward what’s within.
Der Gefangene
I
Meine Hand hat nur noch eine
Gebärde, mit der sie verscheucht;
auf die alten Steine
fällt es aus Felsen feucht.
Ich höre nur dieses Klopfen
und mein Herz hält Schritt
mit dem Gehen der Tropfen
und vergeht damit.
Tropften sie doch schneller,
käme doch wieder ein Tier.
Irgendwo war es heller—.
Aber was wissen wir.
II
Denk dir, das was jetzt Himmel ist und Wind,
Luft deinem Mund und deinem Auge Helle,
das würde Stein bis um die kleine Stelle
an der dein Herz und deine Hände sind.
Und was jetzt in dir morgen heißt und: dann
und: späterhin und nächstes Jahr und weiter—
das würde wund in dir und voller Eiter
und schwäre nur und bräche nicht mehr an.
Und das was war, das wäre irre und
raste in dir herum, den lieben Mund
der niemals lachte, schäumend von Gelächter.
Und das was Gott war, wäre nur dein Wächter
und stopfte boshaft in das letzte Loch
ein schmutziges Auge. Und du lebtest doch.
The Prisoner
I
My hand has only one more
gesture, for chasing them away;
on the ancient stones
water drips from rock.
I hear only this pounding
and my heart keeps pace
with the passing of the drops
and wears away with them.
If only they’d drop faster,
or an animal would come back.
Somewhere it was brighter—.
But what do we know.
II
Imagine that what now is sky and wind,
air for your mouth and brightness for your eyes,
became stone right up to the small place
where your heart and your hands are.
And what is “tomorrow” in you and “then”
and “later on” and “next year” and “beyond”—
became galled in you and full of pus
and only festered and never dawned again.
And what has been became insane and
raged about in you, and your kindly mouth
that never laughed now foamed with laughter.
And what was God were just your guard,
and he spitefully crammed a filthy eye
in the last hole. And still you lived.
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf—. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille—
und hört im Herzen auf zu sein.
The Panther
In the Jardin des Plantes, Paris
His gaze has from the passing back and forth of bars
become so tired, that it holds nothing more.
It seems to him there are a thousand bars
and behind a thousand bars no world.
The supple pace of powerful soft strides,
turning in the very smallest circle,
is like a dance of strength around a center
in which a mighty will stands numbed.
From time to time the curtain of the pupils
silently parts—. Then an image enters,
goes through the taut stillness of the limbs,
and is extinguished in the heart.
Die Gazelle
Gazella Dorcas
Verzauberte: wie kann der Einklang zweier
erwählter Worte je den Reim erreichen,
der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen.
Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier,
und alles Deine geht schon im Vergleich
durch Liebeslieder, deren Worte, weich
wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest,
sich auf die Augen legen, die er schließt:
um dich zu sehen: hingetragen, als
wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen
und schösse nur nicht ab, solang der Hals
das Haupt ins Horchen hält: wie wenn beim Baden
im Wald die Badende sich unterbricht:
den Waldsee im gewendeten Gesicht.
The Gazelle
Gazella Dorcas
Enchanted one: how shall the concord
of two chosen words attain that rhyme
which ripples through you like a spell?
From your forehead rise leaf and lyre,
and all you are already moves in metaphor
through songs of love, whose words, as soft
as rose petals, rest on the lids of one
who’s left off reading and closed his eyes:
in order to see you: spirited away,
as if each limb were loaded with leaps
and only waited to fire while your neck
holds your head still, listening: as when
a woman in a forest looks up from bathing:
the forest pond in her distracted face.
Das Einhorn
Der Heilige hob das Haupt, und das Gebet
fiel wie ein Helm zurück von seinem Haupte:
denn lautlos nahte sich das niegeglaubte,
das weiße Tier, das wie eine geraubte
hülflose Hindin mit den Augen fleht.
Der Beine elfenbeinernes Gestell
bewegte sich in leichten Gleichgewichten,
ein weißer Glanz glitt selig durch das Fell,
und auf der Tierstirn, auf der stillen, lichten,
stand, wie ein Turm im Mond, das Horn so hell,
und jeder Schritt geschah, es aufzurichten.
Das Maul mit seinem rosagrauen Flaum
war leicht gerafft, so daß ein wenig Weiß
(weißer als alles) von den Zähnen glänzte;
die Nüstern nahmen auf und lechzten leis.
Doch seine Blicke, die kein Ding begrenzte,
warfen sich Bilder in den Raum
und schlossen einen blauen Sagenkreis.
The Unicorn
The saint looked up, and the prayer
fell back like a helmet from his head:
for the never-believed-in silently approached:
the white animal, that like an abducted
helpless hind beseeches with its eyes.
The ivory undercarriage of the legs
maintained an easy balance as it moved,
a white brilliance slid blissfully through the coat,
and on the brow, on the quiet, lucid brow,
the bright horn stood, like a moonlit tower,
and every footstep carried it erect.
The muzzle with its rose-gray down
was slightly drawn, so that a trace of white
(whitest of all) flashed from the teeth;
the nostrils sniffed and gently yearned.
But its gaze, intercepted by no object,
cast images far into space
and brought a blue legend-cycle to a close.
Sankt Sebastian
Wie ein Liegender so steht er; ganz
hingehalten von dem großen Willen.
Weitentrückt wie Mütter, wenn sie stillen,
und in sich gebunden wie ein Kranz.
Und die Pfeile kommen: jetzt und jetzt
und als sprängen sie aus seinen Lenden,
eisern bebend mit den freien Enden.
Doch er lächelt dunkel, unverletzt.
Einmal nur wird seine Trauer groß,
und die Augen liegen schmerzlich bloß,
bis sie etwas leugnen, wie Geringes,
und als ließen sie verächtlich los
die Vernichter eines schönen Dinges.
Saint Sebastian
He stands there like someone lying down;
entirely offered up by his great will.
Far removed, like mothers when they nurse,
and bound up into himself like a wreath.
And the arrows come: now and now
and as if they sprang out of his loins,
iron-quivering with their free ends.
But he smiles darkly, inviolate.
Only once does his sorrow grow large,
and his eyes lie painfully bare,
until they disavow something, as if it were trivial,
and as if they were scornfully letting go
the destroyers of a beautiful thing.
Der Stifter
Das war der Auftrag an die Malergilde.
Vielleicht daß ihm der Heiland nie erschien;
vielleicht trat auch kein heiliger Bischof milde
an seine Seite wie in diesem Bilde
und legte leise seine Hand auf ihn.
Vielleicht war dieses alles: so zu knien
(so wie es alles ist was wir erfuhren):
zu knien: daß man die eigenen Konturen,
die auswärtswollenden, ganz angespannt
im Herzen hält, wie Pferde in der Hand.
Daß wenn ein Ungeheueres geschähe,
das nicht versprochen ist und nieverbrieft,
wir hoffen könnten, daß es uns nicht sähe
und näher käme, ganz in unsre Nähe,
mit sich beschäftigt und in sich vertieft.
The Donor
That was the commission to the painter’s guild.
It may be that the Savior never appeared to him;
it may even be that no holy bishop
stood gently at his side as in this picture
and lightly laid his hand on him.
Perhaps this was everything: thus to kneel
(just as it’s all that we have learned):
to kneel: and thereby hold one’s own
outward-willing contours tightly reined
in one’s heart, like horses in one’s hand.
So that if something prodigious should happen,
something unpromised and unwritten,
we could hope that it wouldn’t see us
and would come nearer, right up to us,
deep in itself and self-occupied.
Der Engel
Mit einem Neigen seiner Stirne weist
er weit von sich was einschränkt und verpflichtet;
denn durch sein Herz geht riesig aufgerichtet
das ewig Kommende das kreist.
Die tiefen Himmel stehn ihm voll Gestalten,
und jede kann ihm rufen: komm, erkenn—.
Gieb seinen leichten Händen nichts zu halten
aus deinem Lastenden. Sie kämen denn
bei Nacht zu dir, dich ringender zu prüfen,
und gingen wie Erzürnte durch das Haus
und griffen dich als ob sie dich erschüfen
und brächen dich aus deiner Form heraus.
The Angel
With a slight tilt of his brow he rejects
everything that limits and obliges;
for the wide circles of the eternal Coming
pulse hugely uplifted through his heart.
The deep heavens stand before him full of shapes,
and each may call out to him: come, know me—.
Don’t give his light hands anything to hold
of your burdens. Unless they should visit you
at night, to test you with a fiercer grip,
and go like someone angry through your house
and seize you as if they were creating you
and break you out of your mold.
Römische Sarkophage
Was aber hindert uns zu glauben, daß
(so wie wir hingestellt sind und verteilt)
nicht eine kleine Zeit nur Drang und Haß
und dies Verwirrende in uns verweilt,
wie einst in dem verzierten Sarkophag
bei Ringen, Götterbildern, Gläsern, Bändern,
in langsam sich verzehrenden Gewändern
ein langsam Aufgelöstes lag—
bis es die unbekannten Munde schluckten,
die niemals reden. (Wo besteht und denkt
ein Hirn, um ihrer einst sich zu bedienen?)
Da wurde von den alten Aquädukten
ewiges Wasser in sie eingelenkt—:
das spiegelt jetzt und geht und glänzt in ihnen.
Roman Sarcophagi
But what prevents us from believing
(the way we’re put down here and set in place)
that only for a short time rage and hatred
and this confusion linger inside us,
just as once in this ornate sarcophagus
among rings, images of gods, glasses, ribbons,
in slowly self-consuming garments
something lay slowly being dissolved—
till it was swallowed by those unknown mouths
that never speak. (Does there live and think somewhere
a brain that will at last employ them?)
Then from the ancient aqueducts
eternal water rushed in to fill the lack—:
and mirrors now and moves and gleams in them.
Der Schwan
Diese Mühsal, durch noch Ungetanes
schwer und wie gebunden hinzugehn,
gleicht dem ungeschaffnen Gang des Schwanes.
Und das Sterben, dieses Nichtmehrfassen
jenes Grunds, auf dem wir täglich stehn,
seinem ängstlichen Sich-Niederlassen—:
in die Wasser, die ihn sanft empfangen
und die sich, wie glücklich und vergangen,
unter ihm zurückziehn, Flut um Flut;
während er unendlich still und sicher
immer mündiger und königlicher
und gelassener zu ziehn geruht.
The Swan
This toil and struggle—passing on, ponderous
and as if bound, through what remains undone,
is like the makeshift walking of the swan.
And dying—this letting-go
of that ground we stand on every day,
is like his uneasy letting himself down—:
into the water, which receives him gently,
and which, as if happy in its passing,
withdraws beneath him, wave on wave;
while he, quiet and infinitely assured,
with ever greater majesty and freedom
and serenity is pleased to glide.
Kindheit
Es wäre gut viel nachzudenken, um
von so Verlornem etwas auszusagen,
von jenen langen Kindheit-Nachmittagen,
die so nie wiederkamen—und warum?
Noch mahnt es uns—: vielleicht in einem Regnen,
aber wir wissen nicht mehr was das soll;
nie wieder war das Leben von Begegnen,
von Wiedersehn und Weitergehn so voll
wie damals, da uns nichts geschah als nur
was einem Ding geschieht und einem Tiere:
da lebten wir, wie Menschliches, das Ihre
und wurden bis zum Rande voll Figur.
Und wurden so vereinsamt wie ein Hirt
und so mit großen Fernen überladen
und wie von weit berufen und berührt
und langsam wie ein langer neuer Faden
in jene Bilder-Folgen eingeführt,
in welchen nun zu dauern uns verwirrt.
Childhood
It would be good to give much thought, before
you try to find words for something so lost,
for those long childhood afternoons you knew
that vanished so completely—and why?
We’re still reminded—: sometimes by a rain,
but we can no longer say what it means;
life was never again so filled with meeting,
with reunion and with passing on
as back then, when nothing happened to us
except what happens to things and creatures:
we lived their world as something human,
and became filled to the brim with figures.
And became as lonely as a shepherd
and as overburdened by vast distances,
and summoned and stirred as from far away,
and slowly, like a long new thread,
introduced into that picture-sequence
where now having to go on bewilders us.
Der Dichter
Du entfernst dich von mir, du Stunde.
Wunden schlägt mir dein Flügelschlag.
Allein: was soll ich mit meinem Munde?
mit meiner Nacht? mit meinem Tag?
Ich habe keine Geliebte, kein Haus,
keine Stelle auf der ich lebe.
Alle Dinge, an die ich mich gebe,
werden reich und geben mich aus.
The Poet
You’re withdrawing from me, you hour.
The beating of your wings leaves me bruised.
Alone: what shall I do with my mouth?
with my night? with my day?
I have no loved one, no house,
no place to lead a life.
All the things to which I give myself
grow rich and spend me.
Die Spitze
I
Menschlichkeit: Namen schwankender Besitze,
noch unbestätigter Bestand von Glück:
ist das unmenschlich, daß zu dieser Spitze,
zu diesem kleinen dichten Spitzenstück
zwei Augen wurden?—Willst du sie zurück?
Du Langvergangene und schließlich Blinde,
ist deine Seligkeit in diesem Ding,
zu welcher hin, wie zwischen Stamm und Rinde,
dein großes Fühlen, kleinverwandelt, ging?
Durch einen Riß im Schicksal, eine Lücke
entzogst du deine Seele deiner Zeit;
und sie ist so in diesem lichten Stücke,
daß es mich lächeln macht vor Nützlichkeit.
II
Und wenn uns eines Tages dieses Tun
und was an uns geschieht gering erscheine
und uns so fremd, als ob es nicht verdiene,
daß wir so mühsam aus den Kinderschuhn
um seinetwillen wachsen—: Ob die Bahn
vergilbter Spitze, diese dichtgefügte
blumige Spitzenbahn, dann nicht genügte,
uns hier zu halten? Sieh: sie ward getan.
Ein Leben ward vielleicht verschmäht, wer weiß?
Ein Glück war da und wurde hingegeben,
und endlich wurde doch, um jeden Preis,
dies Ding daraus, nicht leichter als das Leben
und doch vollendet und so schön als sei’s
nicht mehr zu früh, zu lächeln und zu schweben.
The Lace
I
Humanness: name for wavering possession,
still unconfirmed reserve of happiness:
is it inhuman that two eyes were traded
for this lace, for this small close-woven
piece of lace? Do you want them back?
You, long vanished and at last grown blind,
is your bliss now in this thing, where once,
as if between trunk and bark, your boundless
feeling traveled, delicately transformed?
Through a rip, a hole in fate,
you withdrew your soul from your time;
and its presence in this lucid work
makes me smile at thoughts of usefulness.
II
And if one day this doing and all
that happens to us should come to seem
trivial and strange, as though it
didn’t compensate the work of growing
out of children’s shoes—: would this run
of yellowed lace, this tightly joined
width of flowering lace, be strong enough
to hold us here? Look: it was done.
A life perhaps was spurned, who knows?
A chance at happiness was there and given up—
and yet there finally emerged, at whatever cost,
this thing, not easier than life and yet
accomplished and so beautiful—as though it were
no longer too early to smile and soar.
Ein Frauen-Schicksal
So wie der König auf der Jagd ein Glas
ergreift, daraus zu trinken, irgendeines,—
und wie hernach der welcher es besaß
es fortstellt und verwahrt als wär es keines:
so hob vielleicht das Schicksal, durstig auch,
bisweilen Eine an den Mund und trank,
die dann ein kleines Leben, viel zu bang
sie zu zerbrechen, abseits vom Gebrauch
hinstellte in die ängstliche Vitrine,
in welcher seine Kostbarkeiten sind
(oder die Dinge, die für kostbar gelten).
Da stand sie fremd wie eine Fortgeliehne
und wurde einfach alt und wurde blind
und war nicht kostbar und war niemals selten.
A Woman’s Fate
Just as the king out hunting picks up
a glass to drink from—any one at all—
and afterwards its owner puts it away
and guards it, as though it had no like:
so Fate, also thirsty, may now and then
have raised a woman to its lips and drunk,
whom then a paltry life, too much afraid
of breaking her, locked away from use
inside the fastidious display case
where its most precious things are kept
(or the things that count as precious).
There she stood out of place like something
held in trust and grew blind and merely old
and wasn’t precious and was never rare.
Die Genesende
Wie ein Singen kommt und geht in Gassen
und sich nähert und sich wieder scheut,
flügelschlagend, manchmal fast zu fassen
und dann wieder weit hinausgestreut:
spielt mit der Genesenden das Leben;
während sie, geschwächt und ausgeruht,
unbeholfen, um sich hinzugeben,
eine ungewohnte Geste tut.
Und sie fühlt es beinah wie Verführung,
wenn die hartgewordne Hand, darin
Fieber waren voller Widersinn,
fernher, wie mit blühender Berührung,
zu liebkosen kommt ihr hartes Kinn.
The Convalescent
As a singing comes and goes in the streets,
drawing near before it shies away again,
fluttering, sometimes almost within one’s grasp
and then once again scattered all about:
life is playing with the convalescent;
while she, weakened and rested,
clumsily, in order to devote herself,
makes an unaccustomed gesture.
And she feels it almost like seduction
when her indurated hand, in which
fevers full of senselessness had burned,
comes from far-off as if with blooming touch
to caress the hardness of her chin.
Die Erwachsene
Das alles stand auf ihr und war die Welt
und stand auf ihr mit allem, Angst und Gnade,
wie Bäume stehen, wachsend und gerade,
ganz Bild und bildlos wie die Bundeslade
und feierlich, wie auf ein Volk gestellt.
Und sie ertrug es; trug bis obenhin
das Fliegende, Entfliehende, Entfernte,
das Ungeheuere, noch Unerlernte
gelassen wie die Wasserträgerin
den vollen Krug. Bis mitten unterm Spiel,
verwandelnd und auf andres vorbereitend,
der erste weiße Schleier, leise gleitend,
über das aufgetane Antlitz fiel
fast undurchsichtig und sich nie mehr hebend
und irgendwie auf alle Fragen ihr
nur eine Antwort vage wiedergebend:
In dir, du Kindgewesene, in dir.
The Grownup
It all stood upon her and was the world
and stood upon her with all its dread and grace
the way trees stand, straight and growing,
all image and imageless like the Ark of God,
and solemn, as if imposed upon a nation.
And she bore it; bore high overhead
the flying, the fleeting, the faraway,
the prodigious, the yet-to-learn,
serenely as the water-carrier
her brimful jug. Till in the midst of play,
changing and making ready for other things,
the first white veil, gliding softly,
descended over her opened face
almost opaque and never to lift again
and somehow vaguely returning
to all her questions just one answer:
within yourself, you one-time-child, within yourself.
Tanagra
Ein wenig gebrannter Erde,
wie von großer Sonne gebrannt.
Als wäre die Gebärde
einer Mädchenhand
auf einmal nicht mehr vergangen;
ohne nach etwas zu langen,
zu keinem Dinge hin
aus ihrem Gefühle führend,
nur an sich selber rührend
wie eine Hand ans Kinn.
Wir heben und wir drehen
eine und eine Figur;
wir können fast verstehen
weshalb sie nicht vergehen,—
aber wir sollen nur
tiefer und wunderbarer
hängen an dem was war
und lächeln: ein wenig klarer
vielleicht als vor einem Jahr.
Tanagra
A bit of baked earth,
baked as by a mighty sun.
As if the gesture
that a girl’s hand makes
had suddenly remained:
without reaching for anything,
leading from its feeling
toward no object,
only touching itself
like a hand raised to a chin.
We lift and we turn
figure after figure;
we can almost understand
why they don’t vanish,—
but we’re only meant
to cling more deeply
and wonderingly to what once was
and smile: just a bit more clearly
perhaps than the year before.
Die Erblindende
Sie saß so wie die anderen beim Tee.
Mir war zuerst, als ob sie ihre Tasse
ein wenig anders als die andern fasse.
Sie lächelte einmal. Es tat fast weh.
Und als man schließlich sich erhob und sprach
und langsam und wie es der Zufall brachte
durch viele Zimmer ging (man sprach und lachte),
da sah ich sie. Sie ging den andern nach,
verhalten, so wie eine, welche gleich
wird singen müssen und vor vielen Leuten;
auf ihren hellen Augen die sich freuten
war Licht von außen wie auf einem Teich.
Sie folgte langsam und sie brauchte lang
als wäre etwas noch nicht überstiegen;
und doch: als ob, nach einem Übergang,
sie nicht mehr gehen würde, sondern fliegen.
Going Blind
She sat just like the others having tea.
I saw first how she seemed to hold her cup
a little differently from the others.
She smiled once. It almost hurt.
And when at last they rose and talked
and slowly, and as chance would have it,
moved through many rooms (they talked and laughed)
I saw her there. She walked behind the others,
restrained, like one who in a moment
will have to sing before a crowd;
on her bright, rejoicing eyes
light from outside rested, as on a pool.
She followed slowly and she needed time
as if something still were not surmounted;
and yet: as if, after a crossing-over,
she would no longer walk, but fly.
In einem fremden Park
Borgeby-Gård
Zwei Wege sinds. Sie führen keinen hin.
Doch manchmal, in Gedanken, läßt der eine
dich weitergehn. Es ist, als gingst du fehl;
aber auf einmal bist du im Rondel
alleingelassen wieder mit dem Steine
und wieder auf ihm lesend: Freiherrin
Brite Sophie—und wieder mit dem Finger
abfühlend die zerfallne Jahreszahl—.
Warum wird dieses Finden nicht geringer?
Was zögerst du ganz wie zum ersten Mal
erwartungsvoll auf diesem Ulmenplatz,
der feucht und dunkel ist und niebetreten?
Und was verlockt dich für ein Gegensatz,
etwas zu suchen in den sonnigen Beeten,
als wärs der Name eines Rosenstocks?
Was stehst du oft? Was hören deine Ohren?
Und warum siehst du schließlich, wie verloren,
die Falter flimmern um den hohen Phlox.
In a Foreign Park
Borgeby-Gård
There are two paths. They lead no one forth.
Sometimes, though, absorbed in thought, one of them
lets you go on. It’s as if you missed the way;
but suddenly you’re alone again
with the gravestone in the flowers’ circle
and again reading on it: Baroness
Brita-Sophie—and again searching
with your finger for the ruined date—.
Why doesn’t this discovery grow stale?
Why do you linger just as expectantly
as the first time in this plot of elms,
which is damp and dark and untrodden?
And what opposite is it that lures you
to look for something in the sunny beds,
as if it were the name of a rose tree?
Why do you keep stopping? What reaches your ears?
And why do you finally make out, as if lost,
butterflies flickering around the tall phlox?
Abschied
Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.
Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,
das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,
zurückblieb, so als wärens alle Frauen
und dennoch klein und weiß und nichts als dies:
Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,
ein leise Weiterwinkendes—, schon kaum
erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,
von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.
Parting
How I have felt it, that thing called “parting.”
How I still know it: a dark unvanquished
cruel Something that once more shows, holds out,
and tears apart what’s been so finely joined.
How defenseless my gaze was, watching that
which, since as it called to me would let me go,
stayed behind, as though it were all women
and yet small and white and nothing more than:
a beckoning, already unrelated to me,
a faint, continuous beckoning—, already scarcely
decipherable any more: perhaps a plum tree
from which a cuckoo has hastily flown away.
Todes-Erfahrung
Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das
nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund,
Bewunderung und Liebe oder Haß
dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund
tragischer Klage wunderlich entstellt.
Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen.
Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen,
spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.
Doch als du gingst, da brach in diese Bühne
ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt
durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne,
wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.
Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes
hersagend und Gebärden dann und wann
aufhebend; aber dein von uns entferntes,
aus unserm Stück entrücktes Dasein kann
uns manchmal überkommen, wie ein Wissen
von jener Wirklichkeit sich niedersenkend,
so daß wir eine Weile hingerissen
das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.
Death Experienced
We know nothing of this passing on
that so excludes us. We have no grounds
for showing admiration and love
or hatred to death, whom a mask’s mouth
of tragic lament grotesquely disfigures.
The world is still full of roles we act.
As long as we strive anxiously to please,
death also acts, though never to acclaim.
But when you went, a streak of reality
broke in upon this stage through that fissure
where you left: green of real green,
real sunshine, real forest.
We go on acting. Afraid and reciting
what was hard to memorize and now and then
raising gestures; but your existence,
withdrawn from us and from our play,
can sometimes come over us, like
a knowledge of that reality settling in,
so that for a while we act life
transported, not thinking of applause.
Blaue Hortensie
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;
Verwaschnes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.
Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Blue Hydrangea
These leaves are like the last green paint
in the color pans, dry, dull, and rough,
behind clustered blooms whose blue is not
their own, only mirrored from far away.
They mirror it tear-stained and vaguely,
as though they wished to lose it once again;
and as with old blue letter paper
there is yellow in them, violet and gray;
washed out as on a child’s apron,
the no-longer-worn that nothing more befalls:
how one feels a small life’s shortness.
But suddenly the blue seems to revive
in one of the clusters, and you see
a touching blue’s rejoicing in green.
Vor dem Sommerregen
Auf einmal ist aus allem Grün im Park
man weiß nicht was, ein Etwas, fortgenommen;
man fühlt ihn näher an die Fenster kommen
und schweigsam sein. Inständig nur und stark
ertönt aus dem Gehölz der Regenpfeifer,
man denkt an einen Hieronymus:
so sehr steigt irgend Einsamkeit und Eifer
aus dieser einen Stimme, die der Guß
erhören wird. Des Saales Wände sind
mit ihren Bildern von uns fortgetreten,
als dürften sie nicht hören was wir sagen.
Es spiegeln die verblichenen Tapeten
das ungewisse Licht von Nachmittagen,
in denen man sich fürchtete als Kind.
Before the Summer Rain
Suddenly from all the green in the park
something—you can’t say what—has disappeared;
you feel the park itself draw near the window
and grow taciturn. From the wood only
the plover can be heard, urgent and severe,
bringing to your mind a Saint Jerome:
solitude and zeal so intense a rise
from that one voice, which will be answered
by the downpour.
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