Liebe, freundliche Kolombine, vergiß den Alten und gieb dem Freunde einen Kuß.

VALERIA. Vater, darf ich?

VALERIO. Tochter, kannst du?

VALERIA. Ob ich kann! Küßt Sarmiento. So, nun kommt, Vater, daß ich Euch geschwind maskiere.

VALERIO. Du glaubst, wenn du ihn geküßt hast, könne er keine lange Weile haben; sollen wir den Freund allein lassen?

VALERIA. Ich muß Euch ja die Halskrause machen.

SARMIENTO. Geht nur! Valeria hat recht, ihr Kuß war so belebend, daß alle Küsse meiner Jugend erwachten, um ihren Kuß zu empfangen; mein Leben weilt zwischen diesen Küssen, und wie kurz ist die Zeit zwischen Küssen; geht, eilt Euch!

VALERIA. Ihr seid sinnreich, Freund; lasset die Küsse Eurer Jugend meinen Kuß nicht beschämen, seid galant, wachet des Geschenks der Jungfrau und der Zeit.

SARMIENTO. Wenn Ihr für den Sieg Eures Kusses fürchtet, so gebt ihm Sukkurs durch einen zweiten.

VALERIA. Ei behüte, mein Kuß war treu und gesund, und soll sich gut halten; kommt, Vater!

VALERIO winkt Sarmiento. Nun, nicht wahr? Ab.

SARMIENTO. Wahr und recht hold.

 

 

Zwölfter Auftritt

SARMIENTO. Ein liebes Mädchen! Gott gebe, daß meine Töchter auch so seien! Valerio ist, wie er war, Porporino ist brav, und Felix soll Klettern lernen, wenn er sein Mädchen haben will. Da kömmt wohl Porporino! Maskiert sich.

 

 

Dreizehnter Auftritt

PORPORINO als Grazioso maskiert, oder als Harlekin – er spielt im Anfang der Szene die Rolle seiner Maske, er tritt neben Sarmiento, hat seinen Hut in der Hand und weint hinein – mit spöttisch- kläglichem Ton. Oh! Ach! Oh! wie ist das menschliche Geschlecht mit Übeln behaftet, wie mancherlei sind die Plagen, die über den Menschen verhängt sind, mit verhängtem Zügel reitet man dem Tode entgegen; – ja, alles ist Verhängnis einer höheren Hand, denn erhängt sich einer, so muß seine Hand den Strick höher hängen als seinen Kopf; ja, es ist ein verhenkertes Leben, und selbst die Gerechtigkeit verhenkt sich, wenn sie einen Unschuldigen aufhängen läßt. So tröstet Euch dann mit diesem allgemeinen Elend über Euer Kopfweh.

SARMIENTO. Kopfweh werde ich haben, wenn du lange fortfährst.

PORPORINO. Alles wissen macht Kopfweh, und Ihr wißt alles; der Kopf muß Euch brummen wie ein Brummkreisel.

SARMIENTO. Nimm dich in acht, daß er dir nicht an die Schienbeine fährt.

PORPORINO. Anfahren könnt Ihr einen wohl, aber ich bin kein Schienbein.

SARMIENTO. Ja, dein Schienbein mag wohl nur ein Scheinbein sein, und deine Waden falsch. Aber du mußt besser haushalten, Junge, als ich dir die Ohrfeige gab, habe ich dir ja erst Beine gemacht.

PORPORINO. O weh, Ihr wiederholt Euch – ich bitte, sage mir, ist das Wiederholen Herkommen bei Euch? Dann geht nur fort, ich will Euch nicht wieder holen.

SARMIENTO. Du solltest mein Herkommen besser kennen, denn ich gab dir die Ohrfeige, als ich im Begriffe war herzukommen.

PORPORINO. Hört, Ihr wißt viel, aber ich will Euch doch beweisen, daß Ihr ein schlechter Schulmeister seid.

SARMIENTO. Wie das, fauler Schüler?

PORPORINO. Ihr gabt mir die Ohrfeige, ehe Ihr mir Euren Unterricht eintrichtertet.

SARMIENTO. Das tat ich, weil ich vermutete, daß du vertrauten Umgang mit Weinküpern habest, welche, ehe sie den Trichter brauchen, das Faß aufschlagen.

PORPORINO. Brav! Aber nun will ich Euch selbst entwickeln; laßt sehen, wer Ihr seid; komme, mein Kind, aus der Wickelschnur, Er nimmt ihm den Mantel ab.