Meine Frau kanntet Ihr also – sie ist auch tot.

SARMIENTO. Ich kannte Eure Frau gut; sie wohnte an einer Ecke, ihr Fenster war über der Backstube.

VALERIO. Ich stand immer abends vor der Backstube und schimpfte den Bäcker, bis er um die Ecke herum der Haustüre herauskam, währenddem schwätzte ich mit seiner Tochter, meiner seligen Frau, – ja aber Ihr wißt alles – wer seid –

 

Es fliegt ein Federhut der Türe herein.

 

He, ein Vogel Nimmt den Hut. –

SARMIENTO. Wenigstens eines lustigen Vogels Hut.

 

 

Neunter Auftritt

Die Vorigen, Porporino in Uniform, außer Atem.

 

VALERIO. Ei, Porporino – du! Woher des Landes?

PORPORINO atmend. Laßt mich nur verschnaufen – der Sturm – der gewaltige Sturm.

VALERIO. Hast du gleich Sturm laufen sollen?

PORPORINO. Ei nein, der Sturmwind, seht die verdammten Federn auf dem Hute; wenn man den Wind gegen sich hat, ist an kein Avancieren zu denken – der Sturm nahm mir den Hut mit.

VALERIO. Es ist mir lieb, daß wir dich wieder haben – aber du bist doch nur dem Hut nachgelaufen, und nicht etwa aus Feigheit?

PORPORINO lustig, gravitätisch, geschwind, deutlich. Potz – weil ich hutlos bin, bin ich eben doch nicht mutlos. – Seht, es war lauter eilfertige Bescheidenheit, denn hätte ich meinen Hut nicht verloren, so hätte ich meinen Atem nicht verloren, und hätte ich meinen Atem nicht verloren, so wäre ich zu Ehren gekommen; denn ich lief einem Manne nach, der mir den Hut abgeschlagen, und an dessen Stelle eine Ohrfeige nicht versagt hatte. Nun aber, da ich zu meinem Hut komme, laßt mich zu Atem kommen, und zu Ehren, und zu Eurer lieben Valeria, – was macht sie?

VALERIO. Sie kleidet sich zum Balle an; du kannst auch hingehen, wenn du nicht zu müde bist.

PORPORINO. Müde? Ich bin nichts müder als die Müdigkeit. Ihr habt keinen Begriff, was es einen Verliebten ermüdet, so ganz mutterselig allein in den Krieg zu gehn. Doch was für ein Trompeter sitzt da in der Ecke?

VALERIO. Ein recht freundlicher Trichter, der reinen Wein einschenkt; er sagt wahr, aber ich kann nicht schmecken, was vor ein Gewächs es ist.

PORPORINO. Er sagt wahr? Da sagt er was Rares, auch ich werde Euch rare Sachen erzählen, und setze mich neben ihn. Er setzt sich. Er soll bestätigen, was ich sage. Als ich so in meinen Gedanken den Wald hinunterging, in meinen Gedanken, die ich mit großer Mühe recht kriegerisch zu machen suchte Zu Sarmiento. – nicht wahr?

SARMIENTO. Ja, denn alle deine Gedanken waren friedliche Rekruten.

PORPORINO. Besser gesagt, Kinder des Friedens und Rekreation. Um diese Gedanken nun zu Verteidigern des Vaterlandes [zu] bilden, lief ich mit ihnen alles durch, was ich wußte, das Kadetten nötig ist – als zum Beispiel: Marsch! Richt euch! Schwenkt euch! Links um, rechts um! Blitz, Donner, Element, Sapperment! Jesuiter! und dies mit der schweren Rechnung Million multipliziert – endlich kam ich bis ans Halt! denn die Infanterie- Gedanken gingen mir aus, oder vielmehr ich ward müde, und legte mich auf Reiter-Gedanken – nicht wahr?

SARMIENTO. Ja, du wolltest dich auf ein fremdes Pferd setzen, das am Wege graste.

VALERIO. Ho ho, und die Ohrfeige gab dir der Reiter.

PORPORINO aufspringend. Mein Herr, Ihr sagt nicht wahr. Ich wollte das Pferd nicht stehlen, ich wollte nur ein wenig reiten – doch, woher wißt Ihr das?

SARMIENTO.