– Gebt mir eine Tasse Schokolade.

GIROLAMO Echte Spanische Schokolade! – Nun, Hauptmann! Altaverde läßt dich grüßen. Die Maultiere haben wir; drei Stück. Sie waren mit der Bagage eines Neapolitanischen Prinzen beladen und wollten nach Florenz, wohin sie nicht gekommen sind. Groß war die Beute eben nicht.

RINALDO Sind Menschen dabei geblieben?

GIROLAMO Alle drei Treiber. – Die Kerle hätten plaudern können. – Es gibt ja mehrere Maultiertreiber in der Welt. – Altaverde teilt jetzt. In einem Kästchen fand er diese Kapsel, die er dir schickt.

Rinaldo nahm, öffnete die Kapsel und fand das Portrait eines schönen Frauenzimmers in Nonnentracht. Auf die Rückseite war das Bild eines jungen Mannes in Uniform gemalt. Die Einfassung war nicht reich, aber geschmackvoll.

Bald darauf kam Altaverde mit einem starken Trupp der Gesellschaft an. Es wurden Gezelte aufgeschlagen, Feuer angemacht; es wurde gekocht und gebraten, gegessen, gespielt, gesungen, getanzt und getrunken.

Rinaldo verabredete mit Altaverde mehrere Sicherheitsmaßregeln, und als die Trupps verteilt und die Posten gehörig besetzt waren, zog sich Rinaldo über den Berg in ein zweites, kleines Tal zurück, wo er sich bei einer Quelle unter einigen Pappeln niederwarf.

Altaverde brachte ihm den Teilungszettel, den er unterzeichnete und gegen Mittag zu seinen lärmenden Kameraden zurückkehrte, wo ihn ein stattliches Mittagsmahl erwartete.

 

»Hauptmann!« – begann Girolamo – »deine Leute bemerken, daß dir etwas fehlt. Sie wünschen zu wissen, was das ist. Hast du Sehnsucht nach irgend etwas, das dir zu verschaffen ist, so sollst du es haben, und sollten wir es mit Aufopferung unseres Lebens für dich aufsuchen müssen. Sind es aber nur Grillen, die dich plagen, so bitten wir dich, verbanne sie, und mache uns nicht mit dir zugleich mißmutig.«

Einige Augenblicke sah Rinaldo sich schweigend in dem Kreise um, der ihn umgab, dann sprach er: »Habt ihr die Erklärungen der Republiken Venedig, Genua und Lucca gelesen? Sie sind öffentlich bekanntgemacht worden. Ein Preis steht auf meinem Kopfe.«

»Laß ihn stehen, Hauptmann!« – schrien alle, wie aus einem Munde; – »es wird ihn niemand erhalten.«

»Wer will dir ein Haar krümmen« – sagte Girolamo, – »so lange wir bei dir sind?«

Er sprach's und schwang den Säbel. Alle folgten seinem Beispiele und schrien:

»Blut und Leben für dich, Hauptmann! Treue bis in den Tod.«

Altaverde legte den Teilungszettel vor. Man teilte und war zufrieden. – Nach Tische wurde wieder gespielt, gesungen, gelärmt und getanzt.

Rinaldo lag unter einem Baume, als sich ihm Fiorilla, eine Amazone seiner Bande, nahte. Sie setzte sich bei ihm nieder und putzte ihre Pistolen.

SIE Der Preis, den man auf deinen Kopf gesetzt hat, Hauptmann, ist es nicht allein, der dich unmutig macht. Ein Mann, wie du, zittert nicht vor entfernten Dingen. Ich glaube, das, was dich drückt, ist viel näher. – Was dir fehlt, fehlt, glaube ich, deinem Herzen.

ER Dem fehlt freilich so mancherlei!

SIE Vor einem halben Jahre ging es mir ebenso. – Jetzt wird es wohl vorüber sein. – Ich Törin hatte mich damals in dich verliebt.

ER In mich?

SIE Ich dächte doch, du hättest es merken müssen.

Sie warf, als sie das sagte, die Pistolen auf die Erde und stand auf. »Ich dachte schlechterdings«, – setzte sie hinzu, – »ich müßte die Geliebte des Hauptmanns sein«; – und ging.

Rinaldo sah ihr nach, erhob sich von seinem unsanften Lager und gab das Zeichen, nach welchem sich seine Leute sogleich um ihn herum versammelten.

»Es ist mein Plan«, – sagte er, – »in die Gebirge von Albonigo zu rücken. Wir brechen sogleich auf. Zieht die Posten ein und lagert euch diesen Abend noch ins Tal der Kapelle St. Giakomo. Morgen Mittag seid ihr in der Ebene der vier Berge von la Cera.