– Sie soll leben!
Sie stießen an und tranken. Hierauf folgte eine Pause. – Endlich knüpfte der Alte, den der Wein gesprächig machte, die Unterhaltung wieder an.
DONATO Darf ich nach deinem Vaterlande fragen?
RINALDO Ich bin ein Römer.
DONATO Ein Römer? In Rom selbst geboren?
RINALDO Auf dem Lande.
DONATO Die Hand, Landsmann. Auch ich bin ein geborener Römer. Aber ich freue mich meines Vaterlandes nicht. Es ist ein undankbares Land. – Ich bin schlimm behandelt worden. Selbst die unparteiische Rota und ihre Sprüche konnten mich nicht – Genug! – Hier lebe ich ruhig, und habe meinen Feinden verziehen. Rom kann keine Männer mehr tragen. Sie zu schätzen, weiß es gar nicht. Sie sind ein üppiges, grausames und ungerechtes Volk, diese Römer. – Wie haben sie dich behandelt?
RINALDO Mein Unglück gebar meine eigene Schuld.
DONATO Dieser Vorwurf würde mein Trost sein, wenn ich ihn mir machen könnte. Aber ich habe unschuldig gelitten.
Eben wollte Rinaldo antworten, als man ganz deutlich Menschenstimmen vor der Klause vernahm. Sie kamen immer näher, und endlich wurde an die Tür geklopft.
»Was ist das?« – rief Rinaldo nicht ohne Bestürzung aus.
Donato öffnete ruhig das Fenster und fragte, wer da sei.
»Mach auf!« – schrie man draußen.
»Es stehen Bewaffnete vor der Tür«, – sagte Donato. – »Es können Sbirren oder Soldaten sein. Hast du dergleichen Leute zu fürchten, so gehe in diese Kammer. Du kommst leicht aus derselben durch ein Fenster in meinen Garten. Übersteigst du den Zaun und wendest dich rechts, so kommst du zu einem Felsen, in dessen Grotte linker Hand du dich verbergen kannst. – Ich will die Tür sogleich öffnen, daß man nichts argwöhnt.«
Rinaldo lockte seine Hunde zu sich und begab sich in die Kammer. – Donato ging und öffnete die Tür seiner Klause.
Sechs Bewaffnete traten ein und kamen mit ihm in die Stube. – Rinaldo vernahm in der Kammer, was gesprochen wurde.
»Wer bist du?«
»›Ich bin der Klausner Donato.‹«
»Bist du hier allein?«
»›Ich wohne allein hier.‹«
»Kennst du uns?«
»›Wie sollte ich das?‹«
»Fürchtest du uns?«
»›Seid ihr Diener der Gerechtigkeit, so kann ein Unschuldiger euch nicht fürchten.‹«
»Du irrst dich. Wir sind keine Spürhunde der lendenlahmen Justiz. – Wo hast du dein Geld?«
»›In diesem Beutel. – Hier ist er.‹«
»Geh zum Teufel mit deinen paar Lumpenpfennigen! Schaff mehr!«
»›Dies ist mein ganzer Reichtum.‹«
»Kerl! da steht Wein. Du bist kein Bettler. – Schaff mehr Wein her!«
»›Dieser Wein ist ein Geschenk. Ich habe weiter keinen.«‹
»Donnerwetter! Hier haben ihrer zwei gegessen. Du bist nicht allein. Der Schelm hat gelogen. Knebelt den alten Sünder! Er soll beichten.«
»›Seid barmherzig, und«‹ –
»Geld her!«
»›Nehmt, was ihr findet.
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