Geld habe ich nicht.«‹

»Verstockter Schurke! Willst du noch nicht beichten?«

Jetzt fielen die Räuber über Donato her. Er schrie laut auf nach Hilfe, ohne zu wissen oder zu ahnen, woher sie kommen sollte, und Rinaldo riß die Kammertür auf. Er zog eine Pistole und schrie mit donnernder Stimme:

»Was wollt ihr hier?«

»Himmel Element! Der Hauptmann;« – schrie einer aus der Rotte. Alle zogen die Hüte, und ließen bebend den zitternden Klausner los.

Dieser taumelte auf einen Stuhl und wiederholte mit gebrochener Stimme:

»Der Hauptmann?«

»Sind das eure Heldentaten?« – fuhr Rinaldo fort. – »Schändet ihr meinen Namen um elenden Plünderer Handlungen? Seid ihr Rinaldinis Leute? – Habt ihr etwa so großen Mangel, um sogar der Armut ihren letzten Pfennig abzupressen? Ist das eure Tapferkeit, einen wehrlosen Mann zu knebeln? – Wer war der Schurke, der die erste Hand an diesen kraftlosen Greis legte?«

Tiefes Schweigen fesselte die Zungen. Rinaldo fuhr heftiger fort:

»Wer war der Schurke? Nennt ihn mir, oder ich schieße den ersten nieder, der vor mir steht.«

»Paolo war es;« – murmelte der, welcher Rinaldo am nächsten stand. Ohne ein Wort zu sprechen, schoß Rinaldo nach dem genannten Unglücklichen. Der Schuß zerschmetterte ihm den Arm. Er stürzte nieder und seine Kameraden standen ohne Bewegung.

»Warum seid ihr von euerm Zuge abgegangen?« – fragte Rinaldo mit wütendem Blick.

»Wir suchten dich, Hauptmann!« – sagte der eine.

»Habt ihr meinen Wegen nachzuspüren? – Fort, zu dem Corps! Ihr kennt unsere Gesetze, ihr wißt, was ihr getan und verdient habt. –

Nehmt diesen schlechten Menschen mit fort, der nicht zu Rinaldinis Gesellschaft gehört, und erwartet mich und eure Strafe morgen.«

Die Räuber gingen und trugen Paolo davon. Donato blieb zitternd und ohne Sprache auf seinem Stuhle.

 

Rinaldo nahte sich ihm, ergriff seine Hand, drückte sie und sagte:

»Fasse dich, guter Alter!«

»Öffne dieses Schränkchen« – stammelte Donato; – »und gib mir das runde Gläschen mit den roten Tropfen.«

Das tat Rinaldo, goß auf sein Verlangen einen Löffel davon voll und gab ihm die Tropfen. Sie waren verschluckt, und Donato schien wieder zu sich zu kommen.

DONATO Du bist also Rinaldini selbst?

RINALDO Leider! der bin ich.

DONATO Ich verdanke dir mein Leben, und kann mich deiner Bekanntschaft doch nicht freuen. Dein Name allein ist schon furchtbar, und du selbst bist schrecklich.

RINALDO Wehe mir! daß es so sein muß.

DONATO Deine Handlung, hier vor meinen Augen, füllt mein Herz mit Schrecken und Entsetzen.

RINALDO Das meinige mit Jammer. – O! daß ich dir und mir diese Szene hätte ersparen können. Aber du kennst diese abscheulichen Menschen nicht. Nur Furcht und Schrecken können sie in Zucht und Ordnung halten.

DONATO Und du fürchtest diese Unmenschen nicht selbst?

RINALDO Und wenn ich sie auch fürchte, so dürften sie das doch nicht glauben.

DONATO Unglücklicher, in welche Verbindung bist du geraten!

RINALDO Freund! zu dem mein Herz mich zieht, du bist meines Vertrauens wert. Dir will ich meine Geschichte erzählen. Nur jetzt nicht, denn sie würde dich zu heftig erschüttern. Jetzt bedarfst du Ruhe. Laß mich dich auf dein Lager bringen. Ich will auf diesem Stuhle den Morgen erwarten.

Er führte Donato auf sein Lager, hüllte sich in seinen Mantel und warf sich auf einen Stuhl. Erst spät nach Mitternacht schlummerte er ein und war mit dem ersten Strahle der Morgensonne wieder wach.

 

»Ich bin sehr krank!« – seufzte ihm Donato entgegen, als er an sein Lager trat und sich nach seinem Befinden erkundigte.

»Ich wollte dir nützlich sein«, – sagte Rinaldo; – »Ich kam hierher, dir Sicherheit zu geben, und bin ohne Schuld der Urheber des Zustandes, der dich trifft, der mir durch die Seele geht. – Verkenne wenigstens meine gute Absicht nicht.«

»Gewiß nicht!« – antwortete Donato mit schwacher Stimme. – »Ich danke vielmehr dem Himmel, daß er dich hierher gesendet hat. Sonst hätte ich wahrscheinlich vorige Nacht mein Leben unter Mörderhänden verblutet.«

Hierauf bat er ihn, ihm die Arzneigläser aus dem Schränkchen zu bringen. Rinaldo holte sie herbei. Donato bezeichnete ihm die Mischung der Tropfen derselben, und kaum hatte er einen Löffel davon zu sich genommen, als ein sanfter Schlaf ihm die Augen schloß.

Rinaldo verließ die Klause, ging ins Freie und öffnete Herz und Augen der Pracht der aufgehenden Sonne. – Majestätisch stieg die Königin des Tages im Feuerglanze über die dampfenden Berggipfel empor und senkte ihre erwärmenden Strahlen in das kleine Tal, in welchem Donatos Klause stand. Die Vögel feierten diese Prachterscheinung mit einer Hymne, und Rinaldo bedeckte wehmütig sein Gesicht.

»Auch mir scheint sie, die goldene Sonne!« – seufzte er. – »Auch mir, wie sie allen Guten und Bösen scheint.