Höre dort, was man von uns spricht. – Nikolo und Sebastiano durchstreifen die Waldungen zu Bosina. – Dir, Amadeo, empfehle ich die Waldungen bei Anghiarto. – Altaverde nimmt sechs bis acht Mann zu sich und sucht sich der Person des Gerichtsvogts zu Brankolino zu bemächtigen. Diese Order enthält detaillierte Punkte über die Expedition. – Gegen Abend rückt Mattheo mit zwanzig Mann in die südlichen Berggegenden und besetzt den Caprilischen Paß. – Alsotto bleibt mit dreißig Mann, bis auf weitere Order, hier zurück. – Cinthio sucht sich zwölf Mann aus und zieht sich links in das Pappeltal von Oriolo, nach dem Felsenpaß zu. – Aurelia ist das Losungswort. – Die detaschierten Corps lagern sich dann zusammengezogen, womöglich, binnen drei Tagen, in der westlichen Ebene vor dem Marcianischen Forste. – Und nun, ohne Zögern, zur Ausführung meiner Disposition!«
Alles geriet in Tätigkeit. – Rinaldo bepackte seine beiden großen Hunde mit einigen Arzneien und Victualien und nahm seinen Weg wieder nach Donatos Klause zu.
Aurelia war nicht mehr in der Einsiedelei, aber ein junger Bauernbursch, ein Sohn des benachbarten Meiers, stand neben Donatos Bette, auf welchem dieser erwacht lag und sich, wie er sagte, besser befand.
Donato entfernte seinen jungen Wärter und trug ihm auf, Holz zu suchen. Rinaldo gab dem Alten einige Löffel von den stärkenden Arzneimitteln, die er bei sich hatte, und wagte es nicht, eine Unterhaltung zu eröffnen, die Donato endlich selbst einleitete.
DONATO Ich hoffe bald wieder ganz hergestellt zu sein.
RINALDO Was ich so herzlich wünsche!
DONATO Du kommst vielleicht, Abschied von mir zu nehmen?
RINALDO Glaubst du das?
DONATO Ich wünsche es, aufrichtig gesprochen. – Ich weiß nun, wer du bist, und möchte nicht gern, daß man sagen könnte, ich hätte Bekanntschaft mit dir. – Du weißt, wie das ist. Die Menschen hängen von öffentlichen Meinungen ab. – Ich danke dir die Rettung meines Lebens. Es wird aber auch niemand von mir erfahren, daß der gefürchtete Rinaldini bei mir war, auf dessen Kopf so hohe Preise stehen. – Aurelia hat mich zu ihrem Vertrauten gemacht.
RINALDO Hat sie das?
DONATO Du hättest dem Mädchen nicht sagen sollen, was du ihr gesagt hast.
RINALDO Wenn ich dir nun sage, daß ich sie liebe?
DONATO Darfst du das? – Kannst du glauben, Gegenliebe zu finden, wenn Aurelia erfährt, wer du bist?
RINALDO Wie? Wenn ich meiner Lebensart entsagte, und –
DONATO Das ist zu spät. Aurelien wirst du nicht wieder sprechen. Sie wird in ein Kloster gebracht. – Ich habe das veranstaltet.
RINALDO Wirklich? – Nun, so erwarte auch meine Gegenanstalten.
DONATO Unternimm nichts Räuberhaftes! – Liebst du Aurelien wirklich, wie kannst du sie unglücklich machen wollen? – Du liebst sie aber nicht mit der Reinheit, mit der dieses Mädchen geliebt zu werden verdient. Du darfst, du kannst sie auf keine edle Art lieben, und deine Begierden sind strafbar. – Aurelia muß deinen Blicken entzogen werden. – Oder willst du sie unter deine Bande führen und sie der Gerechtigkeit, die doch über lang oder kurz dich zu finden wissen wird, als eine Mitverbrecherin überliefern? – Unglück genug für dich, daß du das bist, aber das Mädchen laß mit Ehren leben und sterben. – Willst du mich bald verlassen, so wird es mir sehr lieb sein, denn ich erwarte Besuch.
RINALDO Nicht aus Furcht, die ich nicht kenne, sondern aus Gefälligkeit will ich dich verlassen. – Zuvor aber noch die Frage: Wer sind die Personen, deren Bildnisse über deinem Bette hängen? – Sie im Nonnengewande und er in Uniform! –
DONATO Dieses Mannes Besuch, – dessen Bild du hier siehst, – erwarte ich soeben. Er geht nach Florenz, und seine Maultiere sind ihm, mit seinem Gepäck, in dem Gebirge, vermutlich von deinen Leuten, genommen worden. Die Treiber hat man erschossen. Nur ein Maultiertreiber-Junge ist entronnen.
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