Nun?

KLAUS. Da haben wir einen herrlichen Mann zu Hause sitzen, der jetzt ohne Eure Hilfe notwendig verhungern muß. Er gibt ändern Leuten vortrefflichen Rat, und wie es solchen Leuten meistenteils geht, sie wissen sich selber nicht zu raten: Ohne ihn bin ich nichts, und wenn ich in meiner Kunst etwas geworden bin, so habe ich es nur seiner vortrefflichen Gesellschaft zu danken.

PETER. Wer ist denn der?

KLAUS. Wir nennen ihn nur kurzweg den Ratgeber, und Rat zu geben ist auch sein eigentliches Handwerk, und ich muß gestehn, daß er es darin zu einer großen Fertigkeit gebracht hat. Jeder von uns beiden, einzeln genommen, ist nur ein schwaches Rohr, ein faules Holz, das nur glänzt, wenn kein andrer Schimmer in der Nähe ist; aber wenn unser Verstand zusammengetan wird, so entsteht daraus eine Komposition, eine Art von Prinzmetall, das außerordentlich dauerhaft ist.

PETER. Nun, so bringe ihn mir. Du magst ihn selber abholen, ich traue dir. – Weißt du mein Schloß?

KLAUS. O ja, gnädiger Herr.

PETER. Ich mag mit ändern Menschen nicht gern umgehn, aber solche eures Gelichters sind mir lieb, bei euch weiß man, woran man ist, ihr gebt euch für nichts aus, ihr heuchelt keinen Wert, keine Würde, die ich sooft die Würde der Menschen nennen höre; ich kenne nichts so Jämmerliches. – Wir bleiben zusammen, und wenn mir dein Ratgeber gelällt, so soll er's gut bei mir haben.

EIN KNECHT. Gnädiger Herr, soeben ist die Nachricht eingelaufen, daß Eure Gemahlin gestorben sei.

PETER. Desto besser! – Ich vermutete es wohl. – Liegt Friedheim weit von hier?

KNECHT. Nur eine Tagereise.

PETER. Es sollen zwei schöne Fräulein dort sein, ich will hin mit einer kleinen Begleitung; ihr übrigen müßt zu meinen Schlössern zurückkehren. – Jetzt will ich jene Narren sterben sehn. Er geht ab, die Knechte ziehen auch fort.

KLAUS allein. Kann man mit einer so geringen Verstellung selbst so listige Füchse hintergehn? – Aber wenn ich es recht ernsthaft überlege, ist mein Leben auch nicht viel wert. Doch wer wird irgend etwas in der Welt recht ernsthaft überlegen. Die ernsthaften Gesichter sind nur in die Mode gekommen, weil sie bequemer sind als die freundlichen. – Für diesmal also hätte ich mein Leben noch davongetragen. Aber meine armen Herren! Ich bin ergrimmt über den kalten, blutdürstigen Menschen! Ich könnte weinen. – Und warum soll ich nicht weinen? – Es ist ebenso töricht wie zu lachen, es liegt also nicht außer meinem Berufe. – Er setzt sich auf die Erde. Sie sind gewiß schon tot – hier will ich um sie trauern, denn kein anderes Auge geht doch ihretwegen über. Er verhüllt das Gesicht. Der Vorhang fällt.

 

Zweiter Akt

 

Erste Szene

Burg Marlof.

Ritter Hans von Marlof; Brigitte, seine Tochter.

 

BRIGITTE. Aber Ihr kehrt doch bald zurück, lieber Vater?

HANS.