Sobald es das Zeremoniell, der Wohlstand, die Ehre erlaubt, Kind. Es ist keine Kleinigkeit, meine Tochter; Agnes ist meine Pate, und Peter Berner, ein angesehener Rittersmann, wirbt um sie, und das muß ich jetzt, verstehst du mich, vollends zustande bringen. Der Ritter hat sich noch nicht völlig erklärt, aber mir ein Sendschreiben zugesandt, worin er um mein Fürwort bei dem Fräulein und den Gebrüdern höflichst ansucht.
BRIGITTE. Mir ist bange, daß Ihr mich so allein laßt.
HANS. Dir sollte nicht bange sein, meine Tochter, denn mein Segen bleibt bei dir zurück. – Bleib nur fein fleißig in deinen Zimmern, ich habe auch dem alten Kaspar schon Aufträge darüber gegeben, er ist ein alter und ein überaus verständiger Mann. Geh also nicht aus, mein Kind, denn man kann manchmal nicht wissen, wie Unglück entsteht, es ist oft früher da, als wir es gewahr werden, und indem wir es gewahr werden, ist es gewöhnlich unmöglich, es zu vermeiden. Siehe, so lauten meine Grundsätze darüber!
BRIGITTE. Aber in den Burggarten darf ich doch kommen?
HANS. Das wird dir immer unverwehrt bleiben, meine Tochter, denn dort bist du völlig gesichert, dort kann dir niemand etwas anhaben. Ich bin sonst schon alt und schwach, aber ich habe denn doch die Vorsicht eines Vaters, und eine solche Vorsicht sieht weit; wenn ich aber abwesend bin, mußt du selbst hübsch vorsichtig sein.
BRIGITTE. Ich will es gewiß.
HANS. Der Leopold von Friedheim, er hat dir schon einigemal nachgestellt, hüte dich besonders vor ihm.
BRIGITTE. Warum? Ich sollte meinen, daß ich mich vor dem nicht zu hüten brauchte.
HANS. Du liebe Einfalt, gerade am meisten, Kind. Ja, was sag' ich, am meisten? Am allermeisten! – Du liebst ihn doch nicht? Du hast ihm doch nicht dein Herz gegeben? – Denn du weißt, daß diese Heirat gegen meinen Willen wäre.
BRIGITTE. Ach, lieber Vater, wie sollt' ich jemand anders lieben als Euch?
HANS. Ich will dir glauben, denn du hast mich noch nie betrogen. – Nun, so lebe denn wohl, meine Tochter, ich weiß nichts mehr, was ich dir noch sagen könnte. – Bleibe immer gehorsam, folgsam gegen deinen Vater, und es wird dir immer wohl auf Erden gehn.
BRIGITTE. Lebt wohl. Sie umarmen sich. Kaspar tritt auf.
HANS. Kaspar!
HANS. Kaspar, ist mein Pferd nunmehr bereit? Ist alles im gehörigen Zustande?
KASPAR. Ja, Herr.
HANS. Und sind alle die nötigen Sachen eingepackt? Und daß nichts versehrt wird, wenn es etwa regnen sollte? Die goldnen Strumpfbänder, die seidenen Bänder? Die Gedichte?
KASPAR. Hab' alles selbst besorgt, Herr.
HANS. Nun, dann ist es gut. – Du hast die Schlüssel zu der ganzen Burg, Kaspar.
KASPAR.
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