Ja, Herr.
HANS. Und du hast versprochen, auf meine Tochter ein wachsames Auge zu haben.
KASPAR. Das hab' ich, Herr.
HANS. Nun, so kann ich denn in Gottes Namen abreisen. – Das Abreisen wird mir doch sauer, Kaspar.
KASPAR. Ihr seid lange nicht aus Eurem Schlosse gekommen, Herr.
HANS. Sollt's das wohl sein, Kaspar? Mir ist so trübe vor den Augen.
KASPAR. Ihr seid gleichsam hier ganz eingerostet, Herr.
HANS. Und du glaubst an keine bösen Ahnungen, Kaspar?
KASPAR. Man kann eben nicht wissen, wie es damit ist, und darum glaub' ich halt nicht daran, Herr. Seht, das ist so mein Grundsatz darüber.
HANS. Hast recht, Kaspar, wenn man es sich genau überlegt. – Nun, so lebt wohl. – Ade, meine Tochter, denk fleißig an meine Lehren. – Komm, Kaspar, hilf mir zu Pferde. Sie gehen beide ab.
BRIGITTE allein. Vor Leopold soll ich mich hüten? – Nun, denn muß man sich gewiß vor allen Menschen hüten, denn er ist doch so gut und so unschuldig. Aber das Alter sieht alles mit ändern Augen an, und die Jugend weiß darüber nicht, was sie denken soll. Kaspar kommt zurück.
KASPAR. Nun, Fräulein, der alte Herr ist fort, ich soll auf Euch ein wachsames Auge haben.
BRIGITTE. So hat der Vater gesagt.
KASPAR. Es ist ein leichter Auftrag und ein schwerer, je nach dem Ihr es anfangen wollt.
BRIGITTE. Sei unbesorgt, Kaspar. Ein Knecht kommt.
KNECHT. Ein fremder Mann ist vor dem Tore.
KASPAR. Wer ist er? Was will er?
KNECHT. Ein Wandersmann, und da er müde und hungrig ist und sich weit und breit kein Schloß und Kloster findet, so bittet er, daß er sich hier erquicken dürfe.
KASPAR. Ich will ihn sehn. – Fräulein, wollt Ihr nicht auf Euer Zimmer gehn? Ab mit dem Knecht.
BRIGITTE. Ich bliebe gern, um den Fremden zu sehn, es kommen gar wenig Fremde in die alten Mauern dieses Schlosses – aber ich glaube, es ziemt sieh nicht, und da ist es denn doch besser, daß ich gehe.
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