Ab.

 

Leopold von Friedheim, als Minnesänger; Kaspar.

 

KASPAR. Wer seid Ihr, Eures Standes nach?

LEOPOLD. Ein armer Sänger, der den Leuten durch Lied und Spiel das Herz erfreut, der die Traurigen erheitert und die Fröhlichkeit der Glücklichen zu einer sanften Schwermut herabstimmt, damit sie auf die wahre Art glücklich sind. Ein armer Mann, ich habe mich auf meinem Wege verirrt, und da such' ich Schutz und Hilfe bei Euch.

KASPAR. Das muß sein, denn sonst liegt das Schloß hier so abseits, daß nur selten jemand einkehrt. – Nun kommt, ich will Euch eine Lagerstätte anweisen und dann Speise und Trank geben. Ab.

 

Zweite Szene

Garten des Schlosses Friedheim.

Peter Berner, Agnes.

 

AGNES. Ihr seid sehr dringend, Herr Ritter.

PETER. Wie soll ich es anders anfangen, Eure Liebe zu gewinnen?

AGNES. Liebt Ihr mich denn, wie Ihr sagt?

PETER. Von Herzen, mein Fräulein.

AGNES. Was nennt Ihr aber Liebe?

PETER. Wenn Ihr es nicht empfindet, so läßt sich's unmöglich beschreiben.

AGNES. Das hör' ich von allen, die sich für verliebt ausgeben.

PETER. Weil es die Wahrheit ist. – Oder zweifelt Ihr an meiner Aufrichtigkeit?

AGNES. Das nun eben nicht – allein –

 

Anton tritt zu ihnen.

 

PETER. Ich mache schlechtes Glück mit meiner Bewerbung, Herr Ritter.

ANTON. Wie das?

PETER. Eure edle Schwester glaubt meinen Worten nicht.

AGNES. Wie Ihr es auch ausdeutet.

PETER. Seht, ich bin kein Redner, ein rechtlicher, schlichter Mann, unter Waffen und Getümmel aufgewachsen, darum stehn mir schöne und süße Reden nicht zu Gebot; ich kann nur sagen: Ich liebe! Und wenn ich das gesagt habe, ist meine ganze Redekunst zu Ende. Aber man sollte auf die Worte solcher Leute, die nicht viel zu sprechen verstehn, mehr achten, als auf diejenigen, die täglich mit schöngewandten Phrasen handeln und betrügen. Wenn ich mich nicht schön aus zudrücken weiß, so bin ich doch wenigstens in der Kunst der Lügen unerfahren, und das ist nach meiner Meinung schon immer einiges Verdienst. Darum müßt Ihr mir auf mein Wort glauben, wenn ich Euch sage, daß ich Euch recht von Herzen liebe.

AGNES. Und wenn ich Euch glaube?

PETER. Seltsame Frage! Dann müßt Ihr mich von Herzen wie der lieben. – Oder ist Euch meine Gestalt zuwider? Es ist wahr, ich kann etwas Seltsames an mir haben, das den Leuten auffällt, ehe sie mich näher kennen, aber das sollte doch nicht die Ursache sein, einen Mann zu verstoßender es sonst redlich meint. Ihr werdet zugeben, daß das mehr wert ist als ein schöner Körper. Seht, wenngleich ich, wie die Leute von mir sagen, einen blauen Bart habe, so ist es doch immer besser, als wenn ich ganz ohne Bart auf die Freierei ginge.

ANTON.