Nun, Schwester!
PETER. Ihr glaubt vielleicht, ich muß deswegen auch innerlich schlecht sein, weil wie gesagt mein Bart nicht von der besten Farbe ist. Die Damen wissen die Farbe ihrer Haare zu verbessern, und Euch zu Gefallen will ich mich auf diese Künste legen. – Zeigt mir den Mann, der mehr für Euch zu tun gesonnen wäre!
AGNES. Ihr legt mein Zögern unrecht aus.
PETER. Ihr könnt nur ja oder nein sagen, das übrige, was dazwischen liegt, ist nur alles eine Vorbereitung dazu. – Ich habe schon mehr Weiber gehabt, und ich sollte es freilich schon gewohnt sein, daß sie ihre Meinung vor der Hochzeit immer nur durch einen Umweg zu erkennen gaben; nachher ist ihre Art zu sprechen desto kürzer und verständlicher. – Nun, mein Fräulein?
AGNES. Ihr müßt mir doch Zeit lassen; – auch vor der Einsamkeit auf Eurem Schlosse furcht' ich mich so.
PETER. Dem läßt sich bald abhelfen; wenn, ich Euch nicht genug bin, so wollen wir Gesellschaft bitten, Menschen von aller Art, Ihr werdet ihrer bald überdrüssig werden. – Aber Euch soll die Zeit nicht lang währen. Wenn Ihr Neuigkeiten oder seltsame Kostbarkeiten liebt, so findet Ihr auf meinem Schlosse mancherlei, das wohl der Betrachtung würdig ist, und mit dem Ihr nicht so bald zu Ende kommt. Auf meinen Reisen, in vielen Fehden habe ich mancherlei erbeutet, eins mich selbst in manchen Stunden noch ergötzt.
AGNES. Dürfte ich meine Schwester Anne wohl mit mir nehmen?
PETER. Wenn sie Euch folgen will, mit großen Freuden.
ANTON. Ihr seid also so gut wie richtig?
PETER. Es sieht fast so aus. – Nun habt Ihr mir das Herz leicht gemacht; man muß nur nicht verzagen, so siegt man am Ende immer noch. Sie gehn ab.
Simon und Anne treten auf.
ANNE. Du bist heut ungemein mißvergnügt, Bruder.
SIMON. Was soll man anders sein? – Ich finde keine Ruhe in mir selber, alles ist mir zuwider, und wenn es mir manchmal vorkommt, als würde sich jetzt ein Rätsel auflösen, so verfliegt alles im Augenblicke wieder.
ANNE. Aber warum heftest du auch deinen Geist immer so auf einen Gedanken?
SIMON. Frage doch, warum er sich selbst so heftet? Ich kann dabei nichts tun und lassen. – Ich möchte lachen, denn dieser sogenannte Geist ist ja eben niemand anders als ich selbst.
ANNE. Es ist mit dir nicht zu sprechen; – man hat doch Gewalt über sich.
SIMON. Das sagt der Arzt auch immer, und bei euch andern, die ihr in einer unbegreiflichen Trägheit fortlebt, mag's auch wohl wahr sein, denn euch liegt nichts ernsthaft am Herzen, ihr könnt euch leicht zwingen, weil ihr im Grunde gar nichts wollt. Der Geist ist nur ein Diener eures Körpers, eine fast unnötige Zugabe zu dem Dinge, das da ißt und trinkt, folglich, wenn ihr von euch selbst sprecht, so meint ihr immer jemand anders, im Grunde eure Launen, euren Appetit. Diesem tut ihr alles zu Gefallen, ihm zu Gefallen denkt und sorgt ihr nicht, ihn aufrechtzuerhalten zerstreut ihr euch, wie ihr es nennt. Wenn ihr also von eurem Ich sprecht, so meint ihr nur euren Magen, ihr könnt nicht ernsthaft an euch selbst denken, ohne daß ihr sogleich mit einem Seufzer dazwischenrennt: Ach! Heute mittag wird mir gewiß das Essen nicht schmecken! und so euren Sinn. gewaltsam wieder von euch abwendet.
ANNE.
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