Und ich war eitel oder vielleicht vernünftig genug, um mich zu fragen, ob die unreifen Ideen, die so oft bei ungeschulten Geistern auftauchen, nicht die ganze Kraft und Wahrheit und die anderen, dem Instinkt oder der Intuition eingeborenen Eigenschaften haben.

Als ich zu Hause ankam, war es schon spät, und ich ging gleich zu Bett. Doch war ich zu sehr beschäftigt, um einschlafen zu können, und lag die ganze Nacht in Nachdenken versunken wach. Am anderen Morgen stand ich sehr früh auf, eilte wieder zu der Bude des Buchhändlers und kaufte für mein letztes Geld einige Bücher über Mechanik und praktische Astronomie. Als ich mit diesen glücklich zu Hause angekommen war, widmete ich jeden freien Augenblick ihrem Studium und machte bald solche Fortschritte, daß ich an die Ausführung eines gewissen Planes, den mir entweder der Teufel oder mein guter Geist eingegeben, denken konnte. In dieser Zeit hatte ich mich auch verschiedentlich bemüht, die drei Gläubiger, die mich am meistert belästigten, zu befriedigen. Es gelang mir auch, teils durch den Verkauf von Hausgerät, mit dessen Ergebnis ich sie zur Hälfte bezahlte, teils durch das Versprechen, daß ich das übrige sofort begleichen würde, wenn ich ein kleines Projekt, das ich im Kopfe hätte und zu dessen Ausführung ich ihrer Hilfe bedürfe, ausgeführt haben würde. Durch dieses Mittel (es waren sehr unwissende Leute) gelang es mir ohne Mühe, sie meinen Zwecken geneigt zu machen.

Nachdem alles so weit gediehen war, verschaffte ich mir mit Hilfe meiner Frau durch den geheimen, vorsichtigen Verkauf alles dessen, was mir noch geblieben, und durch kleine, unter verschiedenen Vorwänden gemachte Anleihen eine ziemliche Summe baren Geldes, ohne mich, wie ich mit Beschämung gestehen muß, im geringsten darum zu kümmern, ob ich die Darlehen jemals würde zurückzahlen können.

Nun kaufte ich mir möglichst unauffällig verschiedene Stücke sehr feinen Batist – jedes Stück maß zwölf Ellen –, Bindfaden, einen Vorrat von Kautschukfirnis, einen großen tiefen, auf Bestellung gemachten Korb aus Weidengeflecht und verschiedene andere Gegenstände, die zur Herstellung eines sehr großen Ballons nötig sind. Ich trug meiner Frau auf, ihn sobald wie möglich zu nähen, und gab ihr während der Arbeit genaue Anweisungen. Ich selbst verfertigte aus dem Bindfaden ein Netz von genügender Größe, versah es mit dem Ring und den notwendigen Stricken und kaufte verschiedene für Experimente in den oberen Regionen der oberen Atmosphäre nötige Materialien und Instrumente. Dann suchte ich mir eine versteckte Stelle im Osten der Stadt aus und brachte zur Nachtzeit ungefähr fünf eisenbeschlagene Fäßchen, deren jedes fünfzig Gallonen hielt, sowie ein weit größeres Faß dahin, dann sechs zinnerne Röhren von ungefähr drei Zoll Durchmesser und zehn Fuß Länge, dann eine Quantität einer gewissen metallischen oder halbmetallischen Substanz, die ich nicht nennen wil , und ein Dutzend mit einer gewöhnlichen Säure gefüllter Korbflaschen. Das Gas, das ich aus den beiden letztgenannten Materialien herstellte, ist ein Gas, das noch keine andere Person als ich erzeugt – oder wenigstens jemals zu einem ähnlichen Zwecke angewandt hat. Ich kann hier nur sagen, daß es ein Bestandteil des Stickstoffes ist, den man so lange Zeit für unzusammengesetzt hielt, und daß seine Dichtigkeit ungefähr , mal geringer ist als die des Wasserstoffes. Es ist geschmack-, doch nicht geruchlos, brennt, wenn es rein ist, mit grünlicher Flamme und zerstört animalisches Leben im Augenblick. Ich würde das Geheimnis unverzüglich preisgeben, wenn es nicht von Rechtswegen (wie ich schon einmal andeutete) einem Bürger von Nantes in Frankreich, der es mir gelegentlich einmal mitteilte, angehörte. Dieselbe Person lehrte mich auch, ohne von meinen Absichten eine Ahnung zu haben, wie man aus einem gewissen animalischen Gewebe einen Ballon herstellen kann, durch den Gas nicht zu entweichen vermag. Ich fand es jedoch zu teuer und hoffte obendrein auch, daß Batist mit einem Kautschukfirnis genau dieselben Dienste leisten werde. Ich erwähne diesen Umstand, weil ich es für möglich halte, daß die betreffende Person mit dem neuen Gas und dem animalischen Stoffe, von dem ich gesprochen, eine Ballonfahrt unternehmen könnte, und ich sie der Ehre, eine sehr merkwürdige Erfindung gemacht zu haben, nicht berauben möchte.

An meinem Versteck grub ich nun für jedes der kleineren Fäßchen ein Loch und zwar so, daß die zwölf Löcher einen Kreis von fünfundzwanzig Fuß im Durchmesser bildeten. Der Mittelpunkt dieses Kreises war für das große Faß bestimmt, und ich grub dort ein größeres Loch. In jedes der fünf kleinen Löcher legte ich eine Zinnbüchse, die fünfzig Pfund Schießpulver enthielt, in das große Loch kam ein Faß mit hundertfünfzig Pfund. Dieses Faß und die Büchsen verband ich mittelst langer, bedeckter Streifen, und nachdem ich in eine der Büchsen das Ende einer vielleicht vier Fuß langen Lunte eingeführt hatte, bedeckte ich das Loch und stellte das Faß oben darauf. Das andere Ende der Lunte ließ ich unauffällig etwa einen Zoll weit hervorragen. Dann füllte ich die übrigen Löcher und stellte auf jedes ein Fäßchen in der ihnen bestimmten Weise auf.

Außer den aufgezählten Gegenständen brachte ich noch einen der verbesserten Grimmschen Apparate zur Kondensierung der atmosphärischen Luft in mein Depot und verbarg ihn daselbst. Ich entdeckte jedoch bald, daß ich diese Maschine noch verschiedentlich verändern müsse, ehe sie für meine Zwecke tauglich sei. Dank größter Beharrlichkeit und hartnäckiger Arbeit gelangen mir meine Vorbereitungen aufs beste. Mein Ballon war bald fertig. Er hielt mehr als vierzigtausend Kubikfuß Gas und mußte nach meiner Berechnung mich, meine ganzen Apparate, sowie noch etwa hundertsiebzig Pfund Ballast mit Leichtigkeit tragen. Er hatte drei Firnisüberzüge erhalten, und ich bemerkte mit Freuden, daß der Batist genau so gut seinem Zweck entsprach wie Seide. Er war geradeso solide und kostete bei weitem weniger.

Als alles bereit war, nahm ich meiner Frau einen Eid ab, über alle meine Handlungen, von dem ersten Tage ab, da ich den Buchhändler aufgesucht Stillschweigen zu beobachten, dagegen versprach ich ihr, sobald die Umstände es erlauben würden, zurückzukehren. Ich gab ihr alles Geld, das mir noch geblieben war, und sagte ihr Lebewohl.

Ich machte mir ihretwegen auch nicht die geringste Unruhe. Sie war, was die Leute so eine prächtige Frau nennen, und konnte sich in der Welt sehr gut ohne meine Hilfe zurechtfinden.