Dann ging Isak hinein und sagte: Möchte wissen, ob es nicht doch Regen gibt! Aber nach ein paar Stunden war alle Hoffnung wieder verschwunden.
Jetzt hatte die Trockenheit schon sieben Wochen gedauert, und die Hitze war sehr groß. Die Kartoffel stand in all dieser Zeit in voller Blüte, sie blühte unnatürlich und wunderbar prächtig. Die Äcker sahen von ferne aus wie Schneefelder. Wie sollte das schließlich werden? Der Kalender gab keinen Wink, der derzeitige Kalender war nicht mehr wie früher, der taugte gar nichts. Jetzt sah es wieder nach Regen aus, und Isak ging zu Inger hinein und sagte: Mit Gottes Hilfe wird nun heute nacht doch Regen kommen! – Sieht es nach Regen aus? – Ja, und das Pferd schüttelt sich im Geschirr.
Inger schaute zur Tür hinaus und sagte: Ja, jetzt wirst du sehen! – Ein paar Tropfen fielen. Die Stunden vergingen, die Leute legten sich zur Ruhe, und als Isak in der Nacht einmal hinausging, um nachzusehen, war der Himmel blau.
Ach du lieber Gott im Himmel! sagte Inger. Nun, dann wird morgen auch dein letztes Laub trocken, sagte sie und tröstete, so gut sie konnte.
Jawohl, Isak hatte auch Laub gesammelt und besaß nun eine Menge vom besten Laub. Das war wertvolles Futter, er behandelte es wie Heu und bedeckte es mit Birkenrinde im Walde. Jetzt war nur noch ein kleiner Rest draußen, deshalb antwortete er Inger tief verzweifelt und gleichgültig: Ich nehme es nicht herein, und wenn es auch ganz austrocknet. – Du weißt nicht, was du redest, versetzte Inger.
Am nächsten Tage holte er es also nicht herein – da er es nun einmal gesagt hatte, holte er das Laub nicht herein. Es konnte draußen bleiben, es kam ja doch kein Regen, mochte es in Gottes Namen draußen sein! Er konnte es vor Weihnachten einmal hereinnehmen, wenn es bis dahin die Sonne nicht ganz und gar versengt hatte.
Ganz tief und vollständig gekränkt fühlte er sich, es war ihm keine Freude mehr, unter der Haustür zu sitzen und über seinen Grund und Boden hinzusehen und alles zu besitzen. Da standen nun die Kartoffeläcker, blühten wie verrückt und vertrockneten, dann mochte auch das Laub bleiben, wo es war, bitte! O, aber Isak – vielleicht hatte er mitten in seiner dicken Treuherzigkeit doch einen kleinen schlauen Hintergedanken, vielleicht tat er es aus Berechnung und wollte versuchen, jetzt beim Mondwechsel den blauen Himmel herauszufordern.
Am Abend sah es wiederum nach Regen aus. Du hättest das Laub hereinholen sollen, sagte Inger. – Warum denn? fragte Isak und tat äußerst unzugänglich. – Ja, ja, du spottest, aber es könnte jetzt doch Regen kommen. – Du siehst doch wohl, daß in diesem Jahr kein Regen kommt.
Aber in der Nacht war es doch, als würden die Glasscheiben ganz dunkel, und es war auch, als jage etwas dagegen und mache sie naß, was es nun auch sein mochte.
Inger erwachte und sagte: Es regnet! Sieh die Fenster an! – Isak schnaubte nur verächtlich und erwiderte; Regen? Das ist kein Regen. Ich verstehe nicht, was du sagst. – Ach, du sollst nicht spotten, sagte Inger.
Isak spottete, ja. Und er betrog sich nur selbst. Gewiß regnete es, und zwar einen tüchtigen Schauer; aber als Isaks Laub ordentlich durchnäßt war, hörte es auf zu regnen. Der Himmel war wieder blau. Ich habe es ja vorher gesagt, daß kein Regen kommt, sagte Isak eigensinnig und recht sündhaft.
Für die Kartoffeln nützte dieser Regenschauer nichts, die Tage kamen und gingen. Der Himmel war blau. Da machte sich Isak an die Herstellung seines Holzschlittens. Er gab sich alle Mühe damit. Er beugte sein Herz und hobelte demütig Kufen und Stangen. Ach ja, Herrgott im Himmel! Seht, die Tage kamen und gingen ja, das Kind wuchs heran, Inger machte Butter und Käse, es war eigentlich nicht so schlimm, ein Mißjahr überlebten tüchtige Leute draußen im Ödland wohl. Und außerdem – als neun Wochen vergangen waren, kam auch richtiger, segensreicher Regen; einen ganzen Tag und eine ganze Nacht hindurch regnete es, sechzehn Stunden lang goß es in Strömen, die Himmel hatten sich geöffnet. Wenn es nun vierzehn Tage früher gewesen wäre, dann hätte Isak gesagt: Es ist zu spät. Jetzt aber sagte er zu Inger: Du wirst sehen, es hilft den Kartoffeln doch noch ein wenig auf.
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