Dreyfaltigkeit
Wer, wie die Welt wil, fischt, fischt listig in der Nacht,
Und wann er viel verbringt, so hat er nichts verbracht;
Wer dann, wie Gott wil, fischt, fischt redlich an dem Tage
Und fängt auch, daß sein Schieff den Fischzug kaum ertrage.
48.
Am 6 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Die mit uns halten Zorn, die zu uns Racha sagen,
Die wie die Narren uns vexiren, schlagen, jagen,
Die lasse so man seyn und habe nur Geduld;
Es trifft sie schwer genug zu zahlen Gottes Schuld.
49.
Am 7 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Von alle dem, das war, ist nichts dann Mangel blieben
In dieser wüsten Zeit! was soll mich diß betrüben?
Ich weiß mir Rath bey dem, bey dem viel hundert Mann
Ein Brot, daß noch ein Korb bleibt übrig, speisen kan.
50.
Am 8 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Es schickt sich nicht, daß der ein friedlich Schäflein heisset,
Der raubet, mordet, würgt und um sich reisset, beisset.
Der Peltz zwar deckt den Mann, macht aber keinen Mann;
Der Wolff bleibt Wolff, ob er ein Schafskleid gleich zeucht an.
51.
Am 9 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Geld gilt, und Geld ist gut, wanns wol nur wird erworben
Und wird auch wol gebraucht; ein Dieb ist und vertorben
Und hat deß Herren Gut verschwendisch umgebracht,
Der Gottes Freund ihm nicht damit zu Freunden macht.
52.
Am 10 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Es trachten ihrer viel uns mördlich umzubringen,
Daß wir nicht ihrem Thun und ihres Sinnes Dingen
Verpflichtet sind wie sie. O, dulde dich! das Ziel
Ist nahe; Gott wird doch wol machen, was er wil.
53.
Am 11 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Mein fasten, mein kasteyn, mein Zehnd- und Almos geben,
Und was noch mehr gehört zu einem fromen Leben,
Vermag so viel bey Gott mit nichten, als vermag
Ein Seuffzer um Genad und auf die Brust ein Schlag.
54.
Am 12 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Der Herr macht alles wol; er dämpffet unsre Sünden,
In dem sich da und dort viel Plagen an uns finden.
Der Herr macht alles wol; er pflegt in aller Pein,
Man fleh ihn nur drum an, auch wieder Artzt zu seyn.
55.
Am 13 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Viel Mörder pflegen uns im Wandel zu umgeben,
Zu rauben Gut und Blut, zu rauben beydes Leben.
Deß Samariters Wein und heilsam Oele macht,
Wiewol wir sind verwund, daß wir nicht sind verschmacht.
56.
Am 14 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Gott ist ein gütig Gott, der zehnfach Hülffe sendet,
Eh einmal sich der Mensch zu seinem Dancke wendet;
Doch schau, daß dich nicht wo der Welt ihr Brauch bethört,
Daß, zehnmal wann du ruffst, nicht einmal Gott dich hört.
57.
Am 15 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Hat Gott mich ohne mich gebracht in dieses Leben,
Wird Gott mir, was mir fehlt, mir ohne mich auch geben.
Ein Heyde sorgt zu viel; ein Christ traut seinem Gott,
Der sein Geschöpff erhält in Glück und auch in Noth.
58.
Am 16 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Der zu dem Todten sagt: Steh auff und lebe wieder!
Der kan auch sagen dem, der lebt: Geh, leg dich nieder!
Was trotzet dann ein Mensch, der sterblich ist wie wir?
Es ist nur um ein Wort, so ist er mehr nicht hier.
59.
Am 17 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Ob gleich Beruff und Stand pflegt Sabath-Tag zu halten,
Soll dennoch stets sein Amt das Christenthum verwalten.
Den Lastern ist geschafft zu halten Feyertag;
Der Tugend ist vergunt zu würcken, wann sie mag.
60.
Am 18 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Gott sollstu mehr dann dich, wie dich den Nechsten lieben;
Wann eine Liebe bleibt, so sind sie beyde blieben;
Dann Gott und Nechsten sind verknüpfft in eines Band,
Wer da sich hat getrennt, der hat sich dort getrant.
61.
Am 19 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Wer Kranckheit nicht so sehr als ihren Ursprung heilet,
Ein solcher Artzt heilt wol und heilet unverweilet;
Wer nicht mit Sünden kämpfft und nur mit Kranckheit kämpfft,
Der hat sie mehr gestärckt und weniger gedämpfft.
62.
Am 20 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Die Welt hat Lust für sich; sie höhnet und bestreitet
Der Hochzeit reine Lust, die Gott der Herr bereitet.
Die Welt mit ihrer Lust ist Gottes Lust nicht werth;
Drum wird sie, eh sie meint, mit Schwerdt und Brand verzehrt.
63.
Am 21 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Der Glaub ist vielmal schwach und sehnet sich nach Zeichen
Und wil, was er nicht siht, durch hoffen nicht erreichen.
Man Glaube nur dem Wort; man geh und mercke drauff;
Die Stunde, welche hilfft, ist schon in vollem Lauff.
64.
Am 22 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Zehn tausend Pfund? ja wol! weit mehres sind wir schuldig
Dem Schöpffer dieser Welt; doch ist er so geduldig
Und schenckt uns alles gar. Ein Schalck, der dran nicht denckt,
Und seinen Mitknecht noch um hundert Groschen kränckt.
65.
Am 23 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Zwey Theil hat ieder Mensch, und iedes Theil sein Leben:
Der Obrigkeit ist hier der Leib zu Dienst ergeben,
Die Seele bleibet Gott; dort hat Gott beydes gar;
So hat dann ieder hier und dort, was seine war.
66.
Am 24 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Was darff ich Haab und Gut mit Aertzten gar verzehren?
Sie kräncken manchmal mehr, als sie gesund gewehren.
Der Glaube macht gesund, nimmt Gott die gantze Krafft,
Daß er uns spricht gesund und vollen Friede schafft.
67.
Am 25 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Man weist uns Herre Christ in dieser Zeiten Jammer
Bald da, bald dort herum zur Wüsten, zu der Kammer,
Als seystu dort und da; wir aber glaubens nicht;
Wir glauben aber fest und hoffen dein Gericht.
68.
Am 26 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Die Böcke nemen zu; die Schafe müssen weichen
Und auff den letzten Zug von ihrem stossen keichen.
Kumm, kumm, Herr Jesu, kumm! mach Ordnung und theil ein
Die Schaf in deine Lust, die Böck ins Teuffels Pein.
69.
Am 27 Sontage nach der h. Dreyfaltigkeit
Die Welt fault in sich selbst, und ihre Sitten stincken;
Ihr Haus steht auff dem Fall und hebt schon an zu sincken;
Wo dich, Herr Christ, man kan im Glantz und Klarheit schauen,
Da ist es gut zu seyn und Hütten auff zu bauen.
70.
Namen ohne Sache
Was hat doch wol für Stärcke
Ein Glauben ohne Wercke?
Wozu sind doch die Titel,
Bey welchen keine Mittel?
71.
Heutige Welt-Kunst
Anders seyn und anders scheinen,
Anders reden, anders meinen,
Alles loben, alles tragen,
Allen heucheln, stets behagen,
Allem Winde Segel geben,
Bös- und Guten dienstbar leben;
Alles Thun und alles Tichten
Bloß auf eignen Nutzen richten:
Wer sich dessen wil befleissen,
Kan politisch heuer heissen.
72.
Hofe-Gunst
Wer treu bey Hofe dient, verdient doch lauter Haß,
Wie so? Wem viel man soll, für diesem wird man blaß.
73.
Demut
Vom niedren steigt man hoch, vom hohen steigt man nieder;
Wer nur in Demut steigt, steigt füglich hin und wieder.
74.
Augen, Ohren, Mund
Aug und Ohren sind die Fenster, und der Mund die Thür ins Haus;
Diese, wann sie wol verwahret, geht nichts böses ein und auß.
75.
Hofe-Regel
Fürsten wollen keinen Diener, der da wil, daß Tranck und Essen
Soll nach Ordnung und Vermögen seyn getheilt und abgemessen.
Fürsten wollen keinen Diener, der da wil voran verkünden,
Was auff ihr verkehrtes Wesen für Verterben sich wird finden.
Fürsten wollen keinen Diener, der da wil, daß ihr Gewissen
Sich von allem arg Beginnen kehren soll zu ernstem Büssen.
76.
Von Orpheo und Eurydice
Niemand um ein todtes Weib fährt zur Höll in unsren Jahren;
Aber um ein lebend Weib wil zur Hölle mancher fahren.
77.
Enderung deß Sinnes
Es ändern sich die Leut, es ändert sich die Zeit;
Zum trauren dienet diß, zur Freude jenes Kleid.
Man ändre gleich den Pfeil, wann nur verbleibt das Ziel;
Wann dieses wird erreicht, der Pfeil sey, wie er wil.
78.
Vorzug unter Rechtsgelehrten und Ärtzten
Weil tödten für dem stehlen in Zehngeboten steht,
Ists recht, daß dem Juristen ein Artzt drum oben geht?
79.
Vorzug zwischen Laus und Floh
Der Vorsitz ist den Läusen für Flöhen wol erlaubt,
Die, wie die Flöh, im Busen nicht wohnen, nur ums Haupt.
Schmarotzer, die bey Hofe credentzen fürstlich Gut,
Sind für gemeinen Heuchlern befreyt zu größrem Mut.
80.
Von Veits gehorsamen Weibe
Wann Veit schreyt in seiner Gicht:
O, daß mich der Tod nicht hollt!
Kummt sein treues Weib und spricht:
Lieber Mann! ja, was ihr wollt.
81.
Müssiggang
Der faule Müssiggang ist, Venus, dein Agent.
Ein grosses, was du hast, hat er dir zugewendt.
82.
Gestorbene Redligkeit
Man lobt die Redligkeit, siht aber keine nicht.
Die Todten ist man auch zu loben noch verpflicht.
83.
Frantzösische Kleidung
Diener tragen in gemein ihrer Herren Lieverey;
Solls dann seyn, daß Franckreich Herr, Deutschland aber Diener sey?
Freyes Deutschland schäm dich doch dieser schnöden Knechterey!
84.
Iedem gefällt das Seine
Iedem Thoren reucht sein Wust, wie die beste Pomerantze;
Aber, Franckreich, dein Geruch schmeckt auch durch die deutsche Grantze.
85.
Hofe-Leute
Bey Hofe haben die gemein den besten Sold,
Die sonsten doch nichts thun, als fressen nur und sauffen.
Fürwahr, wer Seele soll und soll Gesund verkauffen,
Dem ist kein Silber nicht genug und auch kein Gold.
86.
Auff Pappum und Zizam
Pappus sagt, er sey die Sonn, und Frau Ziza sey der Mon;
Wann der Mon nicht stets ist voll, macht er eine Hörner-Kron.
87.
Von der Medæa
Medæa hat vermocht die Männer jung zu kochen;
Was Weiber würden sie, wann sie noch lebte, suchen!
88.
Hand und Finger, ein Vorbild brüderlicher Einigkeit
Ieder Finger an der Hand
Hat sein Maß und seinen Stand;
Ieder hilfft dem andren ein;
Keiner wil sein eigen seyn.
Brüder, die deß Blutes Pflicht
Hat in einen Bund gericht,
Was dann wolln sich diese zeihn,
Wann sie eigennützig seyn?
Wann sie das gemeine Heil
Messen ab nach eignem Theil?
Wann ein ieder drauff nur denckt,
Wie der ander sey gekränckt?
Wann der andre steigen wil
Hin auff dem, der nieder fiel?
Wetten wil ich, daß ihr Thun
Gantz auff Mißgrieff wird beruhn.
89.
Auffrichtigkeit
Wer wenig irren wil, er thu gleich, was er thu,
Der schweiffe weit nicht um, er geh gerade zu.
90.
Neuerung gefährlich
Das böse, wol gestellt, laß stehen, wie es steht;
Es ist noch ungewiß, wie neues abegeht.
91.
Beyschlaff
Der bey einer Jungfer schläft, ist der Straffe werth geacht;
Aber der hat offtmals Lohn, der bey einer Jungfer wacht.
Ist es billich? Ja; man frag' eine Jungfer selbst davon;
Gebt dem faulen, spricht sie, (hört!) Straffe! gebt dem wackren Lohn!
92.
Geduld
Geduld ist zwar die Kost, davon sich Arme nähren;
Doch wird kein fetter Wanst sich sehr davon beschweren.
93.
Der Hencker und das Gewissen
Den Hencker scheut fast iederman, fast niemand sein Gewissen,
Da jener doch nur Augenschuld, diß Hertzensschuld macht büssen.
94.
Friede
Fried ist besser als das Recht;
Dann das Recht ist Friedens Knecht.
95.
Die Ost-See, oder das balthische Meer
Alle Flüsse gehn ins Meer;
Alle kummen dannen her.
Zwar, daß in die Osten-See,
Ist gewiß, die Oder geh,
Ungewiß, daß ihre Flut
Unsrer Oder kummt zu gut.
Ost-See, unsren Schmuck und Gold
Hastu zwar uns weggeholt;
Aber, was du wiederbracht,
Sey dir hier und dort gedacht.
96.
Sued, ein umgekehrter Gott, Deus
Daß die Sueden heissen Götter,
Bleibt wol wahr; sie machten Wetter,
Und mit ihren Donnerkeilen
Kunten Deutschland sie zertheilen.
Götter sind sie, nicht zum schützen,
Aber kräfftig zum beschnitzen;
Götter sind sie, die die Christen
Wenig bauten, sehr verwüsten;
Götter sind sie; ihr berauben
Soll man noch für Wolthat glauben;
Götter sind sie; ihre Plagen
Sollen seyn ein Liebe-schlagen;
Götter sind sie; wahrem Gotte
Als zu Ehren, mehr zu Spotte.
97.
Der angehende Friede
Die Waffen sind verknüpfft in eine Friedens-Pflicht;
Die Schulden aber noch, die Steuer nimmer nicht.
98.
Genieß-Leute deß Friedens
Wer wird, nun Friede wird, bey solcherley verwüsten
Zum ersten kummen auff? die Hencker und Juristen.
99.
Artzney wider die Leichtfertigkeit
Was für Wurtzel wird doch heilen rauben, prassen, huren, balgen,
Das uns mit bey diesen Jahren Krieg hat angesteckt? Der Galgen.
100.
Der Friede
Wir haben Friede nun, was trug der Krieg uns ein?
Durch Krieg, was ohne Krieg, sind wir, wir solten seyn.
Desz ersten Tausend zehendes Hundert
1.
Fremde Hülffe
Was fremde Hülffe sey, das fühlstu, Land, allhier;
Die Hülffe halff ihr selbst; das fremde ließ man dir.
2.
Grabmal einer redlichen Frauen
Fremder, wilstu Nachricht haben,
Wer für dir hier liegt begraben?
Ach, ein Schatz, den Sterbligkeit
Mir vergunte kurtze Zeit!
Eine Perle von der Tugend,
Eine Rose von der Jugend,
Gold von ungefälschter Treu,
Purpur von der Scham und Scheu,
Ein Christall von recht Beginnen,
Ein Smaragd von keuschen Sinnen,
Ein Rubin von Ehe-Gunst,
Ein Opal von Hause-Kunst,
Eine klare Weiber-Sonne,
Eine reiche Mannes-Wonne,
Ein verwahrter Wirthschaffts-Zaun,
In Gefahr ein Wol-Vertraun,
Eine Hand im Nahrungs-Fleisse,
Eine Lufft im Sorgen-Schweisse,
Zucker in der bittren Zeit,
Artzney wider Harm und Leid,
Freundschafft in den höchsten Nöthen,
Beystand gar biß an das tödten.
Lieber Leser! O, wie viel
(Mehr, als ich bekennen wil,)
Hat man mir nach Gottes Willen
Müssen in das Grab verfüllen!
Steh und dencke weiter dran,
Wie der Tod so arg gethan!
Fragt dich wer, was du gelesen,
Der nicht bald dabey gewesen,
Sprich: Von hinnen nicht gar weit
Steht ein Sarckvoll Redligkeit.
3.
Weiber
Wer ohne Weiber künte seyn, wär frey von vielerley Beschwerden;
Wer ohne Weiber wolte seyn, wär aber nicht viel nütz auff Erden.
4.
Der Mann deß Weibes Haupt
Der Mann ist seines Weibes Haupt;
Wer weiß, ob Virna solches glaubt?
Sie spricht: Was solln zwey Haupter mir?
Ich wär ja sonst ein Wunderthier.
5.
Das Jahr 1649
Gott, Der DV hast gegönnt, Daß WIer so haben können
Von aVssen gVte RVh, aCh gIb sIe nVn Von Innen.
6.
Paten-Zettel
Für Leid, Creutz, Noth und Tod, die dir, O liebes Kind!
In dieser schnöden Welt zu dulden etwa sind,
Ist Jesu Christi Blut dein aller-bestes Heil;
Dadurch der Himmel dir verschrieben ist zu theil.
7.
Unableschliche Schuld
Deß Vaterlandes Heil
Und seines Weibes Theil
Macht, daß ein ieder Mann
Nie gar bezahlen kan.
8.
An einen guten Freund
Es bleibt noch immer so, daß unser beyder Glücke,
O Freund, geschwistert ist. Deß Bettes kalte Lücke,
Wozu mich vor und dich hernach deß Himmels Satz
Um Schuld verurtelt hat, ist ein ergäntzter Platz
Bey mir zuvor, bey dir hernach. Was noch nicht gleiche,
Das darff drey Viertel-Jahr, biß daß es diß erreiche,
Worinnen ich geh vor. Der ersten Liebe Pfand
Küst dir noch deines, mir noch meines Theils die Hand;
Da sind wir wieder gleich. Mich dünckt, ich sehe schone
Bey dir, und wüntsche so, vom süssen Namen Sohne
Ein kürmelnd Exemplar, darinnen dieses steht,
Daß dessen, der es hat, sein Namen nicht vergeht;
Dann sind wir wieder gleich. Wil mehres was beschlissen
Das obre Regiment, das gleichlich zu genissen
Uns beyden stehe für: o Gott, so gib uns Theil
Am Friede dieser Welt und an deß Himmels Heil!
9.
Auff Lindum
Lindus ward in einem Glach offt mit Worten angestochen;
Gleichwol aber hat er sich noch mit Wort noch That gerochen;
Gieng zur Stuben endlich auß, als er wieder kam hinein,
Sprach er: Ich hielt mit mir Rath, ob ich wolte böse seyn.
10.
Trunckenheit
Es saufft sich voll für sich kein unvernünfftig Thier;
O, hätten sie Vernunfft, sie trüncken auch wie wir.
11.
Ein Trunckener
Einen Greiner, einen Schreyer,
Einen Praler, einen Dräuer,
Einen Buhler, einen Zäncker,
Einen Balger, einen Stäncker,
Einen Herren, einen Narren,
Einen Richter, einen Pfarren,
Einen Doctor, einen Simpel,
Einen Witzel, einen Gümpel,
Einen Täntzer, einen Singer,
Einen Schläfer, einen Springer,
Einen Mörder, einen Stehler,
Einen Wäscher, einen Höler,
Einen Lügner, einen Trieger,
Einen Schmeichler, einen Rüger,
Einen Flucher, einen Beter,
Aller Laster einen Thäter
Hat in dem man zu erkennen,
Den man kan versoffen nennen.
12.
Auff Udum
Als Udus Morgens gieng herfür,
Stand dieser Spruch an seiner Thür:
Es steht diß Haus in Gottes Hand;
Versoffen ists und nicht verbrant.
13.
Auff Cordicunnum
Ein innerliches Weib, ein äusserlicher Mann
Ist Cordicunnus; ey, obs wahr, obs seyn auch kan?
Im Hertzen steht ihm ja, was Weibern unten an.
14.
Adels-Feinde
Was hasset doch den Edelmann der Bürgersmann so viel?
Er neidet das, was er nicht ist und gerne werden wil.
15.
Krieges-Schäde
Hat Land durch diesen Krieg, hat Stadt mehr außgestanden?
Schau, wo der beste Tisch und gröste Schmuck verhanden.
16.
Nutz und Gewinn
Wie kummts, daß Eigennutz ietzt mehr als Ehre gilt?
Die Welt ward durch den Krieg ein unvernünfftig Wild
Daß sonsten mehr nicht sucht, als wie es sich nur völlt.
17.
Schertz und Schimpff
Flut, die nicht ersäufft, nur badet,
Schimpff und Schertz, der keinem schadet,
Glut, die wärmt und nicht verbrennet,
Zucht, die rühret und nicht nennet:
Wer nicht diese mag erdulden,
Gibt Verdacht von sondren Schulden.
18.
Göttliche Rache
Man sucht die Unterthanen, die bey der Krieges-Zeit
Verkrochen und verlauffen sich haben weit und breit;
Die durch den Krieg getreten auß Gottes Eyd und Pflicht,
Solt er wol diese lassen und eifrig forschen nicht?
19.
An eine Hertzogin zum Brieg
Fürstin, der geht blind davon, der die Sonne sihet an;
Der verzückt, der Euren Sinn bey der Schönheit sehen kan.
20.
An eben I.F.G
Eure Schönheit ist der Himmel, Eure Tugend ist die Sonne,
Dannenher auff unsre Länder fället Segen, Licht und Wonne.
21.
Deß Hofes Widerschall
Bey Hof ist lustig Leben; manch Spiel wird da verbracht
Mit zierlichen Personen; ein ieder ticht und tracht
Sich also zu geberden, daß seiner wird geacht.
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