(Echo: gelacht.)
22.
Nutz von grosser Herren Freundschafft
Gut Trincken und gut Essen,
Deß Unrechts gantz vergessen,
Sich selbsten nimmer schonen,
Nie dencken ans belohnen:
Diß sind die eignen Gaben,
Die Herren-Freunde haben.
23.
Von einem falschen Freunde
Du, guter Freund, bist du, der andre du dein Freund;
Er aber ist nur er, ob er wie du gleich scheint.
24.
Dräuungen
Ein Fluß verräth durch rauschen sich, daß er sehr tieff nicht laufft;
Ein Bothe, daß er müde sey, wann er sehr schwitzt und schnaufft.
Wer allzusehr mit Worten pocht, gibt leichtlich an den Tag,
Daß seine Lunge ziemlich viel, das Hertze nichts vermag.
25.
Vom Pyasto, dem Stamm-Herren Liegnitzischer und Briegischer Fürsten
Dein Meth-Faß, o Piast, das iedem kunte flissen,
Gab dir die Polsche Kron. Dein Stamm pflegt zu besüssen
Noch immer unser Land mit Güt und Freundligkeit;
Krönt diesen nicht die Welt, so thuts die Ewigkeit.
26.
Auff Rappinum
Rappinus schenckt dem Herren, was er ihm vor entwand;
Er nimmt es mit der lincken, gibts mit der rechten Hand;
Drum wird er treuer Diener, nicht schlimmer Dieb genant.
27.
Wiedervergeltung
Für gut nicht gutes geben, ist eine böse That;
Für böses böses geben, ist ein verkehrter Rath;
Für gutes böses geben, ist schändlicher Beginn;
Für gutes gutes geben, gebühret fromem Sinn;
Für böses gutes geben, ist recht und wol gethan;
Dann dran wird so erkennet ein rechter Christen-Mann.
28.
Auff Zizam
Ziza meint, sie sey der Himmel, und die Buhler ihre Sterne;
Die der ersten Größe heißen und Cometen, hat sie gerne.
29.
Auff die alamodische Morinnam
Nach der mode Reden führen,
Nach der mode Glieder rühren,
Nach der mode Speise nemen,
Nach der mode Kleider bremen,
Nach der mode Zucht verüben,
Nach der mode Menschen lieben,
Nach der mode Gott verehren,
Wil Morinna alle lehren.
Ob sie, möcht ich gerne wissen,
Nach der mode pflegt zu pissen?
30.
Poeterey
Was nützt Poeterey? Sie stiehlt die Zeit zu sehr;
O, schnöde Sorg um Pracht und Herrligkeit noch mehr!
31.
Kennzeichen eines rechten Freundes
F rey.
R edlich.
E hrlich.
U nverdrossen.
N amhafft.
D emütig.
Ein Freund, der Freund seyn soll, soll seyn zugleiche frey,
Daß sagen er dir darff, was dir zu sagen sey.
Ein Freund, der Freund seyn soll, der soll dich redlich meinen;
Soll innen seyn nicht so und so von aussen scheinen.
Ein Freund, der Freund seyn soll, soll ehrlich seyn für sich,
Damit er nicht zugleich beschäme sich und dich.
Ein Freund, der Freund seyn soll, der soll seyn unverdrussen,
Daß du habst seiner so, wie deiner selbst genussen.
Ein Freund, der Freund seyn soll, soll namhafft gleichwol seyn;
Dann deines Freundes Ruhm hilfft deinem Namen ein.
Ein Freund, der Freund seyn soll, der soll der Demut pflegen
Und deinen Pfennig dir so hoch wie seinen legen.
Wer solchen Freund bekümmt, hat keinen schlechten Freund;
Er wird nicht viel gehabt; er wird nur offt vermeint.
32.
Grabmahl eines Töpffers
Der hier liegt, der war von Thon, machte nachmals selbst auß Thone
Viel Gefässe, die man braucht, theils zu Ehren, theils zu Hohne.
Er auß Thon ist wieder Thon, was auß Thon er macht, ist Thon;
Dieser bleibt; er aber steigt zu der Herrligkeit davon.
33.
Grabmal eines Webers
Ein Weber liegt allhier; sein Faden ist zerrissen,
Weiß keinen Weber-Knopff, denselbten außzubüssen.
34.
An eine Briegische Fürstin
Fürstin, da von Euch zu schreiben mir erkühnte nechst mein Sinn,
Als so himmlisch Thun ich spürte, fiel mein irrdisch Witz dahin.
35.
Leid und Freude
Ist ein Böser wo gestorben,
Traure! dann er ist vertorben.
Ist ein Fromer wo verschieden,
Freu dich! dann er ist im Frieden.
36.
Gelt, durch Versetzung: Legt
Gelt legt nieder dem den Mut, der Geld darff und hat nicht Geld;
Gelt legt nieder dem den Mut, der es hat, und der es hält.
37.
Welt auß nichts
Kinder lieben ihre Mütter, als die Väter noch so sehr;
Drum liebt Welt das nichts, die Mutter, auch als Gott, den Vater, mehr.
38.
Von deß Marci Töchtern
Seyd lustig, seyd lustig, sprach Marcus, ihr Kinder!
Seyd lustig, wie ich euer Vater, nicht minder!
Ey Vater! ey wisset, das beste Gelächter
Ist, daß ihr uns Männer gebt, sprachen die Töchter.
39.
Auff Vitum
Man sagt: Gibt Gott ein Kind,
So gibt er auch ein Rind.
Veit gieng und kaufft ein Rind;
Da warb sein Weib ein Kind.
40.
Wer kennt sein Glücke
So du wilst glücklich seyn, so bitte, daß dir gibt
Gott selten, was du wilst und dir zu sehr beliebt.
41.
Liebe brennt
Die Fische lieben auch; mag Wasser-Liebe brennen?
Kein Fisch bin ich, und sie sind stumm; wer wils bekennen?
42.
Mißgeburt der Jungfrauen
Mancher Jungenfrau gehts übel, wann sie ihr nam einen Mann;
Mancher Jungfer geht es übel, wann sie keinen haben kan.
43.
Richter
Ieder Richter heist gerecht und auch ungerecht hinwieder;
Dem gerecht, der obgesiegt, ungerecht dem, der liegt nieder.
44.
Hofe-Diener
Deß Fürsten Diener sind also, wie sie der Fürst wil haben;
Sie arten sich nach seiner Art, sind Affen seiner Gaben.
45.
Hofe-Hunde
Heuchler und Hunde belecken die Teller;
Jene sind Schmeichler, und diese sind Beller;
Diese bewahren, bey denen sie zehren;
Jene verzehren die, welche sie nähren.
46.
Von der Polla
Cupido zielte nechst und meint, es würde glücken,
Auff Polla Hertze zu; sie wandte sich; im Rücken
Bestund der heisse Pfeil; das macht, daß sichs begibt,
Daß nimmer nichts wird drauß, sie liebe, wen sie liebt.
47.
Soldaten
Soldate kümmt vom Sold; die außgeübten Thaten,
Die sie auff freyer Straß in Hof und Haus verübet,
Verdienten schlechten Sold. Was noch sich ietzt begibet,
Bringt Sold, dadurch sie sind Galgaten und Radaten.
48.
Von der Pyrinna
Pyrinna ist ein Licht; sie ist ein theures Licht;
Ein Buhler, der nicht schenckt, dem brennt sie leichtlich nicht.
49.
Finsternüß
Die Finsternüß ist gut, weil sie viel Sünden stillet;
Die Finsternüß ist arg, weil sie viel Sünden hüllet.
Ein iedes Ding ist gut, bös ist ein iedes Ding
Nich für sich selbst, nach dem ein ieder mite gieng.
50.
Auff Vitum
Veit ist die kleine Welt; das meist in ihm ist Meer;
Von Wasser kummt es nicht, vom Weine kummt es her.
51.
Wein
Wein ist der Erde Wasser, das Sonn im Stocke kocht;
Das mag ich; was im Fasse wächst, hab ich nie gemocht.
52.
Flöhe
Wann, Jungfern, eure Flöh, die ihr habt zu Haus-innen,
Was sie gehört, gesehn, vermelden solten künnen,
Wie mancher fragte sie, der Lust zu freyen hat,
Eh als den besten Freund, um einen treuen Rath.
53.
Treu im Topffe
Durch fressen und durch sauffen kaufft mancher ihm die Treu;
Er schau, daß nicht zu letzte sie fressen dann die Säu.
54.
Auff Pulchellam
Es meide wie das Feuer dich, der nicht brennen wil,
Wiewol das Feuer minder, dich aber noch so viel.
55.
Auff Pulchriprobam
Dreyerley macht dich vergöttert: daß du bist so wunder-schön
Und so wunder-keusch, daß beyde letzlich auch beysammen stehn.
56.
Keuschheit
Die Keuschheit macht, daß Weiber werden
Zu klaren Engeln auff der Erden;
Doch ist es so gar seltsam nie;
Manch Lucifer steckt auch allhie.
57.
Die Hölle
Die Höll ist schwartz und kalt und brennet doch darinnen?
O, nicht auff das! wie man entgeh, ist drauff zu sinnen.
58.
Der Himmel
Der Himmel ist das Haus der reichen Ewigheit;
Noch liebt man doch so sehr das Haus der Eitelkeit.
59.
Welt-Liebe
Wie kindisch ist der Mensch! er sehnt sich, daß er liege
Nicht dort ins Vaters Schoß, nur hier im Wust der Wiege.
60.
Auff Melampsychum
Der Himmel geust nicht leicht auff einen alle Gaben;
Daß derer dann so viel Melampsychus kan haben?
Durch Kirche, Schule, Hof, durch Rent- und Cantzeley,
Land, Wirthschafft, Rathhaus, Stadt geht sein verordnen frey.
Mich dünckt, (man mercke drauff!) es wil mir also scheinen,
Melampsychus sein Weib und Kinder werden weinen.
61.
Ungestraffte Todschläge
Man weiß, wann Menschen-Blut ein Artzt wil distilliren,
Was für Geruch dabey wird seine Nase rühren.
Vergossen Menschen-Blut nicht rächen, sondern decken,
Was wird für Gottes Thron diß für Geruch erwecken
62.
Auff Coquinum
Freunde nicht von gutem Sinn, Freunde nur von gutem Magen
Darff Coquinus; dann er kan sonsten nichts, als auff nur tragen.
63.
Morgen- und Abend-Stern
Weil die Venus Abend-Stern und auch Morgen-Stern verbleibt,
Wie daß sie die gantze Nacht ihre Würckung dann nicht treibt?
Also wird gefragt ein Mann, der sich neulich hat beweibt.
64.
Die Schrifft
Wann Tinte, Feder und Papier beschliessen einen Rath,
Verändert offt die meiste Welt den gantzen alten Stat.
65.
Mehr trauriges als lustiges
Der Trogloditen See wird dreymal süsse täglich
Und herbe dreymal auch. Was in der Welt ist kläglich,
Kümmt immer eh und mehr, als das, was lieblich heist,
Daß bittres dreymal sich, eh einmal süsses, weist.
66.
An einen Geistlichen, Martinus Nentwieg; versetzet: Sey gut mit warnnen
Deß Herren Schwerdt, das schmeisst, der Zorn des Herren brennet;
Wir sind schon um und um von seinem Heer berennet
Zur Rache schnöder That und ungezählter Schuld,
Die ihm mit Macht verwehrt, daß er uns nicht sey hold.
O Zeit! O hohe Zeit! daß wir auf Knien liegen,
Daß wir die freche Stirn zur Erden abwerts biegen
Und bitten um verzeihn und beichten rund und frey:
Herr, dein erbarmen machts, daß nicht man gar nichts sey!
Wer aber gläubt es wol, daß Gott so zörnen könne?
Wer nimmt ihm Gottes Grimm und seine Schuld zu Sinne?
Zur Buß ist alle Welt Stein-fest ietzund gemacht;
Der Donner Sinai wird kaum so hoch geacht,
Als wann ein thönend Ertzt vom Hammer-Schlage schallet,
Und ein gebrechlich Mensch mit seinen Fingern schnallet.
Was Gott läst sagen ietzt, was Gott uns schreiben ließ,
Hat Glücke, wann man denckt, es sey vielleicht gewiß.
Du werther Mann, dein Amt, dein Stand, muß drüber klagen.
Die Mühe, die dich drückt, die sauren Moises-Plagen
Was richten diese wol? Das, was die Sonne richt,
Wann Wachs sie findet nicht und hin auff Leimen sticht;
Ihr Glantz bleibt aber rein. Dein Ruhm wird auch verbleiben,
Und Gott wird deinen Schweiß in sein Register schreiben.
Du sagtest, was Gott wil; was Gott wil, sage noch;
Wer Gott und dir nicht folgt, der trage dann sein Joch!
Mit warnnen warstu gut; sey ferner gut mit warnnen,
So wirstu dorte Glantz und Segen hier erarnen;
So schlechtlich gehts nicht ab; dein warnnen, das so gut,
Setzt manchen auß Gefahr in Gottes Hold und Hut.
67.
Wucherer
Der Hase setzet, nährt, empfängt fast eine Zeit;
Ein Geitzhals gibt, nimmt, heischt ein mehres, als er leiht.
68.
Von einem fromen Manne
Sind fünffe nur noch from in Sodoma zu finden?
So bist der erste du und stillst deß Himmels zünden.
69.
Gasterey
Gemässige Trachten,
Vermiedene Prachten,
Bekante Gesellen,
Berühgliche Stellen,
Vertreuliche Schwäncke,
Belieblich Geträncke
Sind Stücke, die Gäste
Befinden fürs beste.
70.
Deß Bileams Esel
Wann Esel sich solten noch heute beklagen,
Wie man sie wil wieder Gebührnüsse plagen,
So trete Schaf, Ochse, Pferd, alles Vieh, bey
Und führten auff Krieger ein mächtig Geschrey.
71.
Die sichtbare Kirche
Wo viel hoh' Augen sind, wo viel von Pracht und Scheine,
Da ist ja, meint die Welt, die sichtbare Gemeine.
72.
An I.F.G. Hertzog Ludwigen zum Brieg. Ludewig, durch Theilung der Sylben: Lud ewig
Der redliche Piast, begabt mit fromer Güte,
Gerechtigkeit und Treu, lud alles Volcks Gemüte
Durch Wolthat ihm zur Gunst und trug die Polsche Kron
(Vielmehr, was ewig ist, unsterblich Lob) davon.
Mein Hertzog folgt ihm nach; das erbliche Geblüte
Erweckt ihm Redligkeit, Gerechtigkeit und Güte
Nicht minder gegen uns; nicht minder lud er ein
Dadurch hier Fürstlich Lob, dort ewig benedeyn.
73.
Auff Malprobum
Malprobus ist ein Schelm und nam ihm eine Hure;
Ey, recht! sagt alles Volk, daß diß ihm widerfuhre.
Der Topff bekam also, wie schicklich, eine Stürtze;
Geborgtes ward gezahlt; drum hat er keine Kürtze.
74.
Von meinen Reimen
Mein Reim ist offt was frey; noch freyer ist mein Mut
Auff das, was lasterhafft, von deme, was nicht gut.
Ich rede frey von dem, was Schande heist und bringt;
Vielleicht ist wer, den Scham von Schanden abezwingt.
75.
Auff Mummium, ein Banckkind
Ein wolbenamtes Volck sind gleichwol Hurenkinder.
Bey Bauren heist man sie zwar so nichts desto minder,
Bey Bürgern besser noch Banckhart und im Geschlechte
Der Edlen Bastarten und Beyschlag, auch Unächte
Bey Fürst- und Königen. Mumm wil sich zwar bekennen,
Wohin man immer wil, wann Bauern ihn nicht nennen.
76.
Ein redlicher Mann
Für einen guten Mann sind alle Zeiten gut,
Weil niemals böses er, und böses ihm nichts thut;
Er führt durch beydes Glück nur immer einen Mut.
77.
Die Welt
Wen Erde kan laben,
Darff Himmel nicht haben.
78.
Auff Levulum, einen Feder-Hans
Du Vogel, Levulus, wie daß du dich bewegest,
Du Vogel, wann man spricht? Da Federn du doch trägest.
79.
Von einer Frauen
Küst mich, Mann! sagt eine Frau; küst mich offt! ein eintzler Kuß
Macht nichts auß, macht recht nicht satt, bringet Hunger, gibt Verdruß.
80.
Unbeständige Arbeit
Wer nimmer nichts verbringt und dennoch viel fängt an,
Wird in Gedancken reich, im Werck ein armer Mann.
81.
Auff den glückseligen Sutrinum
Glück hat zu seinem Kinde Sutrinum außgekiest
Und läst ihm nichts nicht mangeln als das, was redlich ist.
82.
Auff Potinam
Potina ist frisch, frey und sonst von guten Dingen;
Sie ist vielleicht weit her? Man saget von Flissingen.
83.
Von Caconio
Caconius hat Schelmen, hat Diebe bey sich her;
Drauß soll man nun erkennen, wie viel sey besser Er.
84.
Ein ehrlich Weib
Die Ehre ziert das Weib, ein ehrlich Weib den Mann;
Wer diesen Schmuck bekümmt, seh keinen andren an.
85.
Eheweiber, versetzt: Ehre bey We
Daß We im Ehstand ist, weiß ieder viel zu schwätzen;
Die Ehre bei dem We kan alles Leid ersetzen.
86.
Leid-Trost
Wie glücklich ist doch der, der seines Kummers wüten
Kan einem treuen Freund in seinen Busen schüten!
O, welch ein Glück hat der, dem gar liegt in der Schoß
Ein Freund, dem sich ein Mann kan kühnlich geben bloß.
87.
Hofe-Heiligen
Ist unser Hof dann reformirt? Catholisch ist er auch?
Daß ieder einen Heiligen sucht, ist aller Höfe Brauch.
88.
Wechsel aller Dinge
Auff das aller-gröste Leiden
Folgen aller-gröste Freuden;
Auff die aller-grösten Freuden,
Folgt das aller-gröste Leiden.
89.
Der Welt Süsse-bittres
Welt gibt ihren Hochzeit-Gästen erstlich gerne guten Wein
Und zu letzte sauren Lauer, wann sie nun bethöret seyn.
90.
Von Livido
Lividus ist tödlich kranck; wil er leben, sol er baden
Auß den Threnen, die er guß, über eines andren Schaden.
91.
Wollust und Schmertz
Das letzte von der Hitze gibt Anfang auff den Frost,
Den Anfang auff das trauren das letzte von der Lust.
92.
Stein-Hülffe
Gestern fuhr der Doctor weg; wie die Leute sprechen,
Soll er in der Nachbarschafft, (hört doch!) Steine brechen.
93.
Sorgen
Bey wem bleibt Kummer gerne, zeucht auch am liebsten ein?
Bey denen, die ihn warten und fleissig bey ihm seyn.
94.
Dreyerley lachen, der Natur, der Thorheit und der Bosheit
Lachrich lacht so gern; ist es dann natürlich?
Lachrich lacht so gern; ist es wol hasirlich?
Lachrich lacht so gern; was dann solls bedeuten?
Höhnisch lacht er auß alles Thun bey Leuten.
95.
Auff den Geitzhals Grunnum
Grunnus ist ein karger Filtz,
Hat doch einen milden Miltz,
Dann er dich, du Thaler-Sack,
Lachet an den gantzen Tag.
96.
Gebete
Gott Vater, hör mich beten! Gott Sohn, o, lehre mich!
Gott Heilger Geist, hilff beten! so werd erhöret ich.
97.
Von der Spurca
Von iedem ließ' ein eintzles fahren,
Was an ihr Spurca hat zu paaren,
Wann ihr nur würde zugelassen,
Mit zweyen Männern sich zu fassen.
98.
Lügen und Lügen sagen
Ein Fromer hütet sich, daß leichtlich er nicht lüge,
Ein Weiser, daß er sich mit Lügen nicht betriege.
99.
Auff Curiosum
Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer hat zu leben;
Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer hat zu geben;
Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer führt für Lehre;
Curiosus grämt sich sehr, was ein andrer hat für Ehre;
Curiosus grämt sich nichts; hat nicht wol das Brot zu leben;
Curiosus grämt sich nichts; hat viel Schuld und nichts zu geben;
Curiosus grämt sich nichts; glaubt von Gotte keine Lehre;
Curiosus grämt sich nichts; hat viel Schmach und wenig Ehre;
Eignen Kummer schickt er fort, kan ihn nicht im Hause leiden;
Fremden Kummer hält er an, kan ihn keine Stunde meiden.
100.
Von meinen Tausend Reim-Sprüchen
Bißher gab mein Papier wol tausenderley Sachen,
Die dem, der drüber kümmt, bald bringen Ernst, bald Lachen;
Doch bitt ich den, der kümmt, daß Ernst und Lachen nicht
Sey allemal mit Ernst und Lachen bald gericht.
Salomons von Golaw deutscher Sinn-Getichte andres Tausend
Petr. Gregor. Tholos. d. Republ. lib. 17. cap. 5. v. 4. pag. 1173.
Die Poetische Rede hat diese Eigenschafft, daß sie mit wenigem viel berühre und angebe, zu eines iedweden grösseren Annemligkeit.
Martin. Anton. Delrius ad Syntag. Tragœd. Latin. in Præfat.
Zwar diese (nämlich die Wissenschafft dessen, was von den Poeten weislich außgesprochen worden) scheue ich mich nicht auch denen, welche die Heilige Schrifft studiren, angenem zu machen; fürchte mich auch nicht, daß etliche, so anderer Meinung sind, auff mich möchten unwillig werden. Zwar so sie hierüber die Nase rümpffen und die Stirne runtzeln wolten, wil ich zwar sehen, wie ich ihnen entgehe; ich wil ihnen aber entgegen setzen viel sieghaffte Ritter auß ihrem eigenen Heer; nicht, daß es mir an guten Gründen und Ursachen mangele, sondern weil diese bey jenen allemal viel zu gelten pflegen.
Worauff
Gemeldter Delrius Sechzehen auß der alten Väter Anzahl beniemet, welche theils die Poeten fleissig gelesen, theils selbsten außerlesene Poeten gewesen.
Schönb. Polit. lib. 3. cap.
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