Velt und Polt

Zum Henker! fluchte Polt zu Velten,

Mußt du mich einen Lügner schelten?

Zum Henker! fluchte Velt zu Polten,

Ich einen Lügner dich gescholten?

Das leugst du, Polt, in deinen Hals,

Das leugst du, als ein Schelm, und als – – –

Ha! das hieß Gott dich sprechen, Velten!

Denn Lügner laß ich mich nicht schelten.

 

 

79. Der kranke Stax

»Komm' ich vom Lager auf, und gibt Gott Fried' im Staat«,

Gelobt der kranke Stax, »so werd' ich ein Soldat.«

 

 

80. Die blaue Hand

Ein Richter war, der sah nicht wohl:

Ein Färber kömmt, der schwören soll.

Der Färber hebt die blaue Hand;

Da ruft der Richter: Unverstand!

Wer schwört im Handschuh? Handschuh aus!

Nein! ruft der Färber; Brill' heraus!

 

 

81. Der Schuster Franz

Es hat der Schuster Franz zum Dichter sich entzückt.

Was er als Schuster tat, das tut er noch: er flickt.

 

 

82. Das Mädchen

Zum Mädchen wünscht' ich mir – und wollt' es, ha! recht lieben –

Ein junges, nettes, tolles Ding,

Leicht zu erfreun, schwer zu betrüben,

Am Wuchse schlank, im Gange flink,

Von Aug' ein Falk,

Von Mien' ein Schalk;

Das fleißig, fleißig liest:

Weil alles, was es liest,

Sein einzig Buch – der Spiegel ist;

Das immer gaukelt, immer spricht,

Und spricht und spricht von tausend Sachen,

Versteht es gleich das Zehnte nicht

Von allen diesen tausend Sachen:

Genug, es spricht mit Lachen,

Und kann sehr reizend lachen.

 

Solch Mädchen wünscht' ich mir! – Du, Freund, magst deine Zeit

Nur immerhin bei schöner Sittsamkeit,

Nicht ohne seraphin'sche Tränen,

Bei Tugend und Verstand vergähnen.

Solch einen Engel

Ohn' alle Mängel

Zum Mädchen haben:

Das hieß' ein Mädchen haben? –

Heißt eingesegnet sein, und Weib und Hausstand haben.

 

 

83. Auf den Fell

Als Fell, der Geiferer, auf dumpfes Heu sich streckte,

Stach ihn ein Skorpion. Was meint ihr, daß geschah!

Fell starb am Stich? – Ei ja doch, ja!

Der Skorpion verreckte.

 

 

84. An den Herrn D*

Dein Epigramm, o D*, ist fein!

Es hat mich trefflich durchgezogen;

Und ist, vollkommen schön zu sein,

Erstunken und erlogen.

 

 

85. An einen geizigen Vater

Verlangt dein Kind ein Freier,

Der wenig nach der Mitgift fragt;

So denke, was das Sprichwort sagt:

Sehr wohlfeil ist sehr teuer.

 

 

86. Auf den Kauz

Wer sagt, daß Meister Kauz Satiren auf mich schreibt?

Wer nennt geschrieben das, was ungelesen bleibt?

 

 

87. Auf den Lupan

Des beißigen Lupans Befinden wollt ihr wissen?

Der beißige Lupan hat jüngst ins Gras gebissen.

 

 

88. An den Leser

Du dem kein Epigramm gefällt,

Es sei denn lang und reich und schwer:

Wo sahst du, daß man einen Speer,

Statt eines Pfeils, vom Bogen schnellt?

 

 

89. An den Herrn von Dampf

Dein Diener, Herr von Dampf, ruft: Platz da! vor dir her.

Wenn ich an deiner Stelle wär',

Den Diener wollt' ich besser brauchen:

Du kannst dir freien Weg ja durchs Gedränge – hauchen.

 

 

90. An ebendenselben

Dem hast du nur die Hand, und dem den Kuß beschieden.

Ich, gnädger Herr von Dampf! bin mit der Hand zufrieden.

 

 

91. Auf einen gewissen Dichter

Ihn singen so viel mäß'ge Dichter,

Ihn preisen so viel dunkle Richter,

Ihn ahmt so mancher Stümper nach,

Ihm nicht zum Ruhm, und sich zur Schmach.

Freund, dir die Wahrheit zu gestehen,

Ich bin zu dumm es einzusehen,

Wie sich für wahr Verdienst ein solcher Beifall schicket.

Doch so viel seh' ich ein,

Das Singen, das den Frosch im tiefen Schlamm entzücket,

Das Singen muß ein Quaken sein.

 

 

92. An den Wesp

Nur Neues liebest du? nur Neues willst du machen?

Du bist, mein guter Wesp, sehr neu in allen Sachen.

 

 

93. An den Trill

Bald willst du, Trill, und bald willst du dich nicht beweiben:

Bald dünkt dichs gut, bald nicht, ein Hagestolz zu bleiben.

Ich soll dir raten? Wohl! Tu, was dein Vater tat:

Bleib frei; heirate nicht! – Da hast du meinen Rat.

 

 

94. An ebendenselben

Du nennest meinen Rat ein schales Sinngedicht?

Trill, einen andern Rat bekömmst du wahrlich nicht.

Zum Hängen und zum Freien

Muß niemand Rat verleihen.

 

 

95. An die Fuska

Sei nicht mit deinem roten Haar

So äußerst, Fuska, unzufrieden!

Ward dir nicht schönes braunes Haar,

So ward dir braune Haut beschieden.

 

 

96. Auf den Tod des D. Mead

Als Mead am Styx erschien, rief Pluto voller Schrecken:

Weh mir! nun kömmt er gar, die Toten zu erwecken.

 

 

97. Auf die schöne Tochter eines schlechten Poeten

Der Vater reimt und suchet allen,

Nicht wenig Kennern, zu gefallen.

Die Tochter buhlt: o! straft sie nicht!

Das gute Kind will allen,

Wie ihres Vaters Reim, gefallen.

 

 

98. Auf ebendieselbe

Dein braunes Mädchen, Freund, ist schön:

Das muß ihr auch der Neid gestehn.

So schön, daß man es ganz vergißt,

Daß sie ein wenig buhlrisch ist;

So schön, daß man es gar vergißt,

Daß ihr Papa ein Reimschmied ist.

 

 

99. Auf den Sextus

 

Die, der Ein Auge fehlt, die will sich Sextus wählen?

Ein Auge fehlet ihr, ihm müssen beide fehlen.

 

 

100. Kunz und Hinz

Kunz.

 

Hinz, weißt du, wer das Pulver hat erfunden?

Der leid'ge böse Geist.

 

Hinz.

 

Wer hat dir, Kunz, das aufgebunden?

Ein Pfaffe wars, der Berthold heißt.

 

Kunz.

 

Sei drum! so ward mir doch nichts aufgebunden.

Denn sieh! Pfaff' oder böser Geist

Ist Maus wie Mutter, wie mans heißt.

 

 

101. Auf den Bav

Ein schlechter Dichter Bav? ein schlechter Dichter? nein!

Denn der muß wenigstens ein guter Reimer sein.

 

 

102. Auf Dorinden

Sagt nicht, die ihr Dorinden kennt,

Daß sie aus Eitelkeit nur in die Kirchen rennt;

Daß sie nicht betet, und nicht höret,

Und andre nur im Beten störet.

Sie bat, (mein eignes Ohr ist Zeuge;

Denn ihre Schönheit geht allmählig auf die Neige)

Sie bat mit ernstlichen Gebärden:

»Laß unser Angesicht, Herr, nicht zu Schanden werden!«

 

 

103. Auf die Galathee

Die gute Galathee! Man sagt, sie schwärz' ihr Haar;

Da doch ihr Haar schon schwarz, als sie es kaufte, war.

 

 

104. Auf die Hütte des Irus

Vorbei verwegner Dieb! denn unter diesem Dache,

In jedem Winkel hier, hält Armut treue Wache.

 

 

105. Auf einen gewissen Leichenredner

O Redner! dein Gesicht zieht jämmerliche Falten,

Indem dein Maul erbärmlich spricht.

Eh du mir sollst die Leichenrede halten,

Wahrhaftig, lieber sterb' ich nicht!

 

 

106.