Das schlimmste Tier

Wie heißt das schlimmste Tier mit Namen?

So fragt' ein König einen weisen Mann.

Der Weise sprach: von wilden heißts Tyrann,

Und Schmeichler von den zahmen.

 

 

107. Auf die Magdalis

Die alte reiche Magdalis

Wünscht mich zum Manne, wie ich höre.

Reich wäre sie genug, das ist gewiß;

Allein so alt! – Ja, wenn sie älter wäre!

 

 

108. Auf Lorchen

Lorchen heißt noch eine Jungfer. Wisset, die ihrs noch nicht wißt:

So heißt Lucifer ein Engel, ob er gleich gefallen ist.

 

 

109. Klimps

Der alte fromme Klimps, bei jedem Bissen Brot,

Den er genoß, sprach: Segne Gott!

Den schönen Spruch nicht halb zu lassen, sprach

Und stirb! sein frommes Weib mit Hiobs Weib' ihm nach.

 

 

110. Der spielsüchtige Deutsche

So äußerst war, nach Tacitus Bericht,

Der alte Deutsch' aufs Spiel erpicht,

Daß, wenn er ins Verlieren kam,

Er endlich keinen Anstand nahm,

Den letzten Schatz von allen Schätzen,

Sich selber, auf das Spiel zu setzen.

 

Wie unbegreiflich rasch! wie wild!

Ob dieses noch vom Deutschen gilt?

Vom deutschen Manne schwerlich. – Doch,

Vom deutschen Weibe gilt es noch.

 

 

111. Das Pferd Friedrich Wilhelms auf der Brücke zu Berlin

Ihr bleibet vor Verwundrung stehn,

Und zweifelt doch an meinem Leben?

Laßt meinen Reiter mir die Ferse geben:

So sollt ihr sehn!

 

 

112. Auf die feige Mumma

Wie kömmts, daß Mumma vor Gespenstern flieht,

Sie, die doch täglich eins im Spiegel sieht?

 

 

113. Eine Gesundheit auf die Gesundheiten

Weg, weg mit Wünschen, Reimen, Schwänken!

Trinkt fleißig, aber trinket still!

Wer wird an die Gesundheit denken,

Wenn man die Gläser leeren will?

 

 

114. Auf einen unnützen Bedienten

Im Essen bist du schnell, im Gehen bist du faul.

Iß mit den Füßen, Freund, und nimm zum Gehn das Maul.

 

 

115. Der Schwur

Ich schwöre Lalagen, daß sonder ihre Küsse,

Kein königliches Glück mein Leben mir versüße.

Dies schwör' ich ihr im Ernst, wofern sie sich ergibt;

Und schwör' es ihr im Scherz, wofern sie mich nicht liebt.

 

 

116. Themis über ihr Bildnis in dem Hause eines Richters

Womit, o Zeus, hab' ich den Schimpf verschuldet,

Daß man mein Bild in diesem Hause duldet?

 

 

117. Der Furchtsame

Kaum seh' ich den Donner die Himmel umziehen,

So flieh' ich zum Keller hinein.

Was meint ihr? ich suchte den Donner zu fliehen?

Ihr irrt euch; ich suche den Wein.

 

 

118. An den Herrn V.

Du ladest zwanzig Schmauser ein,

Wovon ich keinen kenn'; und dann mich oben drein.

Doch zürnst du, und erstaunst, warum ich nicht erscheine?

Ich schmause, Freund, nicht gern alleine.

 

 

119. Auf die Genesung einer Buhlerin

Dem Tode wurde jüngst vom Pluto anbefohlen,

Die Lais unsrer Stadt nach jener Welt zu holen.

Sie war so alt doch nicht, und reizte manchen noch,

Durch Willigkeit und Scherz in ihr gemächlich Joch.

»Was?« sprach der schlaue Tod, der ökonomisch denket,

Und nicht, wie man wohl glaubt, den Wurfpfeil blindlings schwenket:

»Die Lais brächt' ich her? das wäre dumm genung!

Nein! Ärzt' und Huren – nein! die hol' ich nicht so jung!«

 

 

120. An zwei liebenswürdige Schwestern

Reiz, Jugend, Unschuld, Freud' und Scherz

Gewinnen euch ein jedes Herz;

Und kurz: Ihr brauchet eures gleichen,

Den Grazien, in nichts, als an der Zahl, zu weichen.

 

 

121. An den Silius

Mein Urteil, Silius, von deiner Überschrift,

Dies Urteil soll nichts gelten,

Weil es die Reime nur betrifft?

Was kann man sonst als Reim' an einem Reimer schelten?

 

 

122. Auf den D. Klystill

Klystill, der Arzt – (der Mörder sollt' ich sagen – )

Will niemands frühern Tod mehr auf der Seele tragen,

Und gibt, aus frommer Reu, sich zum Husaren an;

Um das nie mehr zu tun, was er so oft getan.

 

 

123. Auf Muffeln

Freund Muffel schwört bei Gott und Ehre,

Ich kost' ihn schon so manche Zähre. –

Nun? frommer Mann, wenn das auch wäre;

Was kostet dich denn deine Zähre?

 

 

124. An ein Paar arme verwaisete Mädchen

Ihr holden Kinder, daß ihr Waisen seid,

Das ist mir herzlich, herzlich leid.

Auch bin ich euch zu dienen gern erbötig

Mit Gut und Blut; euch, die ihr, ohne Streit,

Das beste Blut des besten Blutes seid.

Nur, Kinder, daß ihr arme Waisen seid,

Das sei euch selber ja nicht leid!

Nun habt ihr keines Vormunds nötig.

 

 

125. An den Vax

Du lobest Tote nur? Vax, deines Lobes wegen

Hab' ich blutwenig Lust, mich bald ins Grab zu legen.

 

 

126. Auf den Cytharist

Jahr aus, Jahr ein reimt Cytharist

Zweihundert Vers' in Einem Tage;

Doch drucken läßt er nichts. Entscheidet mir die Frage,

Ob er mehr klug, mehr unklug ist.

 

 

127. Der beste Wurf

An ein Paar Brettspieler

 

Zwei Vierer wünschest du, und du verlangst zwei Einer:

Der beste Wurf im Brett bleibt darum dennoch – keiner.

 

 

128. Auf den Maler Klecks

Mich malte Simon Klecks so treu, so meisterlich,

Daß aller Welt, so gut als mir, das Bildnis glich.

 

 

129. Auf einen Zweikampf

Warum zog das erzürnte Paar,

Sistan, und wer sein Gegner war,

Die Degen? Aller Welt zum Schrecken

Sie – friedlich wieder einzustecken.

 

 

130. Auf den Ursin

Ursin ist ärgerlich, und geht mir auf die Haut,

Daß ich ihm jüngst mein Buch, den Phädon, weggenommen;

Gelesen hab' er ihn, allein noch nicht verdaut.

Ja, ja! zu Stande wär' er bald damit gekommen:

Sein Windspiel, oder er, hat ihn schon brav gekaut.

 

 

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