O je, ich weiß schon besser, wem ich's verdank! Sie blickt in die Szene, freudig. Aber – o du mein Gott! Da kommt er – da kommt er – Sie will aufspringen und ihm entgegen.
EULALIA hält sie zurück. Aber Kind! Kind! Benimm dich nicht so gemein – wer wird denn einem Manne – und wär's auch ein Geliebter, entgegenlaufen? Seufzend. Der Bauernschwager hat die ganze Dedukation des Mädchens vernachlässigt –
KLOTILDE. Aber mein Himmel! Ist denn das auch gemein, wann man ein Menschen, den man noch dazu heiraten soll, zeigt, wie lieb man ihn hat –
EULALIA. Sehr gemein, sogar eine Frau, wenn sie Bildung besitzt, zeigt ihrem Manne nie, daß sie ihn liebt!
FAUSTIN. Eher einem andern! Er geht ab.
ROBERT kommt eilig.
Zweiter Auftritt.
Die Vorigen. Robert.
ROBERT. Herzlichen guten Morgen, meine teuern Schwiegereltern – guten Morgen, mein liebes, liebes Tildchen!
KLOTILDE. Guten Morgen, lieber Robert!
EULALIA. Wollen Sie nicht Platz nehmen? – Eine Tasse Tee vielleicht –
ROBERT. Ich danke – ich kann in meiner jetzigen Stimmung nichts genießen – ich bin zwar noch nüchtern, und doch trunken – trunken vor Freude!
HOCHFELD aufstehend. Freude? Haben Sie mit Ihrem Vater bereits gesprochen?
ROBERT. Bereits gesprochen, und –
KLOTILDE gespannt. Und?
ROBERT. Bereits alles in Ordnung gebracht –
KLOTILDE freudig aufspringend. O mein Gott, das ist g'scheit.
EULALIA verweisend. Aber Kind!
ROBERT. Und wem, wem glauben Sie, daß ich eigentlich mein Glück zu danken habe?
HOCHFELD. Nun –
ROBERT. Ihrem Bruder –
HOCHFELD. Meinem Bruder – wie ist das möglich?
ROBERT. Nun sehen Sie, mein Vater besuchte eigentlich gestern Ihren Ball in der Absicht, daselbst die Bekanntschaft des Grafen zu machen und dann bei guter Gelegenheit ihn dazu zu stimmen, mich für eine eben vakante Stelle in seinem Bureau aufzunehmen – hätte der Graf dies zugesagt, so hätte ich sie wohl annehmen müssen, und daß ich gleich beim Beginne einer bureaukratischen Karriere an keine Heirat hätte denken können, versteht sich von selbst – durch den tragikomischen Auftritt mit Ihrem Bruder wurde der Graf veranlaßt, den Ball zu verlassen, und somit mein Vater verhindert, mit ihm zu sprechen, als er heute morgen ihn auf seinem Bureau besuchte, hatte er wenige Augenblicke vorher die Stelle zu meinem Glücke einem andern Kompetenten zugesagt – und ich – dem Himmel sei Dank! bin nun wieder frei!
HOCHFELD. Aber welchen Plan haben Sie denn für Ihre Zukunft entworfen –
ROBERT. O den schönsten, herrlichsten! Ich bot alle meine Beredsamkeit auf, meinen Vater dahin zu stimmen, daß er mich meinem Lieblingsberufe, der Ökonomie, folgen lasse, und es gelang mir, er will mir eines seiner Güter zur Verwaltung überlassen – dorthin will ich nun mit meinem lieben Bräutchen ziehen –
KLOTILDE. Was – was – wieder aufs Land?
ROBERT. Ja – an die Grenze Steiermarks – es ist ein Gut reich an fruchtbaren Feldern, duftenden Wiesen, wildreichen Bergen – dort bin ich einem Könige gleich, und du – mein herziges Mädchen, sollst meine Königin sein!
KLOTILDE von ihrer Freude hingerissen. Jetzt mag sich's schicken oder nit, mag's vornehm sein oder g'mein, jetzt muß ich ihm um den Hals fliegen! Sie umarmt ihn.
ROBERT. Doch noch eins – bei Gott, es tut mir leid, daß ich diesen Punkt berühren muß, allein Sie kennen meinen Vater, von jeher war es sein fester, unumstößlicher Wille, daß ich nur ein Mädchen von – wie er sich ausdrückt – von Familie heirate – es ist nun so eine Schwäche von ihm –
HOCHFELD sehr ernst. Schwäche? O nein, mein junger Freund – nennen Sie das nicht Schwäche – es ist edler Stolz auf sein Blut.
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