Das alte Murmeltier! – Beim Himmel! wenn es nicht so gut im Geschäfte dressiert wäre, ich hätte es längst laufen lassen – stets bringt mich der Mensch durch seine Predigten um meine gute Laune.

HERR VON HUPFER öffnet die Tür, und bleibt unter derselben erwartend stehen.

EULALIA ihn erblickend. Ah! unser aimabler Herr von Hupfer –

HUPFER in höchst eleganter Toilette, hüpft herein, und auf sie zu, ihre Hand wiederholt küssend. Euer Gnaden, Ihr Untertänigster! Ein Gleiches bei Reginen tuend. Mein Fräulein! Ich würde mir's zum größten Vergnügen rechnen, zu Ihren Füßen sterben zu können. Zu Herrn von Hochfeld, ohne sich von den Damen, welche während der vorigen Szene auf dem Diwan Platz genommen haben, zu entfernen. Herr von Hochfeld! Ihr Ergebenster! – Sie entschuldigen sämtlich, daß ich mich nicht anmelden ließ, aber ich liebe es, in allem etwas originell, etwas apart zu sein, und mich ärgert's immer, wenn ich meinen guten Namen erst durch die rauhe Kehle einer livreetierten Ansagemaschine schnarren lassen muß.

EULALIA. Sie sind uns auch unangemeldet stets willkommen!

HUPFER. O, Euer Gnaden sind die verkörperte Liebenswürdigkeit – und Sie, Fräulein Regine, wünschen Sie mich immer erst angemeldet zu hören, oder hat sich vielleicht doch in Ihrem Herzen endlich ein ahnendes Gefühl eingeschlichen, welche Ihnen in heiliger Sympathie mein Nahen verkündet?

REGINE. Meine Gefühle sind sämtlich anderweitig so beschäftigt, daß keines davon unsern Bedienten in seinem Dienste ablösen kann.

HUPFER. O, welche Kälte, mein Fräulein! Bedenken Sie, daß mein Herz eine tropische Pflanze ist, welche nur unter erwärmenden Strahlen gedeiht.

REGINE zu sich. Fader Geck! Ich höre Schritte – was gilt's – Robert –

JAKOB öffnet die Türe. Herr Robert von Wellenschlag und Herr Glatt.

HOCHFELD. Ich lasse bitten.

JAKOB geht ab.

REGINE. Hab' ich's nicht erraten?

HUPFER. O, tausend Dolche drücken Sie mir mit diesem Erraten in das wunde Herz!

ROBERT UND GLATT treten zugleich ein.

GLATT verneigt sich vor den Damen und geht zu Hochfeld. Achtzig, drei Viertel!

ROBERT verneigt sich vor den Damen. Guten Abend, Frau von Hochfeld, recht guten Abend, Fräulein Regine.

EULALIA hält ihm die Hand zum Kusse hin. Sein Sie mir herzlich willkommen, lieber Herr von Wellenschlag.

ROBERT faßt ihre Hand, küßt sie aber nicht, sondern schüttelt sie etwas derb. Danke, ja, wenn ich nicht im voraus wüßte, daß ich willkommen bin, so käme ich gar nicht – Er faßt Regine bei der Hand und spricht mit ihr leise.

EULALIA wendet sich um, und spricht zu dem hinter dem Diwan stehenden Hupfer. Ein recht lieber Mensch, der junge Wellenschlag, aber etwas mehr Lavoir vivre könnte ihm nicht schaden.

HUPFER leise zu ihr. Ein wahrer Klotz, besonders auf einem Balle ganz zweckwidrig – er tanzt nicht, spielt nicht – sondern steht einem nur überall im Wege – Er spricht leise fort.

HOCHFELD zu Glatt. Es ist aber doch erstaunlich, wie schnell diese Aktien sinken.

GLATT. Es geht ihnen wie den Menschen, diesen lebendigen Aktien auf der Börse des Lebens, ihr Steigen und Fallen hängt sehr oft von Zufällen ab.

HOCHFELD. Aber Sie haben doch dabei nichts verloren?

GLATT. Gott bewahre – man muß nur zur rechten Zeit zu verkaufen wissen – ich behandle meine Aktien, wie ein türkischer Sklavenhändler seine Frauen, ich kaufe sie in ihrer Jugend, wenn ein schönes Aufblühen zu erwarten steht, um billigen Preis, und verkaufe sie teuer, sobald sie, vollkommen aufgeblüht und herangewachsen, das Auge des Lüsternen reizen – da ich wohl weiß, daß die Schönheit und die Aktie dem Sinken um so näher ist, je vollkommener sie bereits herangewachsen ist.

HOCHFELD lächelnd. Sie werden witzig, wie ich merke, Herr von Glatt.

GLATT sich lachend verneigend. Börsenwitz! Teuerster! Börsenwitz! Es gibt jetzt auf der Börse sehr viele witzige Leute. Wie andere, wenn eine Leiche vorbeigetragen wird, ein Parfümfläschchen an die Nase setzen, so macht der echte Börsianer, wenn ein anderer Spekulant durch seinen Sturz zur kommerziellen Leiche wird, ein Bonmot, und reibt es wie ein Pfefferminzblatt seinen Kollegen unter die Nase – hahaha! Das war eigentlich schon wieder ein Bonmot.

EULALIA zu Robert. Ihr Herr Vater wird uns heute auch die Ehre seiner Gegenwart schenken?

ROBERT. Ja – Fräulein Regine wünschte, daß ich ihn einmal hier im Hause einführe –

REGINE.