Er machte sich mit zwei Schlüsseln daran zu schaffen. Gleich darauf sprang die große, schwere Tür auf, und er verschwand im Tresorraum.

Wenige Augenblicke später kam er mit einem kleinen, in braunes Papier gewickelten und versiegelten Paket zurück.

»Wollen Sie, daß ich es vor Ihren Augen öffne?« fragte er und zeigte auf die unverletzten Siegel.

»Nein, das nicht. Sie läßt Sie bitten, das Papier ein wenig aufzureißen, damit ich hineinsehen und mich überzeugen kann, ob die Juwelen noch in dem Glaskasten sind.«

»Der Glaskasten war übrigens eine gute Idee von Mrs. Markham.« Sanderson riß eine Ecke des Papiers vorsichtig ein, so daß man den länglichen Glaskasten sehen konnte. »Hier!«

Mr. Winter beugte sich vor und sah respektvoll durch den Spalt im Papier, wo hinter dem Glas ein kleiner Teil des Diamantenhalsbandes zu sehen war. Die Steine glänzten im Licht, das darauf fiel.

»Das wäre also alles in Ordnung«, sagte er befriedigt. »Und hier ist ein neues Siegel von Mrs. Markham!«

Er zog eine gummierte, runde Papierscheibe hervor, auf der mit Tinte das Datum und ›Stella Markham‹ ganz deutlich ge schrieben stand.

»Was soll das?« fragte Sanderson überrascht.

»Sie ist geradezu großartig, sie denkt einfach an alles!

›Winter‹, sagte sie zu mir, ›wenn Mr. Sanderson das Packpapier eingerissen hat, dann kleben Sie dieses Siegel auf die beschädigte Stelle, damit man deutlich sehen kann, daß die Hülle nach der Inspektion wieder geschlossen worden ist.‹« Der Butler feuchtete, sich entschuldigend, das runde Papier an und drückte es auf die eingerissene Stelle. Dann sah er auf.

»Draußen geht gerade ein Herr vorbei, den Mrs. Markham nicht leiden kann,«

Er zeigte mit dem Kopf zum Fenster, durch das man auf die High Street sehen konnte.

Sanderson folgte seinem Blick und sah den Rücken einer untersetzten Gestalt.

»Wer ist das?« fragte er.

»Der Farmer Gold, ein sehr unangenehmer Mensch. Er hat Mylady neulich von seinen Feldern gewiesen, als sie eine kleine Landschaftsskizze machen wollte.«

»Das wundert mich. Er ist sonst sehr nett. Also, ich werde das Päckchen wieder in die Stahlkammer bringen, und Sie können Mrs. Markham ausrichten, daß sie vollkommen beruhigt sein kann - Ihr Schmuck ist in Sicherheit.«

In dem Augenblick kam der Angestellte mit dem Geld. Mr. Winter zählte es umständlich nach - nicht nur einmal, sondern dreimal -, bevor er es einsteckte. Dann erhob er sich und wollte gehen. Aber Sanderson hielt ihn zurück.

»Ich möchte Sie noch in einer besonderen Angelegenheit sprechen, Mr. Winter, wenn Sie fünf Minuten für mich Zeit haben. Sie reisen nach Amerika. Hätten Sie die Liebenswürdigkeit, ein paar Informationen für mich zu sammeln, besonders während Sie an Bord des Dampfers sind?«

»Wenn ich nicht seekrank werde! Davor habe ich jetzt schon Angst.«

»Ach, so schlimm wird das schon nicht werden. Ein wenig umsehen werden Sie sich auf jeden Fall können«, meinte Sanderson lachend. »Mr. und Mrs. Cameron werden mit Ihnen zusammen an Bord sein . . .«

»Cameron?« fragte Winter erstaunt.

»Ja.«

»Sind das Leute vom Lande? Kenne ich sie?«

»Ich weiß nicht, ob Sie mit ihnen bekannt sind. Sie wohnen hier in dieser Stadt.«

»Ach ja, die Amerikaner!« Winter nickte.