»Jetzt weiß ich, wen Sie meinen.«
Und nun sprach Sanderson längere Zeit vertraulich mit dem Butler. Es dauerte länger als fünf Minuten, denn er mußte, um sich verständlich zu machen, Winter ins Vertrauen ziehen.
Bartholomew hörte, daß sich Sanderson lange und eifrig mit jemandem unterhielt. Als er durch die Glastür schaute, bemerkte er das ernste Gesicht seines Assistenten und lächelte.
6
Jim verschloß den Brief, den er eben geschrieben hatte, und ging nach vorn zum Schalterraum.
»Ist Mrs. Cameron schon hiergewesen?«
»Nein«, antwortete der Angestellte. »Mr. Winter, der Butler von Mrs. Markham, ist noch drüben im anderen Büro.«
»Dann bestellen Sie Sanderson, daß ich in zehn Minuten wieder da bin«, sagte Jim und ging auf die High Street hinaus.
Er war unruhig und ungeduldig, denn er sehnte sich danach, in Margots Gesicht zu schauen, solange sie noch hier war. Vielleicht würde er sie nie wiedersehen. Er schlug den Weg zum Haus der Camerons ein und war auf sich selbst ärgerlich, daß er so unvernünftig war. Als er die Hälfte des Wegs nach Moor Hill zurückgelegt hatte, sah er ein großes Auto, das ihm langsam entgegenkam. Er hob den Arm, und der Wagen hielt.
Cecile Cameron winkte ihn heran.
»Wohin gehen Sie denn schon so früh?« fragte sie.
Neben ihr saß Margot, die wohl ahnte, warum Jim den Hügel hinaufstieg. Sie war sehr gespannt, was für eine Ausrede er sich einfallen lassen würde.
»Ich wollte Sie sehen - und versuchte es aufs Geratewohl«, antwortete Jim. Er öffnete die Wagentür und setzte sich auf einen der hinteren Plätze.
»Und Margot wollten Sie nicht besuchen?« fragte Cecile.
»Ja, Margot auch«, erwiderte er ohne Verlegenheit. »Ich weiß, daß es dumm ist, was ich da sage, aber ich finde es traurig, daß Sie wegreisen.« »Ich glaube, wir würden alle sehr gern bleiben«, sagte Cecile, »selbst Margot.«
»Ja, selbst Margot«, wiederholte die Schwägerin.
»Können Sie nicht einen Vorwand finden, um uns zu begleiten? Kommen Sie doch mit uns!« schlug Cecile vergnügt vor.
»Einen Grund wüßte ich schon seit langem«, murmelte Jim.
Margot sah starr in die Gegend. Sie tat, als interessierte sie sich für alles andere mehr als für Jim Bartholomew, der neben ihr saß und verstohlen seinen Fuß neben ihren gesetzt hatte.
»Wenn Sie nicht sehr schnell zurückkommen, ist es durchaus möglich, daß ich plötzlich drüben auftauche«, scherzte er. »Eines schönen Tages, wenn Sie in Ihren fürstlichen Zimmern im neunundzwanzigsten Stock des Goldrox-Hotels sitzen und nach dem Kellner klingeln, tut sich die Tür auf und herein tritt - Jim Bartholomew! -Ach, und da wären wir ja schon - sehr weit kann ich Ihnen also nicht entgegengegangen sein . . .«
In diesem Augenblick hielt der Wagen vor dem Bankgebäude. Sanderson stand in der Tür und sprach noch eifrig auf Winter ein.
»So, jetzt wollen wir gleich hineingehen und Ihre Angelegenheiten erledigen«, sagte Jim. »Ich ...«
Er brach plötzlich ab, als er Mrs. Camerons Gesicht sah. Es drückte Erschrecken und Bestürzung aus.
Cecile starrte auf den Bankeingang, wo sich Sanderson gerade von Mr. Winter verabschiedete und sich nicht weiter um die Ankunft des Wagens kümmerte.
Jim sah erstaunt wieder zu Mrs. Cameron hinüber, die zitterte, als ob sie einem Zusammenbruch nahe wäre.
Sanderson war in die Bank zurückgegangen.
»Was ist los, Cecile? Um Himmels willen, was ist geschehen?« fragte Margot und stützte ihre Schwägerin.
»Nichts, nichts.«
Jim wußte nicht, was er von all dem halten sollte, und war selbst betroffen.
Sanderson! Wie kam es, daß die sonst so weltgewandte Dame vor diesem Mann derartig erschrak? Denn daß es sich um seinen Assistenten handeln mußte, bezweifelte er keinen Augenblick. Er sprang aus dem Wagen und half Mrs. Cameron beim Aussteigen.
»Ach, es ist nichts. Es ist dumm von mir, daß ich mich so gehenlasse«, sagte sie mit schwacher Stimme, als Jim sie in sein Büro geleitete. »Es ist irgendein Ohnmachtsanfall - ich habe das öfter . .. Verzeihen Sie bitte, Mr.
1 comment