Das Innere der Pyramide bestand aus drei Stockwerken, deren Mitte der tiefe, viereckige Brunnen bildete. Konzentrisch zu diesem Brunnen liefen Gänge, welche durch Quergänge verbunden waren, und nach den Ecken zu waren Zellen angebracht. Die Pyramide hatte unten an ihrem Fuß vier Eingänge gehabt, an der Mitte einer jeden Seite einen.

Jetzt handelte es sich darum, einen dieser Eingänge, die jetzt jedenfalls vermauert waren, zu finden. Sternau teilte den anderen den Plan des Bauwerkes mit, und dann begab man sich auf die Suche. Es fand sich nichts, bis Sternau auf den Gedanken kam, die genaue Mitte der Seite abzumessen.

Als diese gefunden war, kam man an einen Felsen, der eigentümlich zerrissen war. Sternau untersuchte ihn und verzweifelte bereits, als er sich niederkniete und an dem Stein zu schieben versuchte – er bewegte sich. Da sprang er auf, leichenblaß vor Freude.

„Ich hab's!“ rief er.

„Ist's möglich?“ fragte ‚Donnerpfeil‘.

„Ja. Hier ist der Eingang; ich habe es gefühlt.“

„Wo? Wo? Rasch! Rasch!“

„Man muß diesen Mittelstein nach innen schieben.“

Sofort kniete ‚Donnerpfeil‘ nieder und schob aus Leibeskräften. Der Stein wich nach innen, und es waren die steinernen Rollen zu sehen, auf denen er lief.

„O mein Gott, dir sei Dank!“ rief ‚Donnerpfeil‘, indem er auf den Knien liegen blieb, halb betend und halb vor Freude überwältigt.

Sternau blickte in die Öffnung.

„Hier steht eine Laterne; es müssen mehrere hier gestanden haben“, sagte er. „Auch eine Flasche voll Öl ist da.“

„Schnell anbrennen, und dann hinein!“

Bei diesen Worten sprang ‚Donnerpfeil‘ auf und steckte die Laterne in Brand. Dann schritt er eiligst vorwärts, ohne in seinem Eifer darauf zu achten, ob ihm jemand folge oder nicht. Sie waren alle drei hinter ihm her, Sternau, ‚Büffelstirn‘ und ‚Bärenherz‘; zuletzt kam auch der Vaquero Francesco.

Es ging den langen Gang hinunter, aber dann stand man vor der Tür. Sternau hielt den Plan an die Laterne und betrachtete ihn.

„Türen sind hier nicht verzeichnet“, sagte er. „Ist ein Schloß daran?“

„Nein“, antwortete ‚Donnerpfeil‘. „Doch sie ist fest zu.“

„So befindet sich entweder auf der inneren Seite ein Riegel, oder es gibt eine geheime Mechanik daran. Wir können uns nicht damit aufhalten, diese Mechanik zu entdecken. Wir haben Pulver genug; wir wollen die Tür aufsprengen. Macht mit den Messern Sprenglöcher zwischen die Mauer und das Türgewände. Die Mauer ist aus Backstein und weich. Ich hole das Pulver.“

Die anderen machten sich sofort an die Arbeit, und als er zurückkehrte, waren sie bereits fertig. Die Löcher wurden gefüllt, mit einer Lunte versehen, die man aus einigen Fäden zusammendrehte und mit Pulver einrieb, dann gut gepfropft. Jetzt brannte man die Lunten an und eilte zum Ausgang zurück.

Es dauerte eine kleine Weile, dann aber hörte man es schnell hintereinander viermal krachen. Schon wollten sich die fünf wieder nach dem Inneren begeben, als ‚Grizzlytöter‘ herbeikam. Man sah es seinem eiligen Lauf an, daß er etwas Wichtiges zu verkünden hatte.

„Was bringt uns mein Bruder?“ fragte ‚Bärenherz‘.

„Die Hunde der Comanchen kommen durch den Wald, an welchem wir gestern vorüberritten.“

„Wer hat diese Kunde gebracht?“

„Der ‚Fliegende Hirsch‘.“

„So wollen wir ihn zunächst hören. Hole ihn!“

Der Apache, welcher den Namen ‚Fliegender Hirsch‘ trug, kam herbei. Er war einer von denen, welche auf Kundschaft ausgesandt worden waren.

„Mein Bruder, sage uns, was er gesehen hat!“ gebot ‚Bärenherz‘.

„Ich ging den Weg zurück, den wir gestern gekommen sind“, sagte der Kundschafter. „Die beiden Comanchen, deren einen wir töteten, hatten uns gesehen, und das konnte nur im Wald geschehen sein. Ich ging den Rand desselben entlang und fand eine ganz neue Fährte, welche hineinführte; ich untersuchte sie und erkannte die Fährte eines Indianers, welche von der Hacienda kam.“

„Es war jedenfalls der Comanche, der auf der Hacienda übernachtete; er wird seine Gefährten geholt und ihnen auch gesagt haben, daß wir hier sind“, sagte Sternau. „Der ‚Fliegende Hirsch‘ mag fortfahren!“

„Ich verfolgte die Fährte“, fuhr dieser fort. „Sie führte gerade in den Wald hinein.