Dann krampften sich Finger wie Eisenklammern um sein Handgelenk. Enorme Kraft kämpfte gegen die Urgewalt des Meeres. Dann war das Wasser verschwunden. Augenblicke später lag Ragnar zappelnd auf dem Deck, von dem Fremden gerettet, der den Drachen gebannt hatte.

»Bleib ruhig, Junge«, sagte der Zauberer. »Es ist nicht meine Bestimmung, hier zu sterben. Und deine auch nicht, glaube ich.«

Mit diesen Worten wandte sich der Fremde ab und schritt zum Bug des Schiffs. Dort blieb er stehen und starrte nach vorn wie ein uralter Gott. Von Furcht und einer merkwürdigen Ehrfurcht erfüllt, ging Ragnar zu der Stelle, wo sein Vater stand. Als er aufschaute, erblickte er Verständnis in seinen Augen.

»Ich habe es gesehen, mein Sohn«, rief sein Vater. Ragnar wusste, dass keine weitere Erklärung nötig war.

***

Als habe der Tod des Drachen einen bösen Bann gebrochen, beruhigte sich das Meer allmählich. Bereits wenige Stunden später war es glatt wie Glas, und vom leisen Klatschen der Wellen gegen den Schiffsrumpf abgesehen, war der gleichmäßige Trommelschlag des Rudermeisters das einzige Geräusch.

Der Fremde stand immer noch im Bug, als halte er Wache gegen die Dämonen des Meeres. Er suchte den entfernten Horizont ab, indem er die Augen mit einer knorrigen Hand abschirmte, da er etwas zu suchen schien, das nur er sehen konnte. Hoch über ihnen brannte die Sonne hernieder, nicht mehr die kleine blasse Kugel des Winters, sondern ein riesiger feuriger Ball, der den Himmel mit seinem goldenen Licht erfüllte. Das Auge von Russ war vollständig geöffnet und begutachtete seine Auserwählten dabei, wie sie die Schrecken von Fenris' langem, hartem Sommer ertrugen. Das auf Deck verbliebene Wasser verdampfte unter seinem Blick.

Die Krieger waren still. Ehrfurcht war über sie gekommen.

Von dem üblichen Gerede und der Prahlerei, wie normalerweise von Leuten zu erwarten war, die solch ein furchtbares Unwetter überlebt hatten, war nichts zu hören.

Auch nichts von der damit verbundenen guten Laune und dem Gesang. Ragnars Vater hatte nicht befohlen, zur Feier des Tages das Alefass anzustechen. Eine Ehrfurcht, die an Entsetzen grenzte, schien von der gesamten Besatzung Besitz ergriffen zu haben.

Ragnar konnte mühelos verstehen, warum. Sie hatten gesehen, wie der Fremde einen Drachen mit der Macht seiner Magie bezwungen hatte. Mit einem Strahl hatte er einen Schrecken der Tiefe vernichtet. Mit seinem Blick hatte er den Sturm besänftigt. Gab es nichts, was er nicht vermochte?

Dennoch blieben Fragen offen, dachte Ragnar.