Ein riesiges Stück Kette riss sich flatternd los und hätte Ragnar beinahe getroffen. Nur seine blitzschnellen Reflexe, die infolge der Anspannung der Schlacht auf übermenschliche Schärfe eingestellt waren, ermöglichten ihm, sich gerade noch rechtzeitig zu ducken. Die schiere Wucht, mit der die gegliederten Metallsegmente sich bewegten, hätte sicher ausgereicht, um ihn sauber zu enthaupten.
Des Antriebs einer Kette beraubt, drehte der Predator sich jetzt langsam auf der Stelle. Die Kette auf der anderen Seite funktionierte noch und trieb das Vehikel vorwärts, aber es würde nirgendwohin fahren, nur noch im Kreis. Darüber war Ragnar froh. Da der Geschützturm bereits in die Richtung seiner Einheit schwenkte, wurde es Zeit, zur nächsten Phase seines Plans überzugehen.
Mit einem gewaltigen Satz sprang Ragnar oberhalb des Kettenschutzes auf die Seite des Predator. Er landete leichtfüßig und mit einem Klirren seiner Ceramitstiefel auf der Wandung, dann lief er vorwärts, während er bei Russ hoffte, dass in dem Panzer noch niemand durchschaut hatte, was vorging. Er konnte gedämpft das Bellen von Befehlen und verwirrtes Geschrei hören, also nahm er an, dass noch alle im Dunkeln tappten. Gut. Sie würden niemals erkennen, was über sie gekommen war. Er lief weiter zum Geschützturm und sah, dass die Luke geschlossen war. Ein Jammer, dachte Ragnar, aber nichtsdestoweniger hatte er genau damit gerechnet. In einer Nahkampfsituation würde kein Panzerkommandant mit entblößtem Haupt herumfahren. Trotzdem war es dumm von ihnen, dass sie ohne Infanterieunterstützung so weit vorgerückt waren. Die Ausführung seines Plans wäre ihm in Anwesenheit bewaffneter Fußtruppen erheblich schwerer gefallen. Er nahm an, dass der Panzer auf ein verzweifeltes Hilfeersuchen des Bunkers hin so rasch wie möglich gekommen war. Nun, er würde dafür sorgen, dass die Ketzer für diesen Fehler büßten.
Er packte den Griff auf dem Geschützturm mit beiden Händen und wappnete sich, dann spannte er seine verstärkten Muskeln an und zog mit aller Kraft. Nichts geschah. Er führte den Servomotoren seiner Rüstung immer mehr Energie zu, bis die Muskelfasern kurz vor der Überladung standen und die in seinem Blickfeld aufleuchtenden Wartungsanzeigen sich immer weiter in den roten Bereich schoben. Langsam und mit einem grässlichen Knirschen löste sich die Luke aus ihren Angeln. Ceramit bog sich unter der furchtbaren Kraft des Space Wolfs. Ragnar hätte fast das Gleichgewicht verloren, als die Luke sich gänzlich aus den Angeln löste.
Ein Strom schlechter Luft zischte aus dem Panzer, und Ragnar erkannte den Gestank der Mutation. Diese Ketzer hatten wahrhaftig den Preis dafür bezahlt, ihren finsteren Herren Gefolgschaft geschworen zu haben. Er warf den Lukendeckel weg und entnahm seinem Gürtelspender eine Krak-Granate. Er schaute hinab ins Innere des Panzers. Ein rascher Blick zeigte ihm abscheulich veränderte Mutantengesichter, die zu ihm hochsahen.
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