Er hatte einen weiteren Sieg errungen.

In diesem Augenblick registrierte er das schwache Funkeln von Sonnenlicht auf Glas irgendwo rechts von ihm. Sein Instinkt riet ihm, sich flach auf den Boden zu werfen, aber es war bereits zu spät. Er sprang zwar, aber das Geschoss des Scharfschützen, raketengetrieben und panzerbrechend, war bereits unterwegs und zu schnell, um ihm noch ausweichen zu können. Seine Bewegung brachte seinen Körper lediglich teilweise aus der Schussbahn. Die Granate, die auf sein Herz gezielt war, explodierte stattdessen in seiner Brust. Schmerzen zuckten durch seinen Körper. Boten der Qual rasten seine Nerven entlang. Er stürzte vorwärts in eine Lavagrube unsäglicher Pein.

***

»Keine Sorge, Bruder Ragnar«, hörte er eine Stimme aus weiter Ferne sagen. »Wir haben dich.«

Ragnar wunderte sich darüber und fragte sich, ob es nicht bereits zu spät sei. Die Stimmen klangen bereits so, als kämen sie vom oberen Ende eines riesigen Schachts. Es kam ihm so vor, als falle er nach unten, der kalten Hölle seines Volks entgegen, wo ihn seine Familie und seine Freunde und auch seine alten Feinde begrüßen würden, die er persönlich dorthin befördert hatte. Es war merkwürdig, dass er so weit weg von zu Hause und so viel später sterben sollte, als er dies erwartet hatte. Diese sonderbare Empfindung hatte etwas Tröstliches. Er wusste, was er zu erwarten hatte. Er sollte es auch wissen.

Schließlich war er schon einmal gestorben.

Eisige Klarheit ergriff Besitz von seinem Verstand. Seine Erinnerung flutete zurück. Seine Seele raste durch die Jahrhunderte in die Vergangenheit. Und erinnerte sich.

1

DAS DRACHENMEER

»Wir werden alle sterben!«, schrie Yorvik der Harpunier, während er sich mit vor Furcht weit aufgerissenen Augen umsah. Blitze zuckten über den Himmel von Fenris und beleuchteten das gequälte Gesicht des Mannes. Das schiere Entsetzen machte seinen Schrei über das Tosen des Windes und das Donnern der Wellen gegen das Schiff hinweg hörbar.

Die Regentropfen, die ihm übers Gesicht liefen, hatten unheimliche Ähnlichkeit mit Tränen.

»Sei still!«, schrie Ragnar ihn an und verpasste dem entsetzten Mann eine Ohrfeige. Schockiert darüber, von einem Jugendlichen geschlagen worden zu sein, der gerade alt genug war, den Flaum der Mannbarkeit auf den Wangen zu tragen, vergaß Yorvik vorübergehend seine Furcht und griff nach seiner Axt. Ragnar schüttelte den Kopf und funkelte den älteren Mann mit seinen kalten grauen Augen an. Yorvik hielt inne, als ginge ihm gerade auf, wo er war und was er tat.