Ich überlasse, dir alles, ich vertraue dir vollkommen.

Albertus. Also es bleibt dabei, daß wir wieder einmal mit dem Rucksack und Bergstock durch die Lande ziehen, wie in jungen Jahren –?

Amadeus. Ja. Ich freue mich sehr darauf.

Albertus. Du brauchst einfach Sammlung; – ein paar Wochen Gebirgsluft und Ruhe, das wird dich schon herausreißen.

Amadeus. Ich bin ja nirgends versunken. Nervös bin ich, das ist alles.

Albertus. Merkst du nicht, Amadeus, wie du schon diese Ausflucht mir gegenüber, dem du ja zur Ehrlichkeit nicht verpflichtet bist, deiner Natur abringen mußt? wie du an diese kleine Unaufrichtigkeit gewissermaßen einen Teil deiner geistigen Kraft verschwendest? Ich habe es dir immer gesagt: Verstellung liegt deiner Natur fern. Wenn du einmal in die Lage kämst, einem Wesen gegenüber, das dir nahesteht, Komödie zu spielen, so gingst du daran zugrunde,

Amadeus. Diese Sorge ist überflüssig! Du kennst uns doch lang genug, mich und Cäcilie, und weißt, daß unsere Ehe vor allem auf vollkommene Aufrichtigkeit gegründet ist.

Albertus. Den guten Willen hätten viele, aber im richtigen Moment fehlt manchmal der Mut.

Amadeus. Wir haben einander noch nie etwas verschwiegen.

Albertus. Weil ihr euch vorläufig noch nichts zu gestehen hattet.

Amadeus. Vielleicht doch mancherlei, was andere für sich behalten hätten. Unser Leben hat ja keinen so einfachen Verlauf genommen. Monatelang haben wir getrennt voneinander existieren müssen. Ich habe schon mit andern Sängerinnen studiert als mit Philine, und überlegen auch andere Männer als Fürst Sigismund haben gefunden, daß Cäcilie schön ist.

Albertus. Ich habe nicht von Cäcilie gesprochen.

Amadeus. Und nebstbei wäre zwischen Cäcilie und mir auch jeder Versuch des Verschweigens aussichtslos. Wir kennen einander so gut – gewiß hat es noch nie zwei Menschen gegeben, die sich so vollkommen verstanden haben wie wir.

Albertus. Ich kann mir einen Punkt denken, wo das Verständnis aufhört und damit alles andere.

Amadeus. Alles andere, das wäre möglich, – aber gerade das Verständnis nicht.

Albertus. Nun ja. Wenn nur das Verständnis übrig bleibt, so bedeutet es auch nichts anderes als den Anfang vom Ende.

Amadeus. Das sind – Zufälle, auf die jeder Mensch gefaßt sein muß.

Albertus. Du redest aber nicht wie einer, der gefaßt, sondern wie einer, der entschlossen ist.

Amadeus. Wer könnte völlig für sich oder einen andern einstehen? Jedenfalls haben wir beide nie das Schicksal durch ein Gefühl zu großer Sicherheit herausgefordert.

Albertus. Mein Lieber, was das anbelangt: das Schicksal fühlt sich immer herausgefordert, durch Zweifel geradeso wie durch Vertrauen.

Amadeus. Daß einen nichts unvorbereitet treffen kann, gibt immerhin ein Gefühl der Beruhigung.

Albertus. Mehr Beruhigung gäbe vielleicht der feste Entschluß, alles abzuwehren, wodurch ein sicheres Glück aufs Spiel gesetzt werden könnte.

Amadeus.