Glaubst du, daß mit einer solchen Abwehr etwas gewonnen wäre? Glaubst du nicht, daß: Verlockungen widerstehen mit Sehnsucht in der Seele, von allen Lügen die schlimmste und gefährlichste wäre, und daß man aus Abenteuern eher heil nach Hause käme als aus Wünschen?

Albertus. Abenteuer . . .! Müssen sie denn gerade erlebt sein? Einem Maler, der über Stümperei erhaben und über Jugendtorheit hinaus ist, genügt ein Modell für alle Gestalten, die er träumt und schafft – und den, der zu leben weiß, erwarten alle Abenteuer, nach denen ihn gelüstet, im Frieden seines Heims. Er erlebt sie geradeso wie ein anderer, aber ohne Zeitverschwendung, ohne Unannehmlichkeiten, ohne Gefahr; und wenn er Phantasie hat, bringt ihm seine Gattin, ohne daß sie es ahnt, lauter uneheliche Kinder zur Welt.

Amadeus. Es ist die Frage, ob man das Recht hat, einem Wesen, das einem wert ist, solch eine Rolle zuzumuten.

Albertus. Man darf die Menschen nie darüber aufklären, was sie einem bedeuten. Ich habe darauf einen Spruch gemacht:

Kennst du mich, so störst du mich,
kenn' ich dich, so hab' ich dich.

 
Dritter Auftritt

Die VorigenMarie und Peterl aus dem Garten. Dann das Fräulein.

Marie. Peterl wünscht durchaus, daß ich hereinkomme; ich wollte im Garten auf Cäcilie warten.

Amadeus. Grüß' Sie Gott, Marie.

Marie. Ich habe hoffentlich nicht gestört?

Fräulein aus dem Garten, will den Buben holen. Peterl!

Peterl. Nein, Fräulein, ich bleibe bei den Großen.

Amadeus. Ja, lassen Sie ihn uns nur da, Fräulein.

Fräulein ab auf die Veranda; bleibt sichtbar.

Marie. Nun, habt ihr viel gearbeitet?

Amadeus. Wir haben mehr geplaudert.

Albertus. Weißt du, warum sie sich erkundigt? Weil sie in den Herrn von Rabagas verliebt ist.

Amadeus. In wen?

Albertus. Du erinnerst dich nicht einmal an ihn! Es ist der interessante junge Mensch, der im ersten Akt im Gefolge des Königs auftritt. Früher hat sie sich wenigstens nur in die Helden meiner Stücke verliebt, jetzt werden ihr schon die Episodenfiguren gefährlich.

Amadeus. Da müßtest du doch eigentlich stolz darauf sein.

Albertus. Stolz? Manchmal bedauert man doch, daß man dazu verurteilt ist, alle Schönheiten und Tugenden der Welt in die Gestalten zu legen, die man schafft, und daß einem fürs eigene Fortkommen nichts übrig bleibt als das bißchen Geist.

 
Vierter Auftritt

Die Vorigen. Cäcilie von rechts.

Peterl. Da ist die Mama!

Cäcilie. Guten Tag. Reicht allen die Hand. Grüß' dich Gott, Marie. Das ist aber schön! Hätt' ich das gewußt . . . Ich bin ein bißchen spazieren gegangen; das Wetter ist so wundervoll! – Na Peterl küßt ihn, schon gegessen?

Peterl. Ja.

Fräulein kommt von der Veranda herein. Guten Tag, gnädige Frau. Peterl hat noch nicht seinen Mittagsschlaf gehabt.

Marie. So, schläft er noch immer am Nachmittag? Unsere zwei haben sich das vollkommen abgewöhnt.

Albertus. Dafür spielen sie jetzt jeden Nachmittag ein wunderschönes Spiel, das sie selbst erfunden haben; es heißt »Trommler und Trompeter«.

Marie.